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Intertextualität in der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem
ОглавлениеÜber die erhobenen sprachlichen Befunde hinaus lassen sich auch einige bemerkenswerte Beobachtungen hinsichtlich der intertextuellen Beziehungen der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem zu antiken Prätexten anstellen. Im Folgenden sollen nur einige wenige Stellen1Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem etwas näher in den Blick genommen werden, eine systematische Aufarbeitung der intertextuellen Bezüge muss einer zukünftigen Arbeit vorbehalten bleiben.
Dass ein katechetischer Text biblische Prätexte aufruft, kann schwerlich verwundern und ist im Falle der Zehn Gebote (43–68) und des Vaterunser (202–212) auch offensichtlich. Andere biblische Prätexte sind dagegen dem durchschnittlichen Leser heute vielleicht weniger präsent. Hier seien nur wenige Beispiele genannt: Die Verse 134–137 stehen in Zusammenhang mit dem Neuen Testament (Mt 6,26;2 10,29. 31),3 ebenso Vers 152 (Mt 10,30; Lk 12,7). Auch die Ermunterung, sich nicht zu fürchten (130), findet sich in den genannten biblischen Prätexten oder ihrer unmittelbaren Umgebung.4 Vers 218 dürfte auf 1 Tim 2,5 zurückgreifen.
In CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 32 wird über Gott ausgesagt: „Nicht verderblich ist er, mein Kind, sondern barmherzig.“ Das griechische Wort für „verderblich“, δηλήμων, das bei Camerarius eine Eigenschaft bezeichnet, die (dem christlichen) Gott dezidiert nicht zukomme, ordnet dagegen in der Ilias kein geringerer als Apoll den Göttern zu, die nichts gegen die Misshandlung des Leichnams des Hektor durch Achill unternehmen.5HomerHomerIl.
Schon etwas komplexer ist der Fall in CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 20–22: Camerarius hebt hervor, dass Gott nach der Schöpfung der Welt die Sorge um und Herrschaft über die Welt in keiner Weise aufgegeben oder delegiert habe „wie einer, der ein Schiff auf dem Meer gedankenlos betrachtet von der himmlischen Schwelle“. Der Schluss des Verses 21 νῆ’ ὡς ἐνὶ πόντῳ findet eine fast genaue Entsprechung in dem Schluss von Hom. OdHomerOd.. 23, 234 νῆ’ ἐνὶ πόντῳ. Dort wird die Freude des glücklich mit seiner Gattin Penelope vereinten Odysseus mit der Freude von Schiffbrüchigen, die an Land gelangen, verglichen. Das Schiff (νῆ’ = νῆα = attisch ναῦν) wird freilich bei HomerHomer nicht wie bei Camerarius betrachtet (und, wie der Kontext deutlich macht, geleitet), sondern (von Poseidon) zerstört. Der fürsorglichen Herrschaft Gottes bei Camerarius steht also die zerstörerische Einwirkung Poseidons bei Homer gegenüber. Der Halbvers ἀπὸ βηλοῦ θεσπεσίοιο (CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 22) bildet ebenso den Schluss eines Hexameters in Hom. IlHomerIl.. 1, 591. Dort ist der Zusammenhang freilich ein deutlich anderer: Zeus schleudert Hephaistos „von der himmlischen Schwelle“. Auch hier ist von gewalttätigem Verhalten einer heidnischen Gottheit die Rede. Beide homerischenHomer Prätexte ließen sich einem Diskurs zuordnen, der die ‚Despotie‘ heidnischer Gottheiten der fürsorglichen Herrschaft (des christlichen) Gottes gegenüberstellt. Dieser Diskurs wird freilich explizit nirgends in den CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem thematisiert.
Camerarius scheint aber auch auf lateinische Prätexte anzuspielen. Diese These lässt sich durch die sich unmittelbar anschließenden Verse 23–25 belegen: Das Bild des politisch Verantwortlichen als Steuermann war bereits in der klassischen Antike etabliert und der Übergang vom Staats- zum Weltenlenker naheliegend. Besonderes Augenmerk verdient nun aber die von Camerarius Gott ausdrücklich zuerkannte Fähigkeit, während seiner Steuerungstätigkeit nicht einzuschlafen. Nun kann schon im Alten Ägypten der schlafende Gott negativ, nämlich im Zusammenhang mit fehlendem Weltregiment und daraus resultierender Ungerechtigkeit, gewertet werden.6 Viel näher liegt es aber, hier einen Rekurs auf die Palinurus-Episode im fünften Buch der Aeneis VergilsVergil zu sehen.7 Dort wird der Steuermann Palinurus nämlich tatsächlich, während er das Schiff steuert, vom Schlaf übermannt und stürzt ins Meer in sein Verderben (5, 833–871). Wiederum wird ein Kontrast markiert zwischen dem ohnmächtigen Menschen, der von dem als Gottheit personifizierten Schlaf überwältigt wird, und dem allmächtigen (christlichen) Gott.