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Aspekte literarischer Gestaltung
ОглавлениеDie Orientierung an der antiken Dichtung zeigt sich nicht nur auf dem Gebiet von Lexik, Morphologie und Intertextualität: So finden wir beispielsweise Gott zeusgleich mit einem Blitz ausgestattet (167: χερσὶ κεραυνὸν ἔχων).1 In den Versen 134–140 wird die Abhängigkeit des menschlichen Lebens von göttlichem Wohlwollen durch einen Hinweis auf die göttliche Fürsorge für Vögel, in den Versen 141–149 durch den Hinweis auf Pracht und Vergänglichkeit von Blumen illustriert.2HomerHomerIl. In beiden Fällen werden sogar Kataloge en miniature geboten (136: vier Vogelarten; 143–144: vier Blumenarten). Die absichtsvoll disponierende Hand des Dichters hat auch in Abschnitt 2 (Schöpfung der Welt) ihre Spuren hinterlassen: So werden in den Versen 14–15 die Bereiche Erde, Himmel und Wasser genannt.3Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem Die Reihenfolge dieser Benennung wird in den Versen 16–17, in denen die Bewohner der jeweiligen Bereiche genannt werden, aufrechterhalten.4Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem Die genannten drei Bereiche werden in den Versen 21–30 wiederum aufgeführt, diesmal jedoch in der genau umgekehrten Reihenfolge und mit der Modifikation, dass der nun an erster Stelle stehende Bereich des Meeres nunmehr auf einer Metaebene im Rahmen eines Gleichnisses (Gott als Steuermann der Welt) thematisiert wird.5Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem
Die literarische Gestaltung zeigt sich auch an der Gestaltung des Übergangs von dem Abschnitt über die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott (117–155) zu dem Abschnitt über die Eschatologie (156–179). Gliedert man den Text in kleinere Sinneinheiten auf, so ergeben sich nach den Versen 117–131, welche die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott allgemein in den Blick nehmen, sechs Klein(st)abschnitte: Diese thematisieren den von Gott gewährten Schutz (132–133), die Schutzbedürftigkeit des irdischen Lebens (134–141), die Vergänglichkeit der irdischen Pracht (142–151), den von Gott gewährten Schutz im Diesseits (152–155), den von Gott gewährten Schutz im Jenseits (156–158) und schließlich die Auferstehung der Toten und das Jüngste Gericht (159–179). Der Übergang zwischen den Versen 155 und 156 markiert freilich nicht nur den Übergang vom Kleinabschnitt über göttlichen Schutz im Diesseits zum Kleinabschnitt über göttlichen Schutz im Jenseits, sondern auch überhaupt den Übergang des Großabschnitts über die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott (117–155) zum Großabschnitt über Eschatologie (156–179). Der Übergang ist aber nicht etwa als abrupter Abbruch des einen und Anfang eines anderen Themas gestaltet. Vielmehr gehören die Kleinabschnitte über den göttlichen Schutz im Diesseits (152–155) und im Jenseits (156–158) aus einem anderen Blickwinkel betrachtet thematisch durchaus zusammen und lassen sich gemeinsam einem chiastischen Schema zuordnen: In diesem Schema rahmt das Thema des göttlichen Schutzes (132–133 und 152–158) zwei Kleinabschnitte, welche die Gefährdung des irdischen Daseins thematisieren (134–141 und 142–151). Wir sehen hier ein Muster von sich gegenseitig überlappenden Strukturen.