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3.2 Urbanisierung
ОглавлениеDes Weiteren macht der Vergleich der Schülerprodukte evident, dass einige Kinder die fortschreitende Urbanisierung als erhebliche Gefahr für Menschen, Tiere und Pflanzen wahrnehmen:
Abbildung 3: Wen ich ein unweltschuzerin wäre, würde ich dafür Sorgen das nicht mer so file Heuser gebaut werden damit nicht so file Tire schdärben und damit nicht so file beume gefalt wärden damit auch die meschen amleben bleiben. (Luisa)
Im negativen Horizont steht für Luisa der Bau zahlloser Häuser („so file Heuser“), der alle Lebewesen auf der Welt bedroht, während seine bewusste Reduktion die zukünftige Existenz der Menschen („damit auch die meschen amleben bleiben“), Tiere („Tire schdärben“) und Pflanzen („beume gefalt wärden“) sicherstellt. Um dieser massiven Gefahr Einhalt zu gebieten, bedarf es unbedingt einer „unweltschuzerin“: In dieser Position würde sie „dafür Sorgen“, dass die scheinbar nicht gänzlich aufzuhaltenden Prozesse möglichst wenig Schaden anrichten, was sich in der mehrfachen Wiederholung „nicht so file“ dokumentiert. Ihr Bild zeigt mit vier (Hoch)Häusern die Urbanisierung der Städte, mit der sich Menschen, Tiere in Gestalt von Rehen und Möwen sowie Bäume unter einer gelb-roten, wütend wirkenden Sonne konfrontiert sehen.
Ähnliche Sichtweisen sind in Takumis Erzählung zu rekonstruieren:
Abbildung 4: Wenn ich ein Bürgameister wäre würde ich wenigar Häuser und strasen bauen. dann würden Tier und Flazen weiter leben. Flanzen machen gute Luft und die adgase kaput. (Takumi)
Um den Neubau von „Häuser[n] und strasen“ einzuschränken, entwirft sich Takumi als „Bürgameister“, der qua Amt die Autorität zur Einleitung der notwendigen Handlungsschritte innehat. Sie gelten dem Schutz der Tiere und speziell der Pflanzen, von denen er sich „gute luft“ – dargestellt mit blauen Wolken – verspricht, denn sie machen die „adgase kaput“. Seine Entschlossenheit macht auch der kleine bunte Bagger deutlich, der eine bereits errichtete „Autoban“ abreißt.
Eine ähnliche Idee hat Stella, wenngleich sie etwas andere Akzente setzt:
Abbildung 5: Wenn ich ein Gärtner wäre, würde ich: viele Blumen und Bäume flanzen. Das die Menschen gute Luft griegen Und die Bienen, weil die Bienen uns helfen: für das essen, und den Honig. Sie bestreuen die Blumen und die Bäume (Stella)
Handlungsleitend ist in Stellas Erzählung das implizite Wissen um das Wachstum der Städte, dem die Natur zum Opfer fällt. Als Gegenpol hierzu imaginiert sie sich als „Gärtner“, der Bäume und Blumen pflanzt und dadurch die Luftqualität („gute Luft“) nachhaltig verbessert. Ihr misst sie eine herausragende Bedeutung für das Leben der Menschen und insbesondere der Bienen zu, die maßgeblich an der Nahrungsmittelproduktion („für das essen und den Honig“) beteiligt sind und als unermüdliche Bestäuber von Pflanzen außerdem biologische Vielfalt schaffen. Diese spiegelt sich auch in ihrem Bild wider: Zu erkennen sind Bienen, bunte Schmetterlinge, Vögel, Käfer, Sträucher, unterschiedliche Blumen mit verschiedenen Blütenfarben und ein kräftiger Kirschbaum, deren Unberührtheit auch „Glück“ verheißen, wie die strahlende Sonne, das Lächeln des Mädchens und die Aufschrift der Gießkanne verraten.