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Porträts der hellenistischen Herrscher

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Denkmälerbestand und Gattungen: Nach der hier geltenden Definition sind hellenistische Herrscherporträts die Bildnisse der Angehörigen aller hellenistischen Dynastien einschließlich der weiblichen Mitglieder. In den verschiedenen Materialgattungen sind insgesamt mehrere Hundert solcher Herrscherbildnisse erhalten. Hinzu kommen zahlreiche durch Inschriften und literarische Nachrichten überlieferte Bildnisse.

Im Bestand der Rundplastik finden sich mehr als hundert lebens- und überlebensgroße originale hellenistische Herrscherbilder, überwiegend in Bronze und Marmor, aber auch in lokalen Steinsorten gearbeitet. Hinzu kommen eine Anzahl nur in römischen Kopien erhaltener Bildnisse sowie zahlreiche kleinformatige Darstellungen. Rundplastische hellenistische Porträts sind dabei grundsätzlich Ganzkörperstatuen; erst die römischen Kopien geben Büsten und Köpfe wieder. Reliefdarstellungen sind nur in den Darstellungen der Ptolemäer auf den ägyptischen Reliefs überliefert. Die ehemals sehr prominenten Darstellungen auf Gemälden sind bis auf das Herrscherpaar von Boscoreale lediglich in der schriftlichen Überlieferung bezeugt. Herrscherbildnisse finden sich auch in der Glyptik, d.h. auf Gemmen und Kameen sowie auf zahlreichen Siegelabdrücken, vereinzelt auch auf toreutischen Arbeiten. In den Münzbildern der einzelnen hellenistischen Monarchien sind die Angehörigen der Dynastien in unterschiedlicher Gewichtung vertreten. Die Identifizierung der rundplastischen Bildnisse erfolgt in der Regel aufgrund von Münzvergleichen, wobei in vielen Fällen die Zuweisungen in der Forschung umstritten sind. Die Datierung der Porträts stützt sich auf die Lebensdaten der Dargestellten, auf Grabungsstratigrafie, vor allem aber auf stilistische Vergleiche.

Merkmale des Alexanderporträts:

Allen Überlieferungssträngen des Alexanderporträts gemeinsam sind folgende Kriterien: Das wichtigste Erkennungsmerkmal für Zeitgenossen und Nachwelt bildet die Frisur: Lange Locken umrahmen das Gesicht und über der Stirn streben die Haare in einem aufsteigenden Lockenwirbel nach oben. Dieses Haarmotiv erinnert sowohl an die Zeus-Ikonografie als auch an den Mähnenkranz eines Löwen. Seine Bedeutung für die Alexander-Ikonografie manifestiert sich auch darin, dass dieses Haarmotiv mit der Bezeichnung anastolē (griech. »Hochwerfen«, nämlich der Stirnhaare in einem Wirbel) eine eigene Begrifflichkeit erhielt. Die Frisur kann bei den einzelnen Porträttypen variieren, ihr Grundprinzip bleibt aber immer erkennbar. Typisch für Alexander ist zudem seine jugendliche Bartlosigkeit, die im Gegensatz zur klassischen Bärtigkeit griechischer Männer steht. Von nachfolgenden Herrschern und Bürgern als Vorbild aufgegriffen, wurde sie zu einer hellenistischen Modeerscheinung.

Die postum entstandenen Bildnisse erweitern das Porträt durch pathetische Formeln und betonen damit ideale Wesenszüge des Weltherrschers in überhöhender Form: Dazu gehören die dramatische Kopfwendung, die seine schwärmerische Sehnsucht ausdrückt, sowie eine vorgewölbte Stirnpartie mit tiefliegenden Augen und breitem Nasenrücken, die das Löwenhafte seiner Persönlichkeit zur Geltung

Funktion, Typologie, Ikonografie: Die rundplastischen Herrscherstatuen lassen sich ihrer Funktion nach einteilen in Ehren- und Kultstatuen. Die Ehrenstatuen für die Könige und ihre Angehörigen machten einen Großteil der hellenistischen Ehrenstatuen des 3. und 2. Jh.s v. Chr. aus. Wie die Inschriften auf den Statuenbasen zeigen, fungierten in der Regel städtische Institutionen als Stifter. Aufstellungsorte waren prominente Plätze der Städte wie die Agora oder das Theater.

Seit Alexander dem Großen konnten die hellenistischen Könige als Götter verehrt werden. Im Herrscherkult manifestierten sich dynastische Legitimation und Kontinuität, und es wurde Loyalität zum Herrscherhaus demonstriert. Es gab verschiedene Formen, die vom offiziellen Dynastiekult über städtische bis zu privaten Herrscherkulten reichten. Dabei konnten Bildnisse der lebenden Herrscher sowie der Ahnen und Angehöriger des Hofes in eigenen teméne (»Kultbezirken«) oder öffentlichen Gebäuden sowie in Tempeln anderer Gottheiten aufgestellt werden. Entsprechend der Ausrichtung des Herrscherkultes waren dynastische Familiengruppen von besonderer Bedeutung.

Die propagandistische Zielsetzung sowie die zu beobachtenden Zusammenhänge zwischen Münzporträts und plastischen Bildnistypen sprechen dafür, dass es offizielle Porträttypen gab. Allerdings sind weder regelrechte Kopienserien noch klare Typenabfolgen zu scheiden. Dies erklärt sich aus den allgemeinen Prinzipien der hellenistischen Kunst, die nicht auf Serialität, sondern auf Originalität abzielte.

Die Typologie der männlichen hellenistischen Herrscherstatuen umfasst Reiterstatuen, Panzerstatuen, bekleidete und nackte Herrscherfiguren; hinzu kommen sitzende oder stehende bekleidete Herrscherinnen. Eine Sondergruppe bilden die Ptolemäerstatuen im ägyptischen Pharaonentypus.

Bei den Nachfolgern Alexanders war die Annahme des Königtitels mit dem Tragen des Diadems als Herrscherinsignie verbunden. Entsprechend zeigen die Porträts die Monarchen mit dem Diadem. Im Zusammenhang mit der Angleichung an Götter können hellenistische Herrscherbildnisse Götterattribute aufweisen wie Aigis, Löwenfell, Strahlenkranz sowie Widder-, Stier- und Bockshörner.

Auf der Grundlage des durch Alexander geprägten neuen dynamischen Herrscherbildes entwickelten sich in den einzelnen hellenistischen Reichen eigenständige Bildnistraditionen. Diese wurden beeinflusst von den politischen und sozialen Verhältnissen und Akkulturationsprozessen, von dynastischen Zusammenhängen und propagandistischen Absichten. Dabei sind unterschiedliche Formen des Umgangs mit den Münzbildnissen und den rundplastischen Porträts zu beobachten; dies betrifft sowohl die Dynastien wie einzelne Herrscherpersönlichkeiten. So kennen wir Münzbildnisse aller Seleukidenkönige und einiger Königinnen, während rundplastische Bildnisse aufgrund der geringen Bedeutung des Herrscherkultes im Seleukidenreich eher selten sind. Anders in Ägypten, wo der Herrscherkult eine große Rolle spielte und zahlreiche rundplastische Porträts erhalten sind. Es finden sich sowohl griechische wie ägyptische Bildnistypen sowie Mischformen. Fehlende Münzbildnisse für einige Ptolemäer und Familienähnlichkeiten erschweren zum Teil die Identifikation der Porträts. Ähnlich schwierig ist die Situation bei den Porträts der Attaliden, deren Zuweisungen in der Forschung vielfach umstritten sind.

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