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Anfänge im Staub

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Als die Schlacht von Gaugamela am 1. Oktober 331 v. Chr. geschlagen war, gab es einen glanzvollen Sieger: den 25-jährigen Alexander (s. den Beitrag von J. Malitz). Nach Issos hatte er zum zweiten Mal sein Heer durch einen persönlich geführten Angriff auf das um den Großkönig Dareios III. gruppierte Zentrum des zahlenmäßig weit überlegenen persischen Reichsaufgebots zum Sieg geführt. Die Quellenlage erlaubt den Schluss, dass Alexander auf dem noch staubverhangenen Schlachtfeld von seinen Truppen spontan in einem ungeregelten Akt zum »König von Asien« ausgerufen wurde. Es ist darüber hinaus eine plausible Annahme, dass im Rahmen dieser Proklamation Alexander in einem situativen Vorgehen als Zeichen seines Sieges und zur Manifestation seiner neuen Machtposition mangels einer besseren Alternative von einer im Dunkel der Geschichte verborgenen Person oder Personengruppe ein Stück Stoff um den Knopf gebunden wurde. Trifft diese These zu, so lägen die Anfänge des Diadems als hellenistischem Königszeichen auf dem Schlachtfeld von Gaugamela.

Zwar vermag dieses Szenario die Entstehung des Diadems zu erklären, dessen späteren Erfolg hingegen jedoch nicht. Dafür ist es zunächst notwendig zu klären, welche Bedeutung der Proklamation auf dem Schlachtfeld innewohnte und welche Semantik der Bezeichnung »König von Asien« und der Alexander um den Kopf gebundenen Binde zuzuschreiben ist: Alexanders Ausrufung zum »König von Asien« besitzt weder eine staatsrechtliche Dimension noch beschreibt sie einen spezifischen Status; auch ist die Bezeichnung »König von Asien« weder ein Titel, noch ist sie mit einem spezifischen Territorium verbunden. Vielmehr ist »König von Asien« eine griechisch-makedonische Kreation, die nicht auf achaimenidische Vorstellungen zurückgeführt werden kann und auch nicht mit der geografischen Extension des Perserreiches deckungsgleich ist. Ebenso wie der Akklamationsruf »König von Asien« auf die Person Alexanders bezogen ist, so ist zunächst auch das Diadem ein Zeichen, das Alexanders Sieg in der Schlacht von Gaugamela manifestiert: Es ist ebenfalls auf kein definiertes Territorium bezogen, und auch ihm eignet keinerlei staatsrechtliche Komponente. Schließlich markiert es Alexander auch nicht als neuen Achaimenidenkönig.

Auch wenn das Diadem mit einem der größten Triumphe Alexanders verbunden war und wohl nach den Geschehnissen von Gaugamela zumindest partiell durch eine Herleitung von der Binde des Gottes Dionysos semantisch aufgewertet wurde: Zu Alexanders Lebzeiten spielte das Diadem in dessen herrschaftlicher Repräsentation eine allem Anschein nach allenfalls untergeordnete Rolle – womöglich gerade deshalb, weil es mit seinem entscheidenden Sieg über die Perser in Verbindung gebracht werden konnte und somit eher konträr zu seiner insbesondere seit dem Tod des Dareios III. im Juli 330 v. Chr. verfolgten Politik der Integration des bisherigen Gegners in sein neues Reichsgebilde stand.

Doch wie kam es vor diesem Hintergrund dazu, dass aus der zu Alexanders Lebzeiten eher marginalen, doch exklusiv auf diesen Herrscher bezogenen Stoffbinde das hellenistische Königszeichen schlechthin wurde?

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