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Den Herrscher markieren

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Am 26. August 1849, einen Tag nach seiner Proklamation zum Kaiser von Haiti, wurde der als Sklave geborene vormalige Präsident der Insel, Faustin Soulouque, im Senat mit einer über Nacht aus Pappe und falschen Edelsteinen gefertigten Krone gekrönt. Doch weder die Krönungszeremonie noch die Insignie stellten den glühenden Verehrer Napoleon Bonapartes zufrieden. Mit eigens in Paris angefertigten Regalia, einem Imitat der napoleonischen Insignien, kam es deswegen nach ebenso langwierigen wie aufwendigen Vorbereitungen am 18. April 1852 in der Kathedrale von Port-au-Prince zu einer erneuten Investitur: Im Rahmen einer überaus prachtvollen Zeremonie krönte sich Faustin I. wie sein Vorbild selbst und setzte seiner Frau Adélina eine Krone auf.

Auf instruktive Weise führt dieses Beispiel vor Augen, dass Alleinherrschaften wie jede politische Ordnung ritueller Akte und symbolischer Verdinglichungen bedürfen. In diesem Zusammenhang kommt Kopfbedeckungen in ganz unterschiedlicher Ausformung eine herausragende Rolle zu. Dies gilt zweifelsohne auch für das Diadem in hellenistischer Zeit. Doch auch wenn diese Aussage mit Sicherheit zutrifft: Obwohl das Diadem im Hellenismus allgegenwärtig war (s. Abb. S. 34, 55, 69, 112, 127, 134, 148, 157), so besteht wegen der überaus spärlichen und zugleich ungemein disparaten schriftlichen Quellenlage, die prima facie jeweils eine Vielzahl von Hypothesen ermöglicht, hinsichtlich einer ganzen Reihe von zentralen Fragen bezüglich dieses königlichen Symbols in der Forschung ein ›babylonisches Diademgewirr‹. Besonders deutlich manifestiert sich dies in der Diskussion um mögliche vorhellenistische Ursprünge des Diadems und seine Implementierung in die politische Symbolsprache der hellenistischen Welt in Form einer Translation, Adaption, Transformation oder Kreation. Weder ist die Annahme, dass das Diadem als spezifisch königliche Insignie dem Ornat des persischen Großkönigs entstammen würde und von Alexander dem Großen in sein eigenes royales Kostüm übernommen worden sei, zur communis opinio der Forschung geworden, noch die These, dass das Diadem einen griechischen Ursprung hätte und unmittelbar aus der agonistischen Siegerbinde abgeleitet werden könne. Gleiches gilt auch für den Ansatz, aus dem Diadem einen originären Bestandteil der traditionellen Tracht der makedonischen Könige zu machen, und für die Überlegung, in der Binde des Gottes Dionysos ein Vorbild für das Diadem der hellenistischen Herrscher auszumachen. Auch herrscht keine Einigkeit über die Frage, ob der Ursprung dieses am weitesten verbreiteten royalen Symbols im Hellenismus zeitlich bereits unter Alexander dem Großen oder erst unter den Diadochen zu verorten ist.

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