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Eine himmlische UNO

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Religiös fundierte Friedensvermittlung nach Jes 2,2–5

RAINER ALBERTZ

Nachdem dem ehemaligen Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, vor zwei Wochen der Westfälische Friedenspreis im Rathaus von Münster verliehen wurde, soll in dieser Ringvorlesung ein Text aus der Hebräischen Bibel erneut ins Gespräch gebracht werden, dessen visionäre Aussage, dass einst die Völker ihre Waffen zu Pflugscharen und Winzermessern umschmieden und das Kriegshandwerk nicht mehr lernen werden (Jes 2,4), die Bemühungen um den Aufbau einer internationalen Friedensvermittlung, welche kriegerische Konflikte verhindert bzw. beilegt, seit den Haager Friedenskonferenzen 1899/1907, der Gründung des Völkerbundes im Jahre 1919 bis hin zur Gründung der UNO im Jahr 1945 beeinflusst hat.1 Sinnfälligen Ausdruck bekam dieser Einfluss dadurch, dass die Sowjetunion der UNO im Jahr 1959 eine Bronzeskulptur von Jewgeni Wutschetitsch schenkte, welche – in der Manier des sozialistischen Realismus – einen Mann darstellt, der unter gewaltigen Hammerschlägen das Umschmieden eines Schwertes in Angriff nimmt und damit die prophetische Vision zu realisieren beginnt. Die Skulptur wurde trotz des damaligen Kalten Krieges im Garten der UNO am East River in New York aufgestellt, wo sie bis heute steht. Und nicht zufällig wählte die Friedensbewegung in der DDR in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts gerade diese Skulptur, die den ‚offiziellen‘ Friedenswillen der Sowjetunion dokumentierte, zum Emblem für Ihren Widerstand gegen die Militarisierung der DDR. Der an das alttestamentliche Prophetenwort angelehnte Slogan ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ wurde zur Parole der kirchlichen und politischen Friedensbewegung in Ost- und Westdeutschland gegen die Aufrüstung Europas mit atomaren Mittelstreckenraketen in den 80er Jahren;2 und er ist es bis heute in der amerikanischen Friedensbewegung (‚Swords into Plowshares‘) gegen den von Präsident Bush und seiner Regierung initiierten Irak-Krieg.

Um zu erkunden, ob der Rückbezug auf den an die 2500 Jahre alten Text aus der Hebräischen Bibel im politischen Diskurs um die internationale Friedensvermittlung überhaupt sachgemäß ist, soll erstens sein richtiges Verständnis abgesichert werden. Um diesen kurzen Text genauer zu verstehen, wird zweitens sein traditionsgeschichtlicher Hintergrund ausgeleuchtet. Drittens wird versucht den möglichen geschichtlichen Hintergrund des Textes zu erkunden. Viertens soll seine kontextuelle Einbettung untersucht werden, um damit etwas über die Rahmenbedingungen für das im Text geschilderte göttliche Friedenshandeln herauszubekommen. Und schließlich sollen wichtige Merkmale der göttlichen Friedensvermittlung herausgearbeitet werden, um damit Einsichten zur Mediation in internationalen Konflikten zu gewinnen, und zwar auch und gerade für deren religiöse Dimension. Dabei soll es auch um die Frage gehen, die Joachim Gauck letzte Woche aufgeworfenen hat, ob Wahrheit und Versöhnung konkurrierende Ziele oder gar Gegensätze bei der Bearbeitung von Konflikten darstellen, oder nicht doch bei jeder wirklich gelungenen Mediation zusammenkommen müssen.

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