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5.4 Hat Friedensvermittlung notwendig immer auch eine religiöse Dimension?

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In der berühmten Heilsschilderung aus dem Jesajabuch wird eine Form der Friedensvermittlung beschrieben, die durch und durch religiös imprägniert ist. Es mag sein, dass Mediationen in überschaubaren Konflikten im privaten oder auch wirtschaftlichen Bereich allein mit dem persönlichen Geschick eines Mediators auskommen. Doch je weitreichender die Konflikte werden und je fraglicher es wird, ob die Mediatoren nicht selber Partei im Konflikt sind und einen wirklich unabhängigen Standort für den gerechten Ausgleich einnehmen können, kommt meiner Meinung nach eine religiöse Dimension der Konfliktschlichtung ins Spiel. In der UNO, die eine rein politische Organisation sein will, besteht ja bei vielen guten Ansätzen und einzelnen gelungenen Missionen der Friedenssicherung das Hauptproblem darin, dass besonders die Vertreter der großen Nationen im Sicherheitsrat, der die Rolle eines internationalen Schiedsgerichts übernehmen sollte, nicht genügend bereit oder in der Lage sind, sich von den Interessen ihrer Staaten zu distanzieren, sondern die UNO mehr oder minder verdeckt dazu missbrauchen, die kurzfristigen weltpolitischen Interessen ihrer Staaten durchzusetzen.47 Bedürfte es nicht auch hier einer religiösen Dimension, um zumindest soweit von den mehr oder minder egoistischen Partikularinteressen Abstand zu gewinnen, damit die längerfristigen Ziele, die dem Allgemeinwohl der Weltgemeinschaft dienen, verfolgt werden können?

Bei der Wahl der Generalsekretäre der UNO wird dies immerhin ansatzweise sichtbar. Bevorzugt werden Angehörige kleiner Staaten, die keine eigenen weltpolitischen Ambitionen haben, aber viele dieser Personen haben oder entwickeln bei ihren Friedensvermittlungen ein ausgesprochenes Charisma. Wenn Sie die Rede von Kofi Annan bei der Verleihung des Friedenspreises im Fernsehen gesehen oder im Internet nachgelesen haben, dann werden Sie vielleicht gespürt haben, hier redet einer von einer Position jenseits des politischen Interessenkampfes, fast so wie ein Pfarrer von der Kanzel. Er redet den Politikern und uns allen ins Gewissen und strahlt dabei ein Charisma aus, das erst einmal überzeugt. Bedarf also damit ein international tätiger Mediator der Religion, nicht nur um andere von seinem Vermittlungsvorschlag zu überzeugen, sondern auch um seine Überparteilichkeit durchzuhalten und sich gegen alle nur möglichen Verdächtigungen zu erwehren?

Kofi Annan, protestantischer Christ, antwortete 2003 auf eine Frage von Hans Küng, aus welcher Quelle er seine persönliche Kraft beziehe, unter anderem: „In Zeiten der Krise muss man tief in sich hineingehen,um Stärke und Mut zu finden, weiterzumachen … Und natürlich hilft mir auch mein Glaube.“

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