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Schluss

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Die Gesellschaft steht heute vor riesigen Aufgaben. Dazu gehört neben dem Klimawandel auch die Frage nach dem sozialen Klima in unserer Gesellschaft. Aber ohne „den Boden zu festigen, auf dem wir stehen“, um noch einmal eine Formel von Carolin Emcke aufzugreifen, kurz: ohne Frieden, Demokratie und Solidarität können die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft nicht tatkräftig aufgenommen, geschweige denn bewältigt werden.

„Für ein offenes Land mit freien Menschen“ stand auf einem Plakat im Vorfeld der friedlichen Revolution in Leipzig am 4. September 1989. Mit ihrer Freundin Gesine Oltmanns hielt es Katrin Hattenhauer in die Höhe und wurde dafür eine Woche später noch mit einem Monat Haft bestraft.12 Diese Botschaft ist nach mehr als 30 Jahren wieder aktueller denn je, daran gilt es anzuknüpfen. Das tut zurzeit eine Plakataktion in Schwarz-Rot-Gold-Optik, vielleicht haben Sie schon einige ihrer Anzeigen gesehen mit Sätzen wie: „Wir leben Vielfalt nach dem Prinzip der Gleichheit.“, oder „Wir sind Liebe. Das bleibt. Und ein Land, das dazulernt“, oder „Wir glauben an die Freiheit. Und an die Freiheit des Glaubens.“ Darunter folgt jedes Mal: „Wir sind Rechtsstaat. Wir sind Rechtsstaat.“

Macht und Ehre, Stolz, Größe und Gewalt sind Vokabeln aus dem Wortschatz der Nationalisten, die leider für viele heute verständlicher sind als Worte wie Höflichkeit, Verantwortung, Lernen, Respekt, Solidarität und Empathie. Aber genau sie müssen wir für ein neues Selbstbild der pluralen Gesellschaft und zivilen Nation zurückerobern, wenn wir den europäischen Traum retten und nicht noch einmal in einem Albtraum enden lassen wollen. Wir sind Rechtsstaat, genauer: noch sind wir Rechtsstaat!

1 Joseph Addison, The Spectator Nr. 69 (1710), in: ed. Donald F. Bond, Oxford 1965, 238.

2 „Die einzige Gefahr liegt in einem Embargo. Auflagen und Restriktionen führen zu einer Ebbe. Es gibt nichts Vorteilhafteres als einen freien Hafen.“ Anthony Ashley Cooper, Third Earl of Shaftesbury, An Essay on Wit and Humour (1709) in: Characteristics of Men, manners, opinions, times, ed. John M. Robertson, Indianapolis 1964, 45 f. (Weitere Textverweise unter WH).

3 Ulrich Beck, Hg., Perspektiven der Weltgesellschaft, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1998, 7.

4 Beck, Perspektiven, 9.

5 Richard Sennett, Respect in a World of Inequality, Allen Lane, London 2003.

6 Begriffe wie Multikulturalismus und Relativismus.

7 Jeremy Rifkin, The Empathic Society 2008.

8 Autobiographie des Scheschi, s. J. Assmann, Ma’at, 100.

9 https://de.wikipedia.org/wiki/Obelisk_(Olu_Oguibe).

10 Carolin Emcke, Gegen den Hass, S. Fischer 2016, 211.

11 Hennig kommentiert: „Es wird immer Neues geben. Wichtig ist aber die Einbeziehung ‚alter‘ gewonnener Erfahrungen und Erkenntnisse.“ Es geht in der Schule also nicht nur um die Einzelnen mit ihren individuellen Interessen. Wichtig ist unbedingt auch das Milieu des Lernens und die förderliche Weitergabe von Wissen und Praktiken, die den Gemeinsinn fördern und dem sozialen Zusammenhalt dienen.

12 Am 1. Oktober 2015 empfing Katrin Hattenhauer von Präsident Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz.

Toleranz - schaffen wir das?

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