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DIE ERSTE NACHT – NACHFOLGE IST NEUER MUT

Das Gepäck bei einer Bergwanderung sollte begrenzt sein. Immerhin muss man – anders als im normalen Leben – in dieser Zeit alles, was man hat, auf dem Rücken mit sich herumtragen. Ich hatte mich daher auf das Nötigste beschränkt.

Die einzigen Dinge, die ich streng genommen nicht für die Wanderung brauchte, befanden sich in einer Vordertasche meines Rucksacks: eine Bibel und ein Notizheft. Beim Packen hatte ich beides fast automatisch in den Rucksack gesteckt, weil es schon lange meine Angewohnheit war, eine Bibel mitzunehmen, wenn ich das Haus verließ. Ich ahnte nicht, dass sie auf dem Berg wichtiger werden würde als alles andere im Rucksack.

Am ersten Tag fragte ich mich öfter, was ich mir da eingebrockt hatte. Ich war weder ein Kind der Berge noch sportlich oder mit großer Erfahrung im Wandern gesegnet. Ich spürte jeden Knochen und jeden Muskel meines Körpers. Ich spürte sogar Muskeln, von denen ich gar nicht geahnt hatte, dass ich sie besaß. Als ich schließlich bei der ersten Hütte ankam, saß ein größerer Teil (sprich: der Rest) der Gruppe bereits mit einem Bier in der Abendsonne an einem Tisch.

Nach einem ordentlichen Hüttenessen fielen wir auf das Schlaflager. Mein Kopf hatte noch nicht ganz das Kissen berührt, da schlief ich schon. Allerdings nicht so lange, wie ich es mir ausgemalt hatte. Schon nach ein paar kurzen Stunden wurde ich wieder wach. Ich dachte an die Orte und die Erfahrung im Krankenhaus, die ich hinter mir gelassen hatte. Ich fragte mich, ob sie wohl am Fuß des Berges auf mich warten würden, um mich freudestrahlend wieder in Empfang zu nehmen, wenn ich zurückkam.

An Schlaf war nicht mehr zu denken! Ich schälte mich aus meinem Schlafsack, nahm meine Bibel und stieg so leise wie möglich die Leiter aus dem Schlafsaal hinab. Draußen setzte ich mich unter den Sternenhimmel und betete. Mit wenigen Worten legte ich alles vor Gott hin. Ich wusste, dass ich zwar aus dem Krankenhaus entlassen, aber noch lange nicht heil war. Ich schlug wieder die Stelle auf, als Abraham unter dem Sternenhimmel sitzt und sich bloß an Gottes Verheißungen klammern kann. Ich fühlte mich diesem Mann so nahe.

Für mich gab es in diesem Moment nichts anderes als Gottes Verheißungen. Ich war überwältigt. Sowohl positiv als auch negativ. Ich war überwältigt von Gottes Schönheit und seiner Macht. Aber gleichzeitig war ich ein Junge, der auf einem Berg saß und Angst hatte.

Ich rang damit, eine Kirche im platten Land von Schleswig-Holstein mit neuem Leben zu füllen. Ich rang mit meiner eigenen Angst, die mir immer wieder sagte, dass ich nicht zum Leiten berufen sei.

Es waren die gleichen Ängste, die große Männer und Frauen in der Geschichte Israels empfunden haben. Auf den Seiten der Bibel können wir darüber lesen. Im echten Leben verstecken wir sie lieber in einem tiefen Loch oder hoch oben auf einem Berg.

Es ist nicht falsch, Angst zu empfinden. Aber es ist falsch, diese Angst das letzte Wort in seinem Leben haben zu lassen. Die Menschen, die die erstaunlichsten Dinge zur Ehre Gottes vollbringen, sind nicht diejenigen, die am wenigsten Angst haben. Oft sind es gerade die Menschen, die mit der intensivsten Angst umgehen. Aber anstatt sich von dieser Angst ihre Träume zerstören zu lassen, klammern sie sich nur umso fester an Gott. Sie halten Ausschau nach den sichtbaren Momenten von Gottes Leitung und folgen ihnen. Und den Rest überlassen sie ihm.

Dies taten auch Abraham und Sara, die ich in dieser Nacht auf dem Berg getroffen habe und von denen die nächsten Kapitel handeln. Gott öffnete mir durch diese beiden Menschen und ihre »Hier bin ich«-Momente neu die Augen. In dieser ersten Nacht stellte er meine Angst und meine Unsicherheit auf die Probe.

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