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Was uns Angst macht

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Wovor hast du Angst? Ich glaube, es ist ganz gut, dass wir hier diese Frage stellen. Immerhin ist Angst der größte Faktor, der Veränderungen in unserem Leben blockiert.

Wenn ich von mir ausgehe, bin ich sicher, wir könnten eine Doppelseite mit Gründen für Angst füllen.

Ich hatte schon als Kind immer viel mit Angst zu kämpfen und meine Eltern hätten mich wahrscheinlich als ängstlich beschrieben. Ich blieb ungern alleine, fand mich nur schwer in neuen Umgebungen zurecht und eine Situation wie im Film »Kevin allein zu Haus« wäre mein Ende gewesen. Da hätte es nicht einmal die Einbrecher gebraucht.

In meiner Kindheit gab es eine Zeit, da konnte ich kaum in meinem Zimmer schlafen, das zur Straße hin lag. Hin und wieder fiel das Licht eines Autos durch meine Fenster. Es war kurz nach meinem Geburtstag und an der Deckenlampe hingen noch Luftballons. In einer stürmischen Nacht schlug der Baum vor meinem Fenster mit seinen Ästen gegen die Scheibe. Dazu fiel immer wieder Licht herein und traf auf die Luftballons an der Lampe. Ich lege noch heute meine Hand dafür ins Feuer, dass die Schatten an der Wand wie riesig große Dinosaurier aussahen. Dass ich kurz zuvor zum ersten Mal Jurassic Park geguckt hatte, war nicht wirklich hilfreich.

Die größte Angst hatte ich aber bei meinem Umzug in die neue Gemeinde. Nicht nur, dass es ein neuer Wohnort, ein neues Haus und neue Menschen waren. Alles um mich herum war neu und ich war allein. Ich kannte natürlich auch alle Geschichten, die man sich im Predigerseminar so erzählte. Dorfbewohner spionieren in die Fenster. Menschen stehen unangekündigt im Haus. Jeder Schritt ist sofort allen bekannt. Außerdem war es eine neue Verantwortung. Ich sollte der neue Pastor sein. Wie war die Geschichte der Gemeinde? Wie war die Verkündigung bisher? Wer sollte die Gemeinde mit mir leiten? Was würde ich tun, wenn sich in einem Jahr herausstellte, dass ich überhaupt nicht in der Lage war, meine Aufgaben zu erfüllen? Was sollte ich tun, wenn der Druck zu groß würde? Wie so oft waren die Ängste größer als die Realität.

Denn genau darin ist die Angst die Königin: Sie verbiegt die Realität, bis nichts mehr zusammenpasst. Wie oft erwische ich mich dabei, dass ich so viel mehr auf die Stimme um mich herum höre und nicht auf Gott. Höre ich auf die Stimme der Angst, lege ich mein Vertrauen in das Unbekannte und die Unsicherheit – und das sind beides Bereiche, die mir keine Sicherheit geben können. Allein die Stimme Gottes ist dazu in der Lage. Daher stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, im Unbekannten auf die vertraute Stimme zu hören, denn es ist Gottes Stimme, die den Weg weist.

Ein Neuanfang mit Gott bedeutet, sich von dieser Angst nicht gefangen nehmen zu lassen. Die Stimme der Angst kann uns nämlich nur im Kreis führen. Sie geht Umwege, bringt vom Weg ab, bis sie uns schließlich im Dunkeln allein lässt. Dabei spielt sie ein Spiel auf Zeit. Abraham war sich sicher, dass nach 75 Jahren kein Nachkomme mehr kommen würde. Mit jedem Jahr, das verging, schwand die Hoffnung mehr und mehr.

Wie lange wartest du schon? Was ist dein Weg ins Unbekannte, den du nicht von dir aus gehen willst? Wo muss Gott dich erst hinrufen, damit du dann weißt, dass seine schützende Hand über dir ist? Der Weg zum größten Sieg führt am Ende meist durch das Tal deiner größten Angst.

Ich hätte mein achtundzwanzigjähriges Ich auf das, was vor mir lag, nicht vorbereiten können. Wie bereitet man sich auf das Unbekannte vor? Ich bin froh, dass ich nicht wusste, was kommen würde. Aber ich wünschte, ich hätte gewusst, dass Gott mir selbst in dieser dunklen Zeit etwas geben würde, das mir nie genommen werden konnte – er gab mir sich selbst. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass es nie ein Fehler sein würde, Gott zu vertrauen.

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