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ABRAHAM & DER NEUE ANFANG Sterne

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Der Mann wischte sich über die Wange. Ein letzter Rest Sand knisterte zwischen seinen Fingern. Die feinen Körner waren überall, daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Neben ihm brach ein Scheit im Feuer. Er zog den Mantel fester um seine Schultern. Die Nächte wurden immer kälter.

So viele Jahre war er schon unterwegs. Von einer Steppe zur nächsten. Von einem Brunnen zum anderen. Es war ein unstetes Leben. Trotzdem liebte er es. Hätte es gegen nichts in der Welt eingetauscht. Selbst wenn seine Knochen langsam anfingen, zu knacken.

Sara schlief schon seit einigen Stunden im Zelt. Sie hatte alles für ihn und den gemeinsamen Weg aufgegeben. Die ganzen Jahre war sie immer an seiner Seite geblieben. Er hätte sich nichts Besseres wünschen können.

Doch er merkte, dass die langen Reisen ihr mehr und mehr zusetzten. Sie wurde älter.

»Wie lange noch?«, seufzte er in die kühle Abendluft. »Wie lange noch?«

Er strich sich über seine eigene, faltige Haut. Nicht nur seine Frau wurde älter.

In letzter Zeit hatte er oft an die Tage ihrer Jugend gedacht. Bevor sie ein Leben auf Wanderschaft begonnen hatten, immer mit seiner Sara an seiner Seite und ihrem Hab und Gut im Schlepptau.

So viele Träume hatten sie gehabt. Und vor allem diesen einen Traum, größer als alle anderen. Einen Nachkommen. Seine Familie hatte immer wieder gefragt. Er wusste, dass sie darauf warteten. Ihm selbst ging es ja nicht anders. Er schloss die Augen und sog die kalte Nachtluft tief in seine Lunge. Die Tränen liefen inzwischen unkontrolliert. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so geweint hatte. Er fuhr sich über das Gesicht. Atmete langsam ein und aus.

Und mit einem Mal traf es ihn. Da war sie wieder! Eine Stimme, fein wie ein Lufthauch. Ein Schauer überfuhr ihn. Er war dieser einmaligen Stimme bis hierher gefolgt. In vollstem Vertrauen und ohne einen Blick zurück. Schritt um Schritt. Kilometer um Kilometer. Jahr um Jahr. Hoffnung um Hoffnung. Mit knackenden Knien erhob er sich. Er griff nach seinem Stab und folgte der Stimme. Wie mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Auf einer Anhöhe blieb er stehen. Über ihm tat sich der Himmel auf. Die Wolken zogen sich zurück. Von einem kleinen Windhauch getrieben, verschwanden sie aus seinem Blickfeld. Abermillionen kleine Lichter leuchteten über ihm am Wüstenhimmel. Die Tränen in seinen Augen ließen sie funkeln und über den Himmel tanzen. Dann hörte er wieder die Stimme. Langsam und ganz deutlich sprach sie. Abraham sog jedes Wort in sich auf. Jetzt wusste er, warum er den weiten Weg zurückgelegt hatte.

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