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1.7 Die Arbeit ruft
ОглавлениеIch starrte
auf die Zeilen. „Seele verkaufen“, eine echt kranke Fantasievorstellung...
Manchmal war ich beim Schreiben wie in Trance. Kein Wunder bei all dem Stoff, der 24 Stunden am Tag durch meine Blutbahnen zirkulierte.
Noch einmal zog ich mir den Kunstschnee bis weit hinter die Hirnrinde. Die weißen Pferde, wie erwartet erwachten sie schockartig aus ihrem trägen Tagtraum. Ich ließ die Zügel los und sie galoppierten fröhlich drauflos so wie mein Herz, das mit jedem hektischen Schlag das Gift durch meine Blutbahnen pumpte und in meinem Körper verteilte. Ich lehnte mich gegen den Spülkasten und versuchte, mich zu entspannen. Das Koks löste manchmal ein echt beängstigendes Chaos in mir aus. Andererseits herrschte ohne das Zeug leider meistens nur noch Funkstille.
Ich zündete mir einen Glimmstengel an, klappte den Klodeckel hoch und beschloss, erst einmal ein fettes Ei zu legen. Meiner Erfahrung nach waren es gerade die profanen Alltäglichkeiten wie zum Beispiel der Stuhlgang, die am nachhaltigsten zur Entspannung meiner überdrehten Hirnzellen beitrugen.
Als ich eine Viertelstunde später die enge Kabine verließ, fühlte ich mich wie neugeboren. Du musst die Sache positiv sehen, sagte ich mir. Denk an all die Kohle, die du hier verdienst.
In der Frauentoilette nebenan war der öde 08/15-Fick endlich im Kasten. Jetzt fehlte nur noch der sogenannte Cum-Shot, also die Einstellung, wo der Typ abspritzt. Meistens volle Pulle ins Gesicht der Frau, weil die Kunden das angeblich ganz toll fanden und sich gar nicht sattsehen konnten an Frauengesichtern, die mit zähflüssigem Sperma besudelt waren.
Ich fand diese Bilder, die ganze Situation am Set während dieser speziellen Kameraeinstellung, immer ziemlich daneben. Da knieten die Mädels vor den Typen, die sich einen runterholten, nur um ihr ihren Samen an den Kopf zu ballern. Mit ihren weit aufgerissenen Mündern wirkten sie auf mich wie fleischgewordene Pissbecken, sie ähnelten den Urinalen auf dem Herrenklo.
Irgendwie kam es mir absurd vor, wie wir vom Aufnahmeteam um diese ohnehin schon irre Szenerie herumlungerten und darauf warteten, dass die Stecher endlich zum Schuss kamen.
Ich fragte mich, warum die Konsumenten diese Störung hatten und so verrückt waren nach diesen hässlichen Bildern. Meine Vermutung war, dass die Typen in ihrer Kindheit ihre orale Phase nicht richtig ausgelebt hatten. Egal, irgendwann hörte ich auf, darüber zu grübeln, warum die Leute so kaputt waren. Was ging es mich an?