Читать книгу Seine Frau - Hanne-Vibeke Holst - Страница 18

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Kann man vom eigenen Mann vergewaltigt werden? Hat man es nicht selbst darauf angelegt? Wie wenn man freiwillig in einen Lastwagen hüpft und den Fahrer glauben macht, man sei achtzehn, obwohl man erst sechzehn ist? Wie wenn man selbst weiß, dass man eigentlich zu groß ist, um auf dem Schoß zu sitzen? Oder wie wenn man sich oben ohne von einem Fotografen für das Ekstra Bladet fotografieren lässt und das Mädchen des Monats wird?

Eine interessante Frage, die ich überlege, dem Kaufmann im Godthåbsvej zu stellen, als ich bei ihm die Vormittagszeitungen, Lottoscheine, Zigaretten und, na schön, eine Flasche Weihnachtsaquavit hole. Ein Sonderangebot. Eigentlich verteile ich meine Alkoholkäufe auf das Viertel, aber der Kaufmann öffnet früh, und in letzter Zeit habe ich es, ehrlich gesagt, nicht geschafft, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Und genau hier kommt die Diskussion um Gewalt in der Ehe ins Spiel; eine Diskussion, die ziemlich theoretisch erscheint, wenn man zum zweiten Mal innerhalb einer Woche so brutal genommen worden ist, dass es aus dem Enddarm blutet. Er ist wie besessen, was dieses Loch angeht. Als würde das andere ihn abtörnen. Meine Scheide ist schlaff geworden, sagt er, und beißt mich fest ins Ohrläppchen, während er mein Gesicht in das cremefarbene Zierkissen presst, das er auf den Esstisch gelegt hat. Es dient dazu, meine Schreie zu dämpfen, lässt ihn aber auch schneller kommen. Oder überhaupt kommen. Wenn er mein Gesicht nicht sieht, aber spüren kann, dass ich zappelnd Widerstand leiste, dass ich nach Atem ringe. Er kann mich ersticken, wenn er will. Das liegt ganz in seiner Hand.

»Und, sehen Sie Ihren Mann jetzt öfter? Jetzt, wo sie in der Opposition sind?«, fragt der Kaufmann, ein Morgenmensch, als ich die Waren auf das Kassenband lege. Das ist nett gemeint, und ich würde gern in dem gleichen unbeschwerten Ton antworten. Doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich bin allmählich aus der Übung, mit Leuten zu reden. Deshalb verziehe ich auch nur das Gesicht zu einer seltsamen Grimasse, während der Kaufmann sich selbst eine Antwort gibt, ohne zu ahnen, wie sehr er den Nagel auf den Kopf trifft. »Nun ja, man kann sich auch zu viel sehen. Ist das alles?«

Ich nehme noch Weihnachtskerzen und eine Tüte Schmalzgebackenes mit. Wir haben schon Anfang Dezember, und ich vergesse diese Kerzen immer. Vielleicht trinke ich mich wirklich um den Verstand. Ich habe auch bereits wieder vergessen, was ich ihn fragen wollte. Nun ja. Es fällt mir erst wieder ein, als ich mit der Plastiktüte mit meinem jämmerlichen Verliererkauf draußen auf dem Bürgersteig stehe und warte, die Straße überqueren zu können. Kann man vom eigenen Mann vergewaltigt werden? Das kann man wohl. In Guatemala oder in Pakistan, habe ich gelesen. Aber ich kann das nicht. Denn ich habe es selbst darauf angelegt.

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