Читать книгу Seine Frau - Hanne-Vibeke Holst - Страница 19
ОглавлениеDie Macht zu verlieren, heißt auch, die Privilegien der Macht zu verlieren. Heißt, auf den Bus warten zu müssen, der nicht kommt, und die Blicke auszuhalten und vielleicht auch den einen oder anderen etwas zu voreiligen oder anmaßenden Kommentar. Und, vermissen Sie das Ministerauto? Es heißt auch, in einer Schlange im Morgenverkehr auf dem Åboulevard festzustecken und zu hören, wie der Nachfolger sich in den Radionachrichten über die Verhandlungen zur Finanzgesetzgebung auslässt, die man selbst so viele Jahre geleitet hat, dass man das Staatsbudget bis zu den kleinsten Posten in Kronen und Øre kennt. Heißt, aus seinem Büro geworfen zu werden, seinen Schubladeninhalt in Umzugskartons packen zu müssen, und seines Handys, seines Zeitungsabos, seines Einflusses auf die politische Tagesordnung und des Zugriffs auf die Presse beraubt zu werden. Und es heißt, nicht mehr über den riesigen Serviceapparat zu verfügen, zu dem das umfassende Verständnis der persönlichen Sekretärin dafür gehört, dass der Begriff Ministerbedienung auch den Einkauf von Weihnachtsgeschenken für die Ehefrau umfasst. Somit heißt die Macht zu verlieren auch, gezwungen zu sein, sich selbst ein Weihnachtsgeschenk für die Frau ausdenken und kaufen zu müssen, die man wieder einmal weit über das vertretbare Maß hinaus misshandelt hat, weil man seine Frustrationen nirgendwo anders abreagieren konnte. Sicher, man kann zum Glück fluchend auf die Hupe drücken, wenn ein Umzugswagen bei Rot über die Kreuzung in der Gyldenløvsgade fährt, und man kann ein Idiot! herausbrüllen und damit die Gedankenreihe kappen, die der Anblick der Gräfin-Danner-Stiftung, dem Krisenzentrum für misshandelte Frauen, bei einem Mann in Gang setzt, der selbst vor nun bald fünfundzwanzig Jahren mit dabei war, die Übernahme dieses vom Abriss bedrohten Hauses durch die Emanzen zu unterstützen. Dass gerade dieser junge Arbeitsminister der Held der Emanzen wurde, muss als Ironie des Schicksals bezeichnet werden, doch auch das lässt Gert Jacobsen hinter sich, als er kräftig aufs Gaspedal tritt, um noch bei Gelb hinüberzukommen, bevor die Ampel an der Nørre Farimagsgade auf Rot schaltet.