Читать книгу Seine Frau - Hanne-Vibeke Holst - Страница 8

Оглавление

Charlotte, meine Liebe!«, ruft er, als sie auf dem Parkplatz der Reitbahn auf ihn zugestürmt kommt – er will gerade in das Ministerauto steigen, das ihn nach Hause bringen soll. Eigentlich hatte sich der Fahrer auf eine längere Wartezeit eingestellt, doch der Staatsminister ist plötzlich wie ein Schatten in der Novembernacht aufgetaucht. Allein, mit abgehetztem Gesichtsausdruck, wie ein König auf der Flucht. Doch als er die Umweltministerin erblickt, nimmt er Haltung an. »Ich fürchte, das Fest ist vorbei«, lächelt er mit einem Blick zu den hellen Fenstern der Burg hoch.

»Ich habe mit meinen Jusos zu Hause gesessen«, sagt sie wie zur Entschuldigung für ihr spätes Eintreffen in der Burg. »Sie haben wie die Wahnsinnigen für mich geschuftet.«

»Das muss man sagen! Herzlichen Glückwunsch zur Wahl! Es freut mich«, sagt er und bleibt mit der Hand auf der Autotür stehen.

»Es ist noch nicht sicher«, sagt sie ausweichend und zieht die Schultern hoch. »Aber es sieht ganz so aus, als bekäme ich einen der beiden Sitze im Wahlkreis Søndre Storkreds. Davon abgesehen, ist das eine Scheißwahl!«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, lächelt er und schiebt seine Brille hoch. »Wir haben trotz allem eine Million Stimmen bekommen.«

»Das ist nicht gerecht!«, beharrt sie und stampft mit dem Fuß auf, während ihr frostiger Atem sie wie eine weiße Dampfwolke umgibt.

»Charlotte, gönn es dir, dich zu freuen. Du hast herausragende Arbeit geleistet! Du hast sie aufgerüttelt da draußen auf Amager, das sage ich dir!«

»Offenbar nicht herausragend genug«, beharrt sie und klappert mit den Zähnen. Sie ist zu dünn angezogen. Die Kälte kriecht unter ihren Mantel und drängt sich unter das leichte Wickelkleid. Er hat auch keinen Mantel an, den hat er auf den Rücksitz geworfen, zusammen mit der Aktenmappe, die sie von den vielen Sitzungen in den letzten Monaten kennt.

Er lächelt sie an, fährt sich mit der Zunge über die Kante des goldenen Schneidezahns, wie er sich das in der letzten Zeit angewöhnt hat, wenn er unsicher ist oder seine Zweifel hat. Charlotte sieht ihn angespannt an, konzentriert sich auf seine Lippen wie ein Lippenleser, der nicht will, dass ihm die kleinste Nuance entgeht.

Er hätte daran anknüpfen und sagen können: »Wir haben es nicht gut genug gemacht«, vielleicht sogar: »Ich habe es nicht gut genug gemacht.« Stattdessen legt er ihr eine Hand auf den Arm und sagt: »Du darfst das nicht so schwer nehmen! Schließlich ist niemand gestorben.«

Daraufhin nickt er noch einmal zu den hellen Fenstern der Burg hoch, während er Miene macht, sich ins Auto zu setzen. »Du kannst dir noch immer ein Fassbier sichern.«

Seine Frau

Подняться наверх