Читать книгу Psychologie für Sportschützen - Hannes Kratzer - Страница 16
Anhand welcher Kriterien kann man die Konzentrationsfähigkeit beurteilen?
ОглавлениеDiese Frage wird immer wieder von Trainern gestellt, oft verbunden mit der Bitte, entsprechende Konzentrationstests zur Verfügung zu stellen. Deshalb auch ein deutliches Wort: Der Einsatz von Konzentrationstests ist prinzipiell nur dann sinnvoll, wenn bei der Testauswahl die speziellen Anforderungen der schießsportlichen Disziplin und das Alter der zu untersuchenden Sportler berücksichtigt wird. Der unkontrollierte Einsatz von Testverfahren, herunter geladen aus dem Internet oder entnommen aus populärwissenschaftlichen Zeitschriften, führt häufig zu Fehleinschätzungen und sollte deshalb vermieden werden. Auch ohne Testverfahren ist eine hinreichend verlässliche Einschätzung der Konzentrationsfähigkeit möglich. Entscheidend für die Qualität der Beurteilung ist das Vorliegen detaillierter Beobachtungsdaten über einen längeren Zeitraum. Beurteilungen, von Trainern anhand nachfolgender Gesichtspunkte erarbeitet, erbrachten eine gute Übereinstimmung mit gleichzeitig durchgeführten Konzentrationstests.
① Ist der Sportler nach langem, intensiven Spezialtraining kaum noch in der Lage, konzentriert mitzuarbeiten, so ist das ein wichtiger Hinweis auf eine ungenügend ausgeprägte Konzentrationsausdauer. Wird gegen Ende des Trainings die Vorhersage der Schussabgabe deutlich schlechter (zum Beispiel „Acht links“, tatsächlich „9 rechts), so deutet das auf Konzentrationsschwankungen bzw. Konzentrationsausfälle hin.
② Orientiert sich der Schütze relativ stark auf Nebendinge (andere Schützen, Zuschauer) und lässt sich dadurch beeinträchtigen, zeigt das seine Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu konzentrieren.
③ Fehlschüsse sind oft darauf zurückzuführen, dass grundsätzliche Sachverhalte (zum Beispiel Wind-, Lichtverhältnisse, Schussvorbereitung, Abzugsverhalten) wider besserem Wissens im konkreten Fall nicht beachtet werden. Hier gelingt es dem Schützen nicht, die notwendige Verteilung der Aufmerksamkeit auf mehrere wichtige Sachverhalte zu sichern.
④ Der Sportler lässt sich mitunter durch kleinste Störungen während des Trainings oder Wettkampfes so stark ablenken, dass sich das nachteilig auf die Leistung auswirkt. Der Sportler ist nicht in der Lage, unwichtige bzw. störende Reize aktiv abzuschirmen.
⑤ Wettkampf- oder Serienunterbrechungen lenken den Schützen von der Wettkampfgestaltung ab; er kommt aus dem Rhythmus und ist nicht in der Lage, den Wettkampf nach der Unterbrechung wieder mit voller Konzentration aufzunehmen. Auch nach Wettkampfpausen gelingt es ihm nicht, sich zu konzentrieren und auf die folgenden Serien einzustellen. Der Schütze hat noch nicht gelernt, seine Aufmerksamkeit entsprechend den Anforderungen (Entspannung - Grundbereitschaft - höchste Konzentration) umzuschalten.
Betrachten wir unsere Schützen anhand dieser Kriterien, so werden wir deutliche Unterschiede feststellen. Gleichzeitig sind damit wesentliche Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit gegeben.