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Was verstehen wir eigentlich unter Eignung?

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Eignung ist die Bezeichnung einer hinreichenden Übereinstimmung von personellen Leistungsvoraussetzungen und aufgabenabhängigen Anforderungen bei konkreten Tätigkeiten als „Geeignetsein“; zugleich Ziel und Zweck der Ausbildung (Training) als „Geeignetmachen“.

(Clauß u.a., 1981)

Die Aufgabe des Trainers besteht in erster Linie im „Geeignetmachen“. Deshalb sollte man die Eignung auch immer unter mehreren Aspekten sehen.


❶ Trainingsmethodischer Aspekt

Wenn wir „Geeignetmachen“ als unsere Hauptaufgabe ansehen, dann ist auch der trainingsmethodische Aspekt von herausragender Bedeutung. Im Auswahlprozess werden Stärken und Schwächen der einzelnen Sportler aufgedeckt. Das ermöglicht von Anbeginn eine effektive Ausbildung der jungen Schützen, die gezielt auf die Überwindung bestimmter Schwächen bzw. auf die Nutzung konkreter Vorzüge gerichtet sein kann.

❷ Leistungsaspekt

Es werden jene Schützen ausgewählt und besonders gefördert, deren zukünftige sportliche Leistungsfähigkeit mit höchster Wahrscheinlichkeit im Bereich der ermittelten Prognoseleistung für die betreffende Disziplin liegt. Deren Höhe hängt davon ab, auf und für welche Ebene ausgewählt wird (Vereins-, Kreis-, Landesebene, nationale oder internationale Ebene).

❸ Individueller Aspekt

Eine wissenschaftlich begründete Überprüfung ist immer auch ein Hilfsmittel für die individuelle Beratung, Steuerung und Förderung der Sportler. Das Vorgehen beugt individuellen Fehlentscheidungen und Rückschlägen vor und trägt dazu bei, konflikthafte Persönlichkeitsentwicklungen zu vermeiden.

Fehlt einem Pistolenschützen beispielsweise die Fähigkeit zur exakten Einschätzung einer Mittenlage (optische Diskriminationsfähigkeit) so wird sich das in seiner Disziplin irgendwann als limitierend (leistungsbegrenzend) erweisen. Sind die anderen leistungsbestimmenden Komponenten aber vorhanden, so steht einer erfolgreichen Entwicklung in einer anderen Disziplin (z.B. Wurfscheibe) nichts im Wege.

❹ Ökonomischer Aspekt

Auch im Leistungssport kommt es darauf an, die zur Verfügung stehenden materiellen Mittel zweckmäßig und konzentriert an der richtigen Stelle einzusetzen. Die Förderung talentierter Schützen mit Sportgeräten oder finanziellen Mitteln ist immer dann nachhaltig begründbar, wenn entsprechende Überprüfungsergebnisse vorliegen. Irrtümer und Fehlentscheidungen werden verringert, mit gleichem oder geringerem materiellen Aufwand kann unter Umständen mehr erreicht werden.

Ein solches Verständnis von Eignung und Auswahl führt zu einem methodisch begründeten Einsatz der verschiedensten Überprüfungsmethoden (KASTEN 4).


Über apparative Möglichkeiten zur Überprüfung der taktil-kinästhetischen Diskriminationsfähigkeit (Sensibilität) im Finger verfügen die Messplätze in den Bundesleistungszentren.

Aufgrund der in den Untersuchungen erreichten Ergebnisse wird jedem Sportler ein sogenanntes Eignungsprädikat zugeordnet:

❶ Besonders geeignet

Die leistungsbestimmenden Komponenten sind in ihrer Mehrzahl überdurchschnittlich ausgeprägt, es bestehen keine nennenswerten Mängel.

❷ Geeignet

Die Ergebnisse sind durchschnittlich bis überdurchschnittlich, wobei innerhalb des guten Gesamtniveaus bei einzelnen Komponenten (max. 2) unterdurchschnittliche Ausprägungsgrade vorliegen können.

❸ Bedingt geeignet

Die leistungsbestimmenden Komponenten sind in der Regel durchschnittlich ausgeprägt, einige Ergebnisse (max. 3) sind deutlich unterdurchschnittlich.

❹ Ungeeignet

Die überprüften Komponenten sind in ihrer Mehrzahl unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Eine derartige Prädikatisierung wirft natürlich verschiedene Fragen auf, erscheint aber unter dem erhobenen Anspruch – Verwendung als Entscheidungshilfe – zunächst vertretbar. Je mehr Daten und Erfahrungen vorliegen, umso aussagefähiger werden abgeleitete Schlussfolgerungen sein.

Anhand umfangreicher Untersuchungen konnte belegt werden, dass zwischen den erhobenen psychologischen Leistungskriterien und der nachfolgenden sportlichen Entwicklung ein signifikanter Zusammenhang besteht, d.h. Sportler, die als „Besonders geeignet“ oder „Geeignet“ für die jeweilige Disziplin eingestuft wurden, haben eine erfolgreichere Leistungsentwicklung. Dies zeigt sich in der Schießleistung, in der Qualifikation für bestimmte Wettkampfhöhepunkte, in der Zugehörigkeit zu einem Kaderkreis und auch in der Einschätzung der jeweiligen Trainer.

Für den Praktiker ist immer der trainingsmethodische Aspekt Schwerpunkt der Eignungsbestimmung. Das Training übernimmt die Rolle des Tests und ist somit die Grundlage für die Einschätzung der sportlichen Eignung. Das schließt allerdings ein, dass die leistungsbestimmenden Komponenten an Hand geeigneter Kriterien regelmäßig eingeschätzt werden, wobei zu beachten ist, dass nicht die einzelne Erhebung, sondern nur die Entwicklung konkreter Parameter über einen längeren Zeitraum von Bedeutung ist.

Durchgeführte Längsschnittuntersuchungen belegen, dass die individuelle Trainierbarkeit der leistungsbestimmenden Komponenten ein aussagekräftiges Eignungskriterium ist.


Aus Tabelle 6 wird deutlich, dass leistungsstarke Sportler bedeutend höhere Übungsgewinne bei gleichem Trainingsumfang aufweisen. Nicht das Ausgangsniveau, sondern die Entwicklung der leistungsbestimmenden Komponenten im Training ist für eine Talentbestimmung von Bedeutung. Demzufolge muss der Trainer den Übungsfortschritt ständig verfolgen und einschätzen.

Nicht überall ist eine apparative bzw. computergestützte Erfassung leistungsbestimmender Regulationsvoraussetzungen möglich. Deshalb wurde für Trainer ein Beurteilungssystem entwickelt, mit dessen Hilfe ebenfalls wesentliche Informationen gewonnen werden können.

Psychologie für Sportschützen

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