Читать книгу Psychologie für Sportschützen - Hannes Kratzer - Страница 19
„Je komplexer die Reaktion, desto größer der Übungsgewinn“
ОглавлениеTab. 2 verdeutlicht den unterschiedlichen Übungsgewinn nach achtjährigem Labortraining. Erwartungsgemäß erweist sich die einfache Reaktion (auf rotes Licht) als vergleichsweise wenig trainierbar. Anhand der nachfolgenden Abbildung zeigt sich aber auch, wie wenig aussagekräftig Mittelwerte sein können.
Deutlich werden die interindividuellen Unterschiede bezüglich der Trainierbarkeit der Reaktionsfähigkeit. Es gibt Schützen, bei denen trotz zusätzlichem Labortraining (Training an Reaktionsgeräten, computergestütztes Training) kaum Fortschritte erreicht werden, während es bei anderen zu deutlichen Verbesserungen kommt. Und das unabhängig vom Ausgangsniveau!
Die seit 1975 erhobenen Daten lassen den Schluss zu, dass jene Schützen, deren Leistungsvoraussetzungen sich nicht weiterentwickeln, letztlich auch in ihrer sportlichen Leistung stagnieren. So sind die Sportler A - D (Abb. 5) nach 5 Jahren aufgrund mangelnder Leistungsentwicklung aus dem leistungssportlichen Training ausgeschieden.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass nicht der Ausprägungsgrad der Reaktionsfähigkeit, sondern deren Entwicklung übereinen längeren Zeitraum ein wichtiges Kriterium für die Eignung eines Sportlers ist, wobei einschränkend bemerkt werden muss, dass eine deutlich unterentwickelte Reaktionsfähigkeit natürlich nicht unbegrenzt trainierbar ist.
Oft wird auch die Frage gestellt, bis zu welchem Alter man die Reaktionsfähigkeit trainieren kann bzw. inwieweit diese im Alter nachlässt. Inzwischen liegen eigene Daten über einen Zeitraum von fast 40 Jahren vor und die sind insbesondere für die älteren Schützen erfreulich:
① Die Reaktionsfähigkeit kann etwa bis zum 40. Lebensjahr entwickelt werden. Die meisten unserer älteren Spitzenschützen haben erst jenseits der 30 ihre individuellen Spitzenwerte erreicht. Ein Schütze erreichte seine Bestwerte erst jenseits des 50. Lebensjahres.
Demzufolge sind im Hochleistungsbereich ältere Schützen häufig auch reaktionsschneller als jüngere. Hier muss man natürlich in Betracht ziehen, dass nur jene älteren Schützen im Hochleistungsbereich verbleiben, die auch über die entsprechenden Leistungsvoraussetzungen verfügen, während andere wahrscheinlich ausscheiden.
② Die Reaktionsfähigkeit kann bei regelmäßigem Training lange im Bereich des individuellen Spitzenniveaus gehalten werden.
Diese Ergebnisse erklären auch, warum in Sportarten, in denen die Reaktionsfähigkeit leistungsbestimmend ist, häufig ältere Sportler zu den Besten gehören (Torhüter in Spielsportarten, Schützen).