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Der erste U-Boots-Alarm

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In der Nacht vom 31. 8. zum 1. 9. Gehen die deutschen Seestreitkräfte bei ruhigem Wetter und hellem Mondschein auf die befohlenen Anfangspositionen. Der Krieg gegen Polen beginnt. „M 1“ und „M 3“ erhalten Befehl, in der Danziger Bucht zwischen den einen großen Bogen um Hela bildenden deutschen Zerstörern und der polnischen Küste auf U-Boots-Jagd zu gehen.

An Bord unseres M-Bootes herrscht die gespannte, erwartungsvolle Stimmung, wie sie unter allen Besatzungen der deutschen Kriegsschiffe in diesen Tagen zu finden ist. Die Männer fiebern förmlich dem ersten Zusammentreffen mit dem Gegner entgegen.

Man vermag kaum noch den an Ausgelassenheit grenzenden Übermut zu bändigen. Die Begeisterung für Deutschlands Kampf um Freiheit und Ehre schlägt wahre Wellen. Und dennoch sehen wir uns Stunde um Stunde um unsere Erwartungen betrogen. Die See ist weit und glatt, fast so hell wie im Lande der Mitternachtssonne, und die Sicht ausgezeichnet. Von einem angreifenden polnischen Zerstörer oder U-Boot ist aber trotz größter Anstrengung nichts zu entdecken.

Man soll jedoch die Nacht nicht vor dem Tage loben. Um 3.47 Uhr in der Frühe gibt es den ersten, langerwarteten U-Boots-Alarm.

Ein Ausguckposten hat ein in 2000 Meter Entfernung über Wasser fahrendes Unterseeboot entdeckt. Aber auch der Gegner hat uns sogleich erspäht. Er verschwindet rasch nach unten. Da sich nach der letzten erhaltenen Meldung in der östlichen Ostsee südlich einer bestimmten Linie kein deutsches U-Boot aufhält, muss es ein Pole sein.

Zusammen mit der „M 3“ wird sogleich die Jagd aufgenommen. Mit höchster Maschinenkraft laufen wir auf das eben weggetauchte U-Boot zu. Da wir aber unserer Sache nicht ganz sicher sind und inzwischen in der Dunkelheit das Sehrohr aus den Augen verloren haben, müssen wir noch friedensmäßig vorgehen und warten.

Es kommt jetzt darauf an, ob das verschwundene U-Boot wieder auftaucht oder unter Wasser zu entkommen sucht. Im letzteren Falle ist es ein Pole. Gespannt suchen wir mit unseren Gläsern die Wasserfläche ab. Die Männer an den Geschützen stehen gefechtsbereit. Sie warten nur noch auf den Feuerbefehl. Wasserbomben liegen klar zum Abwurf. Die Spannung an Bord wächst mit jeder Sekunde. Eifrig wird nach der verräterischen Blasenbahn eines abgeschossenen Torpedos Ausschau gehalten. Vielleicht versucht er ja noch im letzten Augenblick, uns einen beizupuhlen.

Da – in etwa 1000 Meter Entfernung steigen plötzlich die Umrisse eines U-Boot-Turmes aus dem Wasser. – Also doch ein deutsches Boot? – Während wir den Abstand verringern und den Gegner nicht aus der Visierlinie unserer Geschütze lassen, geht „M 3“ längsseits, um die Nationalität des Unbekannten zu ergründen.

Wenige Minuten später kommt ein Morsespruch durch die Nacht: „Deutsches U-Boot!“ – Wir haben uns zu früh gefreut. Fast ärgerlich drehen wir ab. Ein geknacktes polnisches U-Boot wäre fast ein zu schöner Anfangserfolg für uns gewesen. –

Kaum haben wir unseren alten Kurs wieder aufgenommen, als von Danzig her schwerer Geschützdonner zu uns herüberdringt. Die „Schleswig-Holstein“ beschießt die Westerplatte. Sie macht damit die von den Polen widerrechtlich dort angelegten Bunker und Artilleriestellungen für die Marinestoßtrupps sturmreif. Durch die Gläser können wir trotz des leichten Morgennebels deutlich die Sprengwolken der einschlagenden Granaten erkennen. Salve auf Salve kracht dort nieder und zerhämmert in Sekundenschnelle, was der Pole in jahrelanger heimlicher Arbeit entgegen den vertraglichen Bestimmungen dort aufgebaut hat. Nach sechs Minuten verstummt plötzlich das Trommelfeuer. Wahrscheinlich geht jetzt die Sturmkompanie zum Angriff über. Am liebsten wären wir mit dabei. Es juckt uns förmlich in den Fingern, den Polen die hundertfältigen Verbrechen, die sie an den wehrlosen Volksdeutschen begangen haben, zu vergelten.

Unsere M-Boote haben aber eine andere Aufgabe. Wir müssen den U-Boot-Schutz der Schweren Seestreitkräfte übernehmen. Noch wissen wir nicht, wo der Pole mit seinen U-Booten geblieben ist. Jeden Augenblick kann eines von ihnen hinterrücks in Erscheinung treten. Es gilt daher, die Augen aufzuhalten und ständig die See nach verdächtigen Anzeichen abzusuchen.

Wieweit der Sturm auf die Westerplatte glückt, können wir nicht sehen. Kurze Zeit später beobachten wir jedoch einige Stukas, die die polnischen Befestigungen unter ihren Bombenhagel nehmen. Der erste Vorstoß scheint also missglückt und der Widerstand der Polen doch zäher als erwartet Zu sein. Hierbei wird – wie wir später erfahren – der polnische Minenleger „Gryf“, der mehr als dreihundert Minen an Bord hat, von einer Bombe schwer getroffen. Einem Glücksumstand ist es zu verdanken, dass er dabei nicht in tausend Stücke auseinanderfliegt. Die übrigen Bombeneinschläge sitzen, soweit wir es beobachten können, haargenau in den Widerstandsnestern. Im Vertrauen darauf, dass unsere Kameraden von der Marine-Artillerie im Verein mit den Geschützen des Linienschiffes ihre Aufgabe meistern werden, gehen wir unseren eigenen Aufgaben nach.

Tigerflagge heiß vor!

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