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Die Westerplatte fällt.

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Der 3. September bringt unserem „M 1“ außer der allgemeinen U-Boots-Jagd in der östlichen Ostsee kein nennenswertes Ereignis.

Am nächsten Tage müssen wir sogar für kurze Zeit nach Königsberg in die Werft gehen, weil an unserer Maschine irgendetwas nicht in Ordnung ist. Der Schaden wird schnell behoben, so dass wir in der Nacht zum 5. 9. wieder auslaufen können.

Am nächsten Vormittag haben wir endlich das langersehnte Zusammentreffen mit einem feindlichen U-Boot. Um 9.43 Uhr schrillen die Alarmglocken. Ein Sehrohr ist gesichtet. diesmal ist es wirklich ein Pole. Wir nehmen hart Kurswechsel und jagen mit höchster Fahrt darauf zu. Da verschwindet auch schon der „Spargel“ in der Tiefe.

Sekunden atemloser Spannung folgen. Werden wir den Burschen noch erwischen und ihn rammen? Trotz unserer neuartigen Antriebsvorrichtung, die es sogar gestattet, vom gestoppt liegenden Boot aus sogleich mit Höchstfahrt vorzuschnellen, ist der Pole doch noch schneller. Der erwartete Rammstoß erfolgt nicht. „Wasserbomben! – Hinein!“ – Dreimal – viermal kracht es in der Tiefe. Jedes Mal erhebt sich in unserer Kiellinie ein durch die Wucht der Unterwasserdetonation aufquellender Berg, der fontänengleich zerplatzt. Wehe dem U-Boot, das in seiner unmittelbaren Nähe steht! – Haben wir den Vogel getroffen? Ich lasse das Boot auf Gegenkurs gehen und die Oberfläche nach Trümmern absuchen. – Nichts! – Also vorbeigehauen! – Das ist ausgesprochenes Seemannspech. Ein zweiter Anlauf wird gefahren. Wieder krachen vier Wasserbomben und schmeißen einen Wasserberg in die Höhe. Wieder gehen wir auf Gegenkurs und suchen. – Tote Fische – sonst nichts! –

Ich gebe es auf und tröste mich. Was heute nicht ist, kann morgen werden. Gerade als U-Boot-Jäger, der wir ja jetzt sind, muss man eine endlose Geduld haben. Beharrlichkeit ist hierfür eine der wichtigsten Vorbedingungen und eine nicht zu unterschätzende Arbeitsleistung. Offen gestanden, ich eigne mich nicht dazu. Aber bei der Kriegsmarine lernt man schließlich alles. Leider bleibt uns auch in den folgenden Tagen trotz aller Bemühungen der Erfolg versagt. Wie sich später herausstellt, haben wir den Polen wahrscheinlich doch getroffen, denn am 25. 9. erreicht das polnische U-Boot „Wilk“ trotz mehrfacher Beschädigungen durch Wasserbomben einen englischen Hafen. Auch die übrigen polnischen U-Boote haben sich, wie später ausländische Nachrichten verlauten lassen, beizeiten aus dem Staube gemacht und sich in schwedischen Häfen internieren lassen. – Dann können wir hier natürlich lange suchen! Vorsicht ist nun aber einmal die Mutter der Porzellankiste. – Am 6. 9. steigt der Führer der Minensuchboote zu uns über und geht mit uns in See. Sein Boot, „T 196“, ist durch Maschinenstörung vorübergehend unklar geworden. Die Fahrt geht zum Weichsel-Durchstich, wo eine R-Flottille seit dem Vorabend mit Minenräumen beschäftigt ist. Dort nehmen wir die Verbindung mit der „Schleswig-Holstein“ und dem Küstenschutz auf und kreuzen während der Nacht vor der Westerplatte auf und ab. Unser Scheinwerfer beleuchtet dabei ständig die polnischen Befestigungen, um Fluchtversuche und Truppenverschiebungen zu verhindern.

Am kommenden Morgen soll der Pole noch einmal die ganze Wucht des deutschen Angriffes zu spüren bekommen. Um 4.15 Uhr beginnt der Totentanz. Salve auf Salve verlässt die Rohre der „Schleswig-Holstein“. 15 cm- und 28 cm-Granaten zerhämmern mit tödlicher Wirkung das polnische Widerstandsnest. Aus dem einstigen, scheinbar friedlichen Seebad ist ein Höllenschlund geworden. Berstend fressen sich die Granaten in die Betonbunker und Erdwälle, zerbrechen mit Getöse, was sich ihnen in den Weg stellt und werfen riesige Dreckkegel auf. Dazwischen tacken die Maschinengewehre und bellen die Flakgeschütze, deren Leuchtspurgeschosse wie weiße Mäuse auf das Ziel losjagen. Der Tod hält auf der Westerplatte reiche Ernte.


Der „Tiger der Fjorde“ auf Jagd.


So sah die völlig vereiste Kommandobrücke des M-Bootes im strengen

Kriegswinter 1939/40 während der U-Boots-Jagd in der Ostsee aus.


Auf U-Boots-Jagd in der Nordsee.

Über eine Stunde dauert das mörderische Trommelfeuer. „M 1“ übernimmt währenddessen die Hafensicherung gegen feindliche U-Boote. Wir dürfen daher nicht in den Kampf eingreifen, obgleich meine Geschützführer die polnischen Stellungen gar zu gerne einmal aufs Korn genommen hätten.

Mit einem Schlage hört die Beschießung der Westerplatte auf. Marine-Sturmkompanien und Pioniere dringen jetzt vor und sprengen die letzten noch stehenden polnischen Bunker. Da muss der Feind erkennen, dass er trotz seiner Befestigungen und seiner ausgezeichnet getarnten Stellungen dem besseren Kampfgeist der deutschen Truppen und ihrer vorzüglichen Waffen nicht gewachsen ist. Um 9 Uhr hisst er die weiße Fahne. Die Westerplatte ist gefallen. Danzig ist endgültig frei.

Tigerflagge heiß vor!

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