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Stark durch Gemeinsamkeit
ОглавлениеSchon bald nach unserem Dienstantritt im Nationalparkamt gab es erste Konflikte zwischen Georg Sperber und mir mit der Ministerialforstabteilung, weil wir den Aufbau des Nationalparks wirklich voranbringen wollten. Sie häuften sich und Ministerialdirektor Hermann Haagen stellte schon nach einem Jahr fest, es sei seine größte personalpolitische Fehlentscheidung gewesen, Georg Sperber und mich gemeinsam nach Spiegelau zu versetzen. Deshalb hat man auch versucht, Georg Sperber im September 1970 zur Bewerbung als Amtsvorstand an das freigewordene Forstamt Nürnberg-Süd zu überreden. Im Rückblick ist mir klar geworden: Einer allein hätte diese Anfangszeit nicht durchgestanden.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Georg Sperber und ich uns beide um den Posten des Nationalparkleiters bemüht hatten? Mit Georg Sperber saß ich 1943 bis 1945 zusammen auf einer Schulbank in der Oberrealschule in Neustadt an der Aisch und als ich 1953 in München das Forststudium begann, traf ich ihn am ersten Tag im Hof der Forstabteilung der Universität in der Amalienstraße wieder. Unsere Schulfreundschaft wuchs in eine enge persönliche Beziehung. Im Studentenheim teilten wir uns eine Bude. Auf einer Exkursion im Herbst 1956 mit Waldbauprofessor Josef Köstler hörten wir im Bus hinter ihm sitzend, wie unser Studienkollege Karl Kreuzer mit Professor Köstler sprach, um bei ihm zu promovieren. Georg Sperber sagte am Abend zu mir, dass wir doch eigentlich auch promovieren könnten. Allerdings waren wir uns einig: Nur dann, wenn wir gemeinsam irgendwo die Außenarbeiten erledigen könnten. Wir trugen unser Anliegen Professor Köstler vor. Einige Wochen später sagte er uns, dass wir über die Lärche und die Weymouthskiefer im Spessart promovieren könnten. So begannen wir 1957 mit den Außenaufnahmen in Heigenbrücken im Spessart. Wir kauften uns gemeinsam einen gebrauchten VW-Käfer, arbeiteten einige Monate an Waldbestandsanalysen und Bodenuntersuchungen und promovierten beide im Jahr 1960 an der Universität in München.
Georg Sperber begann die dreijährige Referendarzeit erst 1958. Er kartierte, um Geld zu verdienen, nach seinem Studienabschluss einige Monate lang Waldstandorte im Forstbetrieb Öttingen/Spielberg. Dadurch machte er ein Jahr später als ich das Staatsexamen und lernte in dieser Zeit Hubert Weinzierl kennen. Sie freundeten sich an, da mein Freund Sperber – auch er hatte ein Jahr lang nicht in die Schule gehen müssen – bereits seit seiner Kinderzeit sehr an der Natur, vor allem der Vogelwelt interessiert war und mit Hubert Weinzierl diese Leidenschaft teilte.
Als im Juni 1969 der Landtag beschloss, den Nationalpark einzurichten und ein Nationalparkamt in Spiegelau zu schaffen, wurde er der Wunschkandidat von Hubert Weinzierl für die Amtsleitung. Ich selbst war damals noch in München im Dienst und traf in der Kantine des Landwirtschaftsministeriums Regierungsdirektor Kilian Baumgart beim Mittagessen. Ich sagte ihm: „Wenn sie jemand suchen, der in den Bayerischen Wald nach Spiegelau ginge, ich wäre daran interessiert.“ So wurde ich zum Kandidaten der Forstverwaltung. Dann trafen Georg Sperber und ich uns im August 1969 bei der Bayerischen Forstvereinstagung in Augsburg und beschlossen zu versuchen, diese Aufgabe wiederum gemeinsam zu übernehmen. Wir fuhren am Abend zu Hubert Weinzierl nach Ingolstadt – ich traf ihn da zum ersten Mal – und er war einverstanden, dass wir beide nach Spiegelau versetzt werden sollten.
Am nächsten Tag suchten wir während der Forstvereinstagung ein Gespräch mit Ministerialdirektor Hermann Haagen und schlugen ihm vor, dass nicht nur einer, sondern zwei Förster nach Spiegelau versetzt werden sollten. Denn wenn einer krank wäre, wäre das Amt führungslos. Er meinte, dass er dies auch für sinnvoll hielte. Wir sagten ihm, es wäre uns gleich, wer Leiter und wer Stellvertreter werden würde. So kam es, dass wir gemeinsam die schwierige Aufgabe, einen Nationalpark einzurichten, der keiner werden sollte, übernehmen konnten.