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Freund Graf Waldstein

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Der junge Adlige, acht Jahre älter als Beethoven, schenkt ihm ein Klavier, unterstützt ihn finanziell und besucht Ludwig häufig in dessen eher armseligen Behausung. Er ist es auch, der schließlich entscheidend dafür sorgt, dass der junge Komponist erneut im Auftrag des Kurfürsten nach Wien reisen kann, um Unterricht zu erhalten. Dem reichen Grafen selbst, der den jungen Beethoven so selbstlos fördert, ist ein trauriges, ein tragisches Schicksal beschieden. Er wird einsam, entehrt und durch Spekulationen völlig verarmt sterben, weil ihm sogar das Geld fehlt, um einen Arzt bezahlen zu können. Dabei ist er reich, ohne es zu ahnen. Vier Tage vor seinem Tod hat er ein großes Vermögen geerbt. Nur die „Waldstein-Sonate“ wird ihn vor der Vergessenheit bewahren und seinen Namen unsterblich machen.

Vor der Abreise Beethovens nach Wien schreibt der Graf die berühmt gewordenen Sätze in ein Stammbuch (eine Art Vorläufer des Poesiealbums), das Ludwig von Freunden zum Abschied geschenkt bekommen hat: „Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozarts Geist aus Haydns Händen.“ Und das ist er, dieser magische Moment, als zum ersten Mal die drei Komponisten, die „Wiener Klassiker“, in einem Atemzug genannt werden; Waldstein wird sich als wahrer Prophet erweisen. Zu diesem Zeitpunkt kann man bei dem jungen Beethoven nämlich keineswegs ohne Weiteres davon ausgehen, dass er wirklich eines Tages ebenbürtig neben den beiden Meistern stehen würde.

Und ja, leider: Ludwig muss sich mit dem Geist des großen Vorbilds begnügen. Wolfgang Amadeus Mozart ist ein Jahr zuvor – gerade erst 35-jährig – gestorben. Aber Joseph Haydn, von ihm „Papa Haydn“ getauft, ist nun der unbestritten größte lebende Komponist – und sein neuer Schüler verehrt auch ihn zutiefst. Und Haydn ist bereits auf das außergewöhnliche Talent des Jungen aufmerksam geworden. Es soll nur eine Studienreise werden. Beethoven hat ganz und gar nicht die Absicht, Bonn den Rücken zu kehren. Sein Herz hängt an dem Ort, wo er die erste Liebe erlebt hat, wo das Grab der Mutter ist – und bald auch das des Vaters: Johann van Beethoven stirbt sechs Wochen nach der Abreise Ludwigs an Herzversagen.

In den Briefen an die Jugendfreunde wird immer auch das Heimweh nach Bonn deutlich werden. Erinnerungsstücke an die alte Zeit hebt Beethoven trotz seiner Unordnung sein Leben lang auf. So schreibt er fast vierzig Jahre später einem Freund, drei Monate vor seinem Tod, dass er noch immer den Scherenschnitt von Eleonore von Breuning, die „Silhouette“ von „Lorchen“, besitzt. Selbst im Totenbett wandern seine Gedanken zum Rhein zurück, und er lässt sich von dort eine Kiste Wein schicken.

Als Ludwig van Beethoven jedoch Anfang November 1792, im Alter von 21 Jahren, nach Wien aufbricht, kann er nicht ahnen, dass er seine geliebte Heimat nie wiedersehen wird – und nun eine ganz andere Welt betritt.

»Echte Kunst ist eigensinnig!«

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