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2.3 Umpolungen des Magnetfeldes der Erde
ОглавлениеDer nahe Vorübergang eines anderen Himmelskörpers ist aber nur das eine Modell für eine Polwende. Eine zweite Theorie geht vom Erdmagnetismus aus.
In der Geowissenschaft wird die Diskussion um Erdumkehrungen von Forschungen über das Magnetfeld der Erde beherrscht, die in diesem Jahrhundert einen großen Aufschwung genommen haben.
Heute weiß man zuverlässig, dass sich in geologischen Zeiträumen der Erdmagnetismus viele Male vollständig umgekehrt hat. In den letzten 76 Mill. Jahren kam es zu 171 Umpolungen. Das hat man an magnetischen Mustern des Meeresbodens aller Ozeane ermittelt. Da der Boden durch das Auseinanderdriften der Kontinente sich von den „Ridges“ her vulkanisch neu bildet, hält er die jeweilige Polung bei seiner Entstehung fest.
Die Ursachen der Umpolungen sind schwer deutbar. Von Zeit zu Zeit sinkt der Magnetismus ab, bricht zusammen und baut sich wieder neu auf. Die Ursache wird durch Bewegungen des Erdinnern angenommen. Immer wieder wird abgeschrieben, die letzte Umpolung sei vor 700.000 Jahren erfolgt, aber Forschungen an Lavagesteinen an Land haben ergeben, dass noch vor 30.000 und 20.000 Jahren je eine Umpolung stattfand. Bei den Meeresbodenanalysen lassen sich indes Umpolungen in kürzeren Abständen als 50.000 Jahre gar nicht messen.
Für die Erforschung der Polwenden, die erst in den letzten zehn Jahrtausenden aufgetreten sind, bringen solche Langzeitprozesse natürlich gar nichts. Wir werden sehen, warum man so auch gar nicht weiterkommen kann.
Konkret wird gegen Polwenden in dieser geologischen Spätzeit argumentiert: Es hat so spät doch überhaupt keine magnetische Umpolung gegeben - darum sei auch eine geographische Polumkehr indiskutabel.
Die Geophysiker selbst haben jedoch schon kritisch geltend gemacht, dass eine magnetische Umpolung nicht auch eine geographische Umkehrung (Polwende) nach sich ziehen müsse. Das sei nicht einzusehen.
Ich habe mir diese Argumente zu eigen gemacht und daraus den Schluss gezogen, dass bei allen erdmagnetischen Umpolungen, die messbar wurden, eben keine geographische Polvertauschung stattfand. Aber auch umgekehrt: Wenn sich eine Polwende ereignete, dann hat sie nicht zu einer bleibenden erdmagnetischen Umpolung geführt, die man anschließend messen könnte.
Das wäre logisch gedacht - aber wie soll das denn vor sich gehen? Ich bitte um Geduld.