Читать книгу Vatter - es heißt donde - Hans Jürgen Kampe - Страница 10
Fortuna-La Vina
ОглавлениеVor ungefähr 35 Jahren sind Herbert und Gisela Kesselmann mit ihren beiden kleinen Töchtern Andrea und Claudia das erste Mal nach Spanien gefahren. Mit einem alten VW Bus, den Herbert selber umgebaut hatte.
Gebrauchte Einbaumöbel eines Campingbus Einrichters hatte er so zurechtgeschnitten, dass in dem Bus eine Ausziehcouch und eine kleine Küche Platz hatten. Von einem defekten VW Polizei Bus hatte er die Schiebetür übernommen, sodass der Wagen als weißer Bus mit grüner Schiebetür ein Unikat war. Die beiden kleinen Töchter durften in dem eigens von Gisela angefertigten Vorzelt schlafen.
Damals gab es noch Peseten in Spanien, umständliche Grenzkontrollen und die Autobahn war noch nicht durchgängig gebaut. Die Fahrt zog sich für die Kinder furchtbar lang hin, da die Familie einige Strecken hinter Diesel Lastern quälend langsam auf Landstraßen fahren musste.
Für die beiden Mädchen war besonders langweilig, dass die Eltern keinen großen Wert auf Strandurlaub legten. Gisela und Herbert fuhren gern ins Landesinnere, schauten sich die Landschaft, die Dörfer und alte Paläste, Kirchen und Burganlagen an. Ein Horror für die Kinder.
Bei einer der Fahrten kam Familie Kesselmann in die Palmenstadt Elche im Hinterland von Alicante. Dort hörten sie, dass es in der Nähe von Murcia, der Provinzhauptstadt mit Bischofssitz, Thermalbäder geben sollte. Das interessierte Gisela und Herbert sehr. Und so kamen sie das erste Mal in das kleine Thermalbad Banos de Fortuna, welches ungefähr 5 km hinter dem Hauptort Fortuna am Rande einer Bergkette liegt.
Die Landschaft ist staubig, karg, wüstenähnlich, trockener Boden, auf dem Olivenplantagen angelegt wurden. Ansonsten keinerlei Liebreiz.
Fortuna selber bestach durch einfallslose zwei und dreigeschossige, schmutzige Häuser mit einer phantasielosen Architektur - es gab nichts, was einen Touristen reizen könnte. Außer, das Gaspedal durchzutreten und schnell weiterzufahren. Es fehlte jeglicher Charme, der andere spanische Städte mit ihren gut erhaltenen historischen Gebäuden ausmacht.
Im wenig entfernten Flecken “Banos de Fortuna“ mit vielleicht 500 Einwohnern, gab es für Gisela und Herbert aber drei interessante Punkte.
Erstens, ein gut geführter und gepflegter Campingplatz am Ortsrand. Zweitens, das Thermalbad - gut gegen Rheuma - in dessen 38° warmen Wasser schon die römischen Besatzer vor 2000 Jahren gebadet hatten. Und drittens einige alte, gut erhaltene Gebäude einschließlich eines historischen Hotels aus der Zeit um 1900, als das kleine Thermalbad noch viele spanische Kurgäste anlockte und eine kurze Blütezeit erlebte.
Hier fühlten sich Gisela und Herbert auf Anhieb sehr wohl. Die Kinder gaben deutlich zu verstehen, dass es nichts Langweiligeres als ein Thermalbad gibt. Kein Plantschen; Springen vom Beckenrand war verboten und es waren meist nur ältere Menschen im Bad. Das war garnichts für Andrea und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Claudia. Und so fuhren Herbert und Gisela, als die Kinder größer waren, einmal im Jahr allein in das kleine Thermalbad.
Sicherlich - alles war verblichener Glanz. Der Putz fiel teilweise von den stilvollen, historischen Gebäuden, überall blätterte Farbe ab, der Nachholbedarf in und an den Gebäuden und auch an den wenigen Straßen war deutlich erkennbar.
Was Giselas und Herberts Toleranz aber auf eine harte Probe stellte, war der Umstand, dass das Wasser im Becken nur einmal in der Woche umgewälzt und gereinigt wurde.
Wer also am Freitag in das Bad ging, schwamm zwischen Haarbüscheln, Pflastern, Hornhaut und abgeschnittenen Zehennägeln, sodass Kesselmanns nur Montag bis Mittwoch das Bad besuchten. Aber auch da sollte man beim Schwimmen den Mund besser geschlossen zu halten. Und das Wasser tat ihnen sehr gut. Außerdem lernten sie andere, Gleichgesinnte kennen, mit denen es sich wunderbar im Wasser stehen ließ, und mit denen man sich stundenlang unterhalten konnte. So wie die alten Römer es sicherlich auch gemacht hatten.
Denn es gab unterhalb des Bades eine kleine Siedlung von vielleicht zwölf Häusern, welche damals von deutschen Rentnern bewohnt wurden. Die überwinterten in dem trockenen, gesunden Klima und genossen es, auch im Januar im warmen Thermalwasser baden zu können.
Der Nachteil der deutschen Siedlung war allerdings die Tallage.
Nicht nur, dass die Häuser keinen Fernblick hatten. Bei starkem Regen konnte die Kanalisation die große Menge an Wasser nicht verkraften, so dass es zu einem starken Rückstau kam. Meist war ja nur das Grundstück überflutet.
Es hatte aber auch schon Fälle gegeben, wo die Bewohner morgens wach wurden, und neben ihrem Bett schwamm eine Handtasche. Oder das Telefonbuch. Die ganzen Häuser waren dann überschwemmt.
Dieses Risiko wollten Gisela und Herbert allerdings lieber nicht eingehen, sollten sie sich in Fortuna ein Haus kaufen.
Und so reifte bei Gisela und Herbert der Traum, sich in einer Höhenlage von Banos de Fortuna auch ein kleines Häuschen zuzulegen, um später als Rentner mit dem mittlerweile größer gewordenen Bekanntenkreis dem Winter in Deutschland zu entfliehen.
Nach ein paar Jahren hatten beide recht gut Spanisch gelernt und konnten sich auch mit den Einheimischen ganz passabel unterhalten.
Den ersten Kontakt hatten sie zu dem katholischen Pfarrer, einem gemütlichen, wohl beleibten älteren Herrn mit Halbglatze, den sie im Bad getroffen hatten. Über den Pfarrer lernten sie den Bürgermeister kennen, und der stellte ihnen Enrico, einen ortsansässigen Bauunternehmer, vor.
Enrico machte, wie viele Bauunternehmer damals, gerade eine Krise durch. Die Geschäfte liefen bis zur Jahresmitte sehr mäßig und ließen in der zweiten Jahreshälfte nochmal stark nach. Und viele Kunden konnten nicht zahlen.
So auch ein Kunde, der sich ein sehr kleines Ferienhaus am Ortsrand von Banos de Fortuna, etwas oberhalb des Ortes, bauen ließ und nicht bezahlte. Das Grundstück gehörte noch Enrico, sodass er jetzt versuchte, den Rohbau mit Grundstück zu verkaufen.
Für die Ortsansässigen war das Haus viel zu klein. Ein kleiner Flur, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit offener Kochnische auf ungefähr 40 Quadratmetern Fläche. Kein Keller. Auch als Ferienhaus nur mit Einschränkungen geeignet.
Herbert und Gisela verabredeten sich für den nächsten Tag mit Enrico am Rohbau.
Zuerst waren beide etwas enttäuscht. Das Haus war für sie auch viel zu klein, aber die Lage gefiel ihnen sehr gut. Der unverbaubare Blick über den Ort, das Thermalbad, die deutsche Siedlung, die Plantagen, die wüstenähnliche Landschaft und auf die umliegenden Berge bis zum Nachbarort Abanilla war wunderschön.
Und beide konnten sich vorstellen, den kleinen Rohbau in ein gemütliches, spanisches Haus zu verwandeln. Für die Gestaltung des grob planierten, nicht angelegten Grundstücks entwickelten beide sofort kreative Ideen.
Enrico war froh, endlich einen Käufer gefunden zu haben und versprach, mit seinen Handwerkern zum günstigen Preis die Restarbeiten und auch die Erweiterungen durchzuführen.
Der Termin beim Notar war für Herbert und Gisela eine Erfahrung eigener Art.
Ein Grundbuch und Katasterwesen wie in Deutschland, gab es nicht. Die Grundstücksgröße wurde nur als ca. Maß angegeben; das Grundstück war nicht vermessen, einen Lageplan gab es nicht, und es wurde im Kaufvertrag mit seiner Lage nur grob beschrieben. „Von den beiden oberen Olivenbäumen bis zu den östlich gelegenen Weinstöcken und von da bis zu dem angrenzenden Schotterweg“ – jeder Katasterbeamte hätte sich bei dieser Grenzziehung die Haare gerauft.
Gisela und Herbert mussten sich selbst bei der Gemeinde und beim Finanzamt erkundigen, ob noch Schulden auf dem Grundbesitz lagen, für die sie mithaften würden. Eine Auflassungsvormerkung oder ein Notaranderkonto waren vollkommen unbekannt und der Kaufpreis musste beim Notar dem Verkäufer in bar übergeben werden.
Letztlich klappte aber doch alles und sie bekamen die notwendige Escritura; die Eigentumsurkunde, mit der sie als Eigentümer bei Gericht eingetragen werden konnten.
Da Herbert ein Jahr später in Ruhestand gehen wollte, stellte der Ausbau des Hauses eine ideale Rentnerbeschäftigung dar. Bis zur Rente machten Gisela und Herbert einen genauen Plan, wie sie das kleine Haus erweitern und ausbauen wollten, und Gisela entwickelte genaue Vorstellungen über die Gestaltung des wilden Grundstücks.
Das Haus sollte um einen Wintergartenanbau und ein zweites Schlafzimmer erweitert werden, denn Gisela und Herbert hatten sehr unterschiedliche Schlafgewohnheiten.
Herbert stand nachts mehrmals auf, las gerne, ging mindestens dreimal auf die Toilette, schaute fern, beschäftigte sich irgendwie, aß etwas, bis der Schlaf ihn dann doch irgendwann übermannte. Augenzwinkernd hatte Herbert seine Schlafstörungen damit begründet, dass er wahrscheinlich doch von den Lemuren abstammen würde – sehr nachtaktiven Halbaffen. Gisela wollte ihrem Lieblingsgatten da nicht widersprechen. Im Gegensatz zu Herbert schlief sie wie ein Stein, stand dafür aber gern sehr früh auf, um im Haus rumzuwerkeln, schon zu waschen, zu putzen oder aber auch, um morgens bereits zu kochen oder einfach nur, um in Ruhe zu lesen. Was beide aber wieder einte war ihre gemeinsame Leidenschaft für ein ausgiebiges Mittagsschläfchen – in getrennten Zimmern, versteht sich.
Neben das Haus sollte eine große Garage gebaut werden mit rückwärtiger Abstellkammer und Werkstatt, denn Herbert bastelte sehr gern. Außerdem wünschte sich Gisela aus Sicherheitsgründen eine 2 m hohe Mauer um das Haus mit einem schmiedeeisernen Tor.
Das Gebäude lag etwas höher, sodass von dem Haus, der vorgelagerten Terrasse und der geplanten, weiteren separaten Terrasse mit Pergola der herrliche Panoramablick erhalten blieb.
Und so wurde es dann im nächsten Jahr in Angriff genommen. Die spanischen Handwerker waren sehr billig und konnten fast alles. Maurern, Estrich legen Fliesenarbeiten, Dacharbeiten, Innen- und Außenputz, alles durch dieselben Handwerker. Eine Spezialausbildung hatte keiner.
Bis auf die Fenster und die Elektroarbeiten wurde alles von Enrico mit zwei Hilfskräften bestens erledigt. Allerdings half Herbert auch kräftig mit und kontrollierte die Arbeiten genau.
Mittlerweile war Kesselmanns Spanisch deutlich besser geworden, und durch die monatelange Zusammenarbeit mit den Handwerkern hatten sie eine kostenlose Sprachschule.
Im Haus wurden rote Terrakottafliesen auf dem Boden verlegt, das Bad und die Küche bekamen weiße Fliesen mit farbigen Bordüren.
Die Fenster waren aus hellem Olivenholz, schon mit Isolierverglasung und teilweise schwarzen Fenstergittern und stilvollen weißen Klappläden. Auch die Haustür und die Innentüren waren aus massivem Holz gefertigt mit eingelegten Kassetten.
In den Schlafzimmern wurden praktische Einbauschränke eingebaut. Griffe und Beschläge waren aus schwarzem, handgeschmiedeten Metall.
Vom Wintergarten führten zwei Schiebetüren auf die Terrasse und auf den rückwärtigen kleinen Hof mit einem Brunnen, der aus Regenwasser gespeist wurde. Hier stand auch unter einem kleinen Vordach die Waschmaschine. Bei Sonne trocknete die Wäsche auf den Leinen, die von Wand zu Wand gespannt waren.
Das Haus wurde weiß verputzt, hatte ein flach geneigtes Satteldach mit spanischen Ziegeln und einen Sockel aus Natursteinen. Die Mauer um das Grundstück war weiß gekalkt. Oben drauf hatte Herbert Glasscherben einsetzen lassen, als Schutz vor ungebetenen Gästen.
Hinter dem schmiedeeisernen Doppeltor begann eine bekieste Einfahrt bis zur Garage, die das Grundstück nach hinten abgrenzte. Alle Wege im Grundstück waren aus Kies oder aus Bruchstücken von Natursteinen gefertigt.
Die Bruchstücke für die Wege und Terrassen konnte Enrico ganz billig aus dem nahe gelegenen Steinbruch besorgen.
Herbert und Gisela ließen zwei große Dattelpalmen einpflanzen und mit Beleuchtungskörpern versehen, sodass die Palmen bei Dunkelheit wunderbar von unten angestrahlt werden konnten.
Gisela verwirklichte sich ihren Traum von einem kleinen Garten mit einem Oliven - und einem Mandelbäumchen, einem Orangen - und einem Zitronenbaum, einem Feigen - und einem Granatapfelbaum. In dem kleinen Kräuterbeet, welches mit Buchsbaum umrandet war, hatte sie Rosmarin, Salbei, Thymian, Schnittlauch und Brunnenkresse wegen der gesunden Bitterstoffe gepflanzt.
Aloe Vera, Oleander und vor allem rote und lila Bougainville, die sich am Haus hochrankten, bildeten einen reizvollen Kontrast zu dem weißen Haus.
Den Saft der Aloe Vera presste Gisela jeden Morgen frisch aus den Blättern und rieb ihn sich ins Gesicht. Ihr Geheimnis für wenig Falten, trotz der Sonne.
Kurzum, es wurde ein kleines Paradies, in dem Gisela und Herbert von Oktober bis Mai des nächsten Jahres überwinterten.
Aber Herbert wurde mit dem Haus nie ganz fertig. Jedes Jahr hatte er neue Ideen für Erweiterungen und Verbesserungen.
Im Wohnzimmer ließ er einen Kamin mit Glaskassette einbauen, in dem Olivenholz verbrannt wurde, welches Herbert vorher in einem von ihm konstruierten Holzunterstand getrocknet hatte. So hatten sie in den durchaus kalten Winterabenden, wenn die Sonne verschwunden war, eine gemütliche Wärme. Denn ansonsten hatte das Haus keine Heizung. Nur Gasbrenner über Propangasflaschen, die bei sehr niedrigen Temperaturen angezündet wurden.
Der Wintergarten wurde um eine gemauerte, sehr praktische Sitzbank unter den Fenstern ergänzt. Die Pergola über der etwas unterhalb liegenden Terrasse, erhielt ein Strohdach mit einem selbst gebauten Wetterhahn, der sich je nach Windrichtung drehte. Daneben mauerte Herbert einen kleinen Grill aus handgeformten, braunen Ziegeln.
Vor der Mauer außerhalb des Grundstücks pflanzte Herbert Stechpalmen als weiteren Schutz, und links und rechts neben dem schwarzen Eingangstor ließ er 2 Zypressen setzen.
Neben der Klingel prangte eine schwarze Glocke aus Metall, die ein Besucher läuten konnte. Unterhalb der kleinen Glocke stand in handbemalter Fliesenschrift: La Vina = der Weinberg, der Name des Hauses.
Nach einigen Jahren wurde die steile Zufahrt zum Grundstück von Kesselmanns neu befestigt, denn der bisherige Schotterbelag war durch tiefe Spurrillen vollkommen ausgefahren. In diesem Zusammenhang wurde dann auch endlich ein Kanal verlegt. Vorher hatte das kleine Haus nur eine Sickergrube, die regelmäßig geleert werden musste.
Ein Problem blieb der Strom. Der Anschluss war zu schwach. Es gab häufig starke Stromschwankungen oder sogar komplette Stromausfälle, sodass weder Licht, der Fernseher, noch der Herd oder der Kühlschrank ständig funktionierten. Aber mit der Zeit entwickelten Herbert und Gisela eine spanische Gelassenheit, weil sie wussten, alles regelt sich irgendwann von allein in Spanien.
Die Krönung von Herberts unermüdlichem Schaffenstrieb war aber der lang ersehnte Anbau eines viereckigen Turms mit Ausgang auf die neu geschaffene Terrasse auf dem bisherigen Hausdach.
Gisela hatte sich bis zuletzt dagegen gesträubt, weil sie nach den ständigen Verbesserungen und Änderungen endlich ihre Ruhe haben wollte.
Aber Herbert setzte auch diese Idee durch, indem er versprach, im oberen, neuen Turmzimmer zu schlafen, wo Gisela ihn nicht schnarchen hörte. Denn die Wände des Hauses waren sehr dünn, gerade das mindeste an Dicke, was die Statik erforderte. Also etwas dicker als japanische Papierwände. Und die Innenwände garantierten nur, dass man sich nicht sehen konnte, während jedes Geräusch gnadenlos im ganzen Haus zu hören war.
Herberts Idee mit dem Turm hatte auch den Zweck, dass er nachts, ohne zu stören, in seinem Turmzimmer aufstehen, lesen, etwas essen oder fernsehen konnte.
Oder aber, diese Idee entwickelte Herbert etwas später, dass er mit seinem Teleskop Fernrohr den sternklaren Nachthimmel beobachten konnte und das Licht von Sternen bewunderte, die es schon viele tausend Jahre nicht mehr gab, deren Strahlen aber immer noch zur Erde unterwegs waren.
Im Laufe der Jahre änderte sich auch das Erscheinungsbild von Fortuna und Banos de Fortuna.
Der neue, junge Bürgermeister verschönerte die Ortseinfahrt durch Bäume und Oleanderbüsche. Ein Paseo und ein Spielplatz wurden angelegt. Und in Banos de Fortuna wurden die alten, heruntergekommenen Gebäude an Investoren verkauft. Die Häuser wurden denkmalgerecht renoviert, hell gelb und ockerfarben verputzt.
Und das alte Hotel, mit dem Charme des frühen letzten Jahrhunderts wurde technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Auch das Thermalbad wurde komplett umgebaut und erneuert.
Umkleidekabinen, Massage- und Physiotherapieräume, ein verglaster Ruheraum mit Zugang in eine Schleuse zum Becken und auch das Becken selbst wurden neu eingebaut.
Es gab jetzt zwei getrennte Becken mit vollkommen neuer Filtertechnik, sodass das Wasser die ganze Woche über sauber und hygienisch einwandfrei blieb.
Auch die Straßen und der Parkplatz wurden neu gepflastert. Alles in allem hatte Fortuna enorm gewonnen und Kesselmanns genossen das Winterhalbjahr immer mehr.
Der Besuch der Kinder war für Herbert und Gisela immer eine willkommene Abwechslung und Unterbrechung. Sie freuten sich sehr auf Andrea, Klaus und vor allem auf die Enkel, die sie durch den langen Spanienaufenthalt nicht allzu oft sahen. Und jedes Mal waren sie aufs Neue fasziniert, wie sich die Kinder in dem halben Jahr weiterentwickelt hatten.
Herbert besorgte neuen Wein bei Winzern, die er mittlerweile gut kannte. Der trockene, rote Rioja wäre bei Kennern nicht sonderlich gut bewertet worden. Trotzdem holte Herbert regelmäßig selbst abgefüllte Plastikkanister, sodass beide zu jedem Essen ihr Glas Roten trinken konnten. Und der Besuch der Kinder war immer ein guter Anlass, die Vorräte wieder aufzufrischen. Einen Tag vor der erwarteten Ankunft von Thalers fuhren Kesselmanns auf den Markt nach Abanilla und kauften ein frisch geschlachtetes, fettes Huhn. Alles Bio aus Freilandhaltung.
Daraus kochte Gisela ihr beliebtes Hühnerfrikassee für ihre Gäste. Mit Reis und selbst gezogenem Salat ein gesundes Essen.
Für den Nachtisch hatten sich die Kinder Omas phantastische Möhrentorte gewünscht. Im Prinzip eine leckere Schokoladentorte mit ganz klein geraspelten Möhrenstückchen.
Während Gisela in der offenen Küche arbeitete, musste Herbert die Betten neu beziehen und alles so herrichten, dass jeder in dem kleinen Haus einen Schlafplatz hatte. Abends tranken beide erschöpft ihren Roten auf der Terrasse und freuten sich auf den Besuch am nächsten Tag.