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Urlaub in Nerja

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Klaus war außergewöhnlich gut aufgelegt, weil die Autobahn ab Alicante mautfrei war. Er spitzte die Lippen und pfiff wie üblich einen sehr alten Beatles Song, All my loving, was alle anderen im Auto furchtbar nervte. Jeder protestierte und Klaus schwieg zerknirscht. Die Kinder beschäftigten sich mit ihren iPhones und Andrea schaute auf die vorbeifliegenden Oliven - und Obstbaumplantagen.

Nach 2 Stunden dann die erste Pause kurz hinter der Abzweigung der Autobahn 92 Richtung Granada.

Die Landschaft wurde trockener, staubiger und die Temperatur stieg.

Rechts die Sierra de Alhamilla und links die Ausläufer des Naturparks Cabo de Gata mit wunderschönen Naturstränden, Felsen, die ins Meer stürzen und Salzseen, in denen rosa Flamingos, Störche und Reiher staksen und eine geschützte Vogelwelt überwintert.

Dann die ersten Plastikplanen über riesigen Plantagen mit Gemüse - hauptsächlich Tomaten -, die hier bis zu dreimal im Jahr geerntet werden. Die ganze Landschaft glitzerte silbern, und die Sonne wurde auf den weitläufigen Treibhausanlagen reflektiert.

Klaus umfuhr Almeria, eine wenig reizvolle Hafenstadt, mit der größten, sehr gut erhaltenen maurischen Burganlage von Spanien.

„In dem staubigen Hinterland von Almeria wurden mit John Lennon 1966 die Außenaufnahmen zu der Kriegssatire “ How I won the war“ gedreht. Und in Almeria wird regelmäßig durch Coverbands der Beatles des berühmten Gastes gedacht“, erläuterte Klaus fachkundig seinen vollkommen desinteressierten Mitfahrern.

Die Sierra Nevada schützt diesen Küstenstreifen vor kalten Nord- und Westwinden und hält Wolken und Regen ab. Von daher heißt dieser Teil der Küste, der sich von Almeria bis Nerja erstreckt, auch Costa Tropical.

Denn die warmen Winde aus Afrika erreichen die Küste schon, sodass hier ein subtropisches Klima vorherrscht. Der größte Teil gehört zur Provinz Granada, ein kleiner Teil fällt in die Provinz Málaga und Almeria.

Die Ausläufer der bis zu 3400 Meter hohen Sierra Nevada und der angrenzenden Gebirge Sierra de Gador, Tejeda, Almijara und Alhama reichen häufig direkt bis an die Küste, sodass es wenig breite und lange Strände gibt. Außer auf dem vorgelagerten Streifen um Roquetas de Mar und Almerimar.

Ansonsten gibt es sehr viel kleinere, felsummantelte Buchten mit überschaubaren Kies- und Sandstränden.

Im Winter zeigt das Thermometer im Durchschnitt tagsüber selten unter 18° im Schatten. In der Sonne klettert das Quecksilber auch im Januar auf über 30°.

Das warme Seeklima mit relativ geringen Temperaturschwankungen, macht einen ganzjährigen Anbau von Datteln, Zuckerrohr, Avocados, Artischocken, Oliven, Chirimoya, Zitrusfrüchten, Kiwis, ja sogar auch von Ananas und kleinen, schmackhaften Bananen und anderen subtropischen Früchten möglich.

Klaus und Andrea fuhren schon seit Jahren im Herbst und im Frühjahr an diesen Küstenstreifen, weil die Sportmöglichkeiten außergewöhnlich breit gestreut sind. Und die Temperaturen liegen im Herbst und Frühjahr bei ungefähr 25 Grad - ähnlich dem Hochsommer in Deutschland.

Auch Wintersport ist bis in den April hinein möglich. Das kleine Skigebiet auf der Nordseite der Sierra Nevada ist nur anderthalb Stunden von der Küste entfernt. Und Wassersport kann man das ganze Jahr über betreiben.

Beide waren auch von den vielen Naturparks mit einer Vielzahl von geschützten Tierarten und idyllischen Wanderwegen begeistert. Steinböcke, Adler, Geier, Hirsche, Wölfe, Luchse, Wildschweine, viele Schlangenarten, Eidechsen und Chamäleons sind hier heimisch.

Die Kinder hatten ihren Spaß daran, fliegende Fische und springende Delphine vom Strand aus zu beobachten.

Nach ungefähr 4 Stunden Fahrt fuhren Thalers kurz vor Nerja, bei Maro, von der Autobahn ab auf die Landstraße. Zwei große, gepflegte Kreisel, danach ein altes Aquädukt über einer Schlucht, eine verfallene Zuckerrohrfabrik und dann endlich fuhren sie in die Urbanisation San Pedro de Capisto.

Die große, gepflegte Urlaubssiedlung liegt an einem Südhang, kurz vor der Stadtgrenze von Nerja.

Thalers parkten im unteren Teil der Anlage vor der Rezeption, um sich den Schlüssel für ihr gemietetes Haus abzuholen.

Die weiß gekalkten Häuser liegen parkähnlich eingebettet an kleinen, gepflasterten Fußwegen und haben sichtgeschützte Terrassen. Überall befinden sich ein gut bewässerter, sehr dichter dunkelgrüner Rasen und eine liebevoll angelegte Pflanzenwelt mit einer bunten Blütenpracht. Und für die Kinder waren die verschiedenen großzügigen Poolanlagen ideal für den Urlaub.

Thalers Haus lag etwas oberhalb von einem kleinen Parkplatz, am Ende eines schmalen Weges. Ein kleiner Vorgarten, ein überdachter Hauseingang, und ein Grundstück mit dickblättrigem Rasen und blühenden Büschen war ihr erster Eindruck. Das weiße Haus hatte dunkelbraune Holzfenster mit Gittern und eine Dachterrasse mit herrlichem Blick über die Stadt bis zum Meer.

Die beiden Jungs bekamen ein Zimmer mit einem Stockbett, während Emma in einem Beistellbett im Schlafzimmer der Eltern schlafen sollte. Das bedeutete für Klaus und Andrea allerdings gewisse Einschränkungen. Klaus hegte aber die Hoffnung, dass die drei Kinder im Urlaub lang genug durch den Swimmingpool abgelenkt sein würden.

Andrea begann sofort, sich häuslich einzurichten. Die Kinder wollten am liebsten schnell ins Schwimmbad, mussten aber doch helfen, das Auto auszupacken und Mila zu versorgen.

Nachdem Klaus mit Mila einen Spaziergang gemacht hatte, durften sich die Kinder ihre Badetaschen packen und ins Schwimmbad gehen. Die drei kannten sich schon gut in der Anlage aus, und Emma hatte hier vor zwei Jahren schwimmen gelernt.

Klaus hatte, wie so oft, ans Sparen gedacht und Anton und Emil damals ein Abo einer beliebten Zeitschrift versprochen, wenn sie Emma im Urlaub Schwimmen lernen würden. Das war deutlich billiger, als jeder Schwimmkurs. Und Anton und Emil kümmerten sich hochmotiviert um ihre kleine Schwester.

Zuerst wurden Emmas Schwimmflügel immer weniger aufgeblasen, und sie musste sich beim Schwimmen immer mehr anstrengen.

Dann übten die Brüder mit Emma Unterwasser schwimmen. Emma musste durch die breit auseinander stehenden Beine ihrer Brüder tauchen. Sie wunderte sich allerdings, dass das Wasser zwischen den Beinen von Anton so viel wärmer war, als das restliche Wasser im Pool.

Als kaum noch Luft in den Schwimmflügeln war, hielt Anton seine Hände unter Emmas Bauch und Emil korrigierte Emmas Arm- und Beinbewegungen. Zuerst vier Stöße allein, dann acht, dann zehn, und am Ende des Urlaubs konnte Emma in Begleitung ihres Vaters einmal allein durch das 20 Meter Becken schwimmen.

Im Laufe der zwei Jahre hatte sich Emma immer weiter verbessert, sodass die Eltern die drei Kinder allein zum Swimmingpool gehen lassen konnten. Aber nicht ohne die beiden Jungs zu ermahnen, ja gut auf ihre kleine Schwester aufzupassen und immer zusammen zu bleiben.

Mila durfte Klaus und Andrea in die Stadt zum Einkaufen begleiten. Nudeln, Pizza, Salat, viel Eis und jede Menge Getränke - alles was die Kinder liebten, wurde eingekauft.

Aber am ersten Abend wollte Andrea doch gern Essen gehen, und so fuhren Thalers an den Rand der Fußgängerzone von Nerja und suchten ein hübsches Restaurant.

Die Innenstadt von Nerja beeindruckt durch zweigeschossige, weiße Häuser, rote Ziegel auf den Dächern und in den Gassen, sehr viele Blumen - vor allem Geranien - und eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Boutiquen und Restaurants.

Mittelpunkt der Kleinstadt mit fast 21.000 Einwohnern ist der gepflegte Plaza Cavana vor der alten, barocken Kirche El Salvador aus dem 17. Jahrhundert. Davor befindet sich eine mächtige, alte Zeder, umrahmt von Marmorböden und Marmorbänken.

Der Platz geht über in eine lange Aussichtsplattform oberhalb vom Meer mit Namen Balcon de Europa mit herrlichem Weitblick. Alte, rostige Kanonen erinnern an das ehemalige Küstenbollwerk an dieser Stelle. Und eine lebensgroße Kupferstatue des früheren spanischen Königs Alfonso XIII am Ende des Balcon de Europa verlockt die drei Kinder regelmäßig, sich mit dem längst verblichenen Regenten fotografieren zu lassen und ihm keck einen Arm über die abgegriffenen Schultern zu legen.


Am Anfang des Balcon de Europa stehen einige Pferdekutschen, und Emma und Andrea bringen regelmäßig Äpfel mit, die sie den Pferden geben dürfen.

In jedem Urlaub durfte Emma einmal mit ihrer Mutter eine Kutschfahrt durch die pittoreske Innenstadt machen. Dafür fuhren Klaus und die beiden Jungs auf Segways durch die Straßen.

Alle freuten sich besonders auf die großen Eisportionen in den Waffeln, die vorher noch in Schokolade getaucht wurden. Am Zugang zum Balcon de Europa wetteiferten gleich drei Eisdielen um die Gunst der Kinder.

Natürlich wollten die Kinder am ersten Abend in ihrem Urlaubziel wieder in die übliche Pizzeria am Rande der Fußgängerzone in der Calle Carabeo. Klaus und Andrea war es recht, weil die Außenterrasse über einer idyllischen Bucht lag.

Thalers hatten Glück und bekamen noch einen Tisch am Geländer mit einem Blick über den Strand mit den Felsen und den bunten Fischerbooten mit ihren Netzen. Sogar Mila durfte mit in die Pizzeria und bekam einen kleinen Wassernapf von dem freundlichen Kellner gebracht.

Nach dem Essen machten Thalers noch einen Schaufensterbummel durch die Altstadt. Aber Emma wurde jetzt sehr schnell müde und schlief auf der Heimfahrt im Auto ein.

Das viele Schwimmen und die starke Sonne hatten die Kinder doch angestrengt, sodass auch die Jungs freiwillig in ihrem Zimmer verschwanden. Vorher hatte es aber noch große Diskussionen gegeben, wer oben und wer unten schläft. Zum Ärger von Emil hatte sich Anton mal wieder durchgesetzt und schlief oben.

Während Emma mit ihrer Stoffmaus Mimi in ihrem Bett schnell einschlief, machten die Jungs wieder Blödsinn.

Anton hatte die Idee “Boxmaschine“ zu spielen. Er hatte das Spiel vor einigen Jahren im Urlaub erfunden, um seine Geschicklichkeit und seine Reflexe zu testen.

Anton ließ seinen Oberkörper über das Bett hängen und seinen Kopf pendeln. Emil lag im unteren Bett und musste im Liegen versuchen, Antons Kopf mit der Faust zu treffen. Bis jetzt war ihm das nie gelungen. Anton reagierte einfach zu schnell; Emil war zu langsam und vor allem zu klein.

Aber im letzten Jahr war Emil gut gewachsen, seine Arme waren länger geworden und vor allem, seine Schlagkraft hatte zugenommen.

Den ersten drei Schlägen von Emil konnte Anton wie immer geschickt ausweichen. Er triumphierte und wurde zu sicher. Emil dagegen wurde immer motivierter und schlug schneller und kräftiger zu. Beim vierten Schlag nahm er mehr Schwung und traf mit seiner Faust punktgenau Antons rechtes Auge. Es gab ein klatschendes, hässliches Geräusch. Emil rieb sich seine schmerzhafte rechte Faust, und Anton jaulte lauthals auf.

Klaus und Andrea kamen sofort ins Zimmer gerannt und sahen Anton, wie er sich beide Hände auf das Auge drückte. Emil lag schuldbewusst mit dem Kopf unter seiner Decke und stammelte: “ Wir haben nur etwas gespielt.“

Andrea schaute sich Antons Auge an und holte einen Fäustlings Waschlappen mit Eisstückchen drin.

“Du wirst sicherlich ein schönes Veilchen kriegen“, erklärte Klaus, „ich hoffe, ihr beiden lernt daraus und lasst den Quatsch in der Zukunft.“

Emil war ganz kleinlaut, denn er wollte seinem Bruder eigentlich gar nicht wehtun. Nur eben endlich auch mal einen Treffer landen.

Anton wimmerte leise, drückte den kalten Waschlappen auf sein Auge und kam ins Grübeln. Er hatte nämlich am Swimmingpool einen englischen Jungen namens Marc kennengelernt.

Beide hatten sich auf Anhieb gut verstanden und die verrücktesten Sprünge vom Beckenrand gemacht. Für morgen hatten sie sich wieder verabredet. Das reizvollste an Marc war aber seine 14-jährige Schwester Patricia.

Dunkle lange Haare, schon richtig gut entwickelt und das Ganze in einen gelben Bikini verpackt. Aus Antons Sicht eine absolut heiße Schnitte, auf die er sich am meisten freute.

Aber mit einem Veilchen wäre das Wiedersehen absolut peinlich und jedes Anbaggern vollkommen zwecklos. Es sei denn, er hätte eine bessere Erklärung als den blödsinnigen Treffer von seinem kleinen Bruder.

Am nächsten Morgen war das Auge trotz Kühlung dick und rot mit einem beginnenden Hauch von blau.

Andrea hatte Angst vor dem Gerede. Sie befürchtete, dass die anderen Gäste in der Anlage annehmen könnten, Anton wäre von seinen Eltern geschlagen worden.

Emil hatte beim Frühstück dann aber eine Idee. “Lasst uns doch erzählen, Anton hätte Mila vor einem anderen, gefährlichen Hund gerettet und wäre dabei gestürzt.“ “Oder gegen eine Laterne geknallt, das ist noch glaubwürdiger“, schlug Klaus vor. “Oder der Besitzer des bösen Hundes wäre auch böse gewesen und hätte dir eine geknallt“, bereicherte Emma die Diskussion.

Anton fand den Vorschlag langsam klasse. Denn einen Retter von einem so lieben Hund wie Mila konnte Patricia nur gut finden. Das Veilchen würde dann eine ganz andere Qualität bekommen. Und ihm wahrscheinlich Punkte einbringen.

Trotz allem verengten sich Antons Augen für einen kurzen Moment zu sehr engen Schlitzen. Die gute Idee von Emil bedeutete nicht, dass er ihm restlos vergeben hätte. Die ganze Geschichte schrie förmlich nach Rache - vor allem unter Brüdern.

Vor lauter Erleichterung waren beide Jungs aber spontan bereit, die immer gern verschobene Urlaubskarte an Oma Alma zu schreiben.

Emma durfte die Karte aussuchen und hatte zum Leidwesen ihrer Brüder eine peinliche Karte mit einem lachenden Eselchen ausgesucht. Aber egal - Oma Alma würde sich mit oder ohne Esel über die Karte sehr freuen.

Emils schlechtes Gewissen war sogar so groß, dass er zusätzlich vorschlug, auch Fräulein Saurbier eine Karte zu schicken. So schreibaktiv waren die Kinder noch nie im Urlaub.

Klaus dämpfte die Euphorie dann etwas „Aber ihr wisst schon, dass die Karten schneller in Deutschland wären, wenn wir sie mitnehmen und persönlich übergeben würden.“ Denn er kannte sich mit dem Postweg von Spanien nach Deutschland mittlerweile ganz gut aus.

Am späten Vormittag ging die ganze Familie an den Pool, nachdem Mila bei einem Spaziergang die Vorgärten der halben Urbanisation beschnüffelt und bewässert hatte. Patricia und Marc waren wieder da und lauschten bewundernd Antons übertriebener Darstellung von der Rettung Milas und seinem selbstlosen Einsatz.

Während die Kinder begeistert im Pool tobten, wurde Emil immer stiller. Gleichzeitig juckte er sich ständig im Schritt und sein Gesicht wurde röter und röter.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus und kam japsend zu Klaus. “Ich glaub, mich hat da unten was gestochen, das brennt so furchtbar“, jammerte Emil. Klaus beschloss, mit seinem mittleren Sohn ins Haus zu gehen und sich das Ganze anzusehen.

Bei der folgenden Untersuchung stellte Klaus fest, dass Emils ehemals kleiner Schrumpel-Hoden nunmehr die Farbe und Größe eines vollreifen Pfirsichs angenommen hatte. Gut, bei Emil vielleicht eher wie eine Aprikose. Aber ein Stich war das nicht.

Klaus hatte einen Verdacht und ging ins Bad. Und siehe da - die ehemals volle Tube Gonalfin Forte - Klaus extra starke, brennende Durchblutungscreme bei Zerrungen - war halb leer.

Anton!

Klaus sagte nichts, warf Emils mit Gonalfin gesättigte Badehose in die Wäsche und suchte ihm eine neue Hose raus. Und er versprach Emil, dass das Brennen bald nachlassen würde, wenn er nur genug im kalten Wasser schwimmen würde. Außerdem nahm er sich vor, nach dem Schwimmbad mit Anton unter vier Augen ein ernsthaftes Wörtchen zu reden.

Bei der Unterredung nach dem Mittagessen blieb Anton erst mal bockig und stur und beharrte darauf, dass Emil den Streich verdient hätte. Trotz allem verdonnerte Klaus Anton dazu, Emil bei nächster Gelegenheit ein Eis als Wiedergutmachung zu spendieren. Vor allem, weil die Boxmaschine nicht Emils, sondern Antons Idee gewesen war.

Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf schlug Klaus vor, doch nachmittags ans Meer zu fahren.

Die Kinder wollten an den Burriana Strand, der nur wenige Autominuten entfernt war. Der Burriana Strand ist über 1 Kilometer lang und angenehm breit. Sehr viel heller Sand wechselt mit Kies ab und fällt relativ flach ins Meer. Der nordöstliche Bereich grenzt an Felsen unterhalb der Felder von Maro, einem kleinem Vorort von Nerja und oberhalb der südwestlichen Grenze thront der Parador, das große staatliche Hotel, dessen Treppen und Lift direkt zum Strand führen. Enge Fußwege führen von hier direkt zur Innenstadt von Nerja.

Hier liegen auch noch kleine, bunt angestrichene Fischerboote. Nachmittags sitzen die Fischer an ihre Boote gelehnt und flicken die Netze, die beim Fischfang in der Nacht gerissen sind.

Klaus sorgte dafür, dass sie zwei Sonnenschirme, Klappsessel, Matten und Badetücher mitnahmen, um die Miete von Sonnenschirmen zu sparen.

Während Andrea mit Emma, die sicherheitshalber im Meer Schwimmflügel tragen musste, ins Wasser ging, schnappten sich die Jungs die Luftmatratzen. Sie paddelten mit ihren Armen, bis sie außerhalb der Brandung waren, zogen sich die Taucherbrillen mit den Schnorcheln an und begannen, die Unterwasserwelt zu erkunden.

Weil das Wasser 50 m vom Strand ruhiger war, konnten sie den Meeresboden mit den Steinen, den Tang und den Schwärmen von Fischen gut erkennen. Anton hatte sich einen Kescher mitgenommen und versuchte vergeblich, einen der silbrig glänzenden Fische zu fangen. Klaus liebte es, den Strand entlang zu wandern, den Blick auf den nassen Sand gerichtet, um Muscheln zu suchen. Dabei war er sehr wählerisch. Klaus suchte gezielt “ Drehmuscheln “, also Muscheln mit einer gedrehten Schale, die es aber selten gab.

Abends überzeugten die Kinder ihre Eltern durch gemeinsames, abgestimmtes Quengeln, auf die Feria zu gehen.

Jedes Jahr im Herbst wird in vielen spanischen Städten ein Volksfest, eine Messe, eine Feria gefeiert. Mit vielen

“Fressbuden“, Weinständen, Verkaufsständen, aber vor allem vielen unterschiedlichen Karussells. In Nerja findet die Feria zu Ehren eines heiligen Schutzpatrons statt und wird durch einen feierlichen Umzug eröffnet.

Der katholische Pfarrer, die Bürgermeisterin und der Polizeichef führten die Honoratioren der Stadt unter den Klängen einer Blaskapelle und dem begeisterten Klatschen der Zuschauer stolz durch die Altstadt bis zum Festplatz.

Alle Frauen, von acht bis über achtzig, trugen bunte, spanische Kleider. Sehr eng geschnitten, mit vielen Rüschen und Pailletten. Die schwarzen Haare wurden hochgesteckt und mit großen Kämmen gehalten, und so manche Senora wedelte dazu mit einem bunten Fächer.

Schwarz gekleidete Reiter, mit breiten Schärpen und roten Hüten mit ausladenden Krempen ritten auf stolzen Araberpferden im Schritt durch die Stadt. Einige hatten Señoras im schrägen Damensitz vor sich sitzen, die den Zuschauern zuwinkten und mit ihrem rot geschminkten Mund zulächelten.

Anton rief Marc an, ob dessen Familie samt Patricia nicht mitgehen wollte.

Die Eltern von Marc waren sofort einverstanden und so trafen sich beide Familien am Parkplatz der Feria.

Klaus wusste, dass er sich vor der englischen Familie nicht kleinlich zeigen durfte, obwohl ihn das schon etwas schmerzte, denn die Preise für die Karussells in Nerja lagen deutlich über den Preisen von deutschen Karussells. Na gut, dafür fuhren die spanischen Karussells auch länger. Klaus hatte letztes Jahr tatsächlich heimlich die Fahrzeit gestoppt und dann mit der Fahrzeit der Karussells in Deutschland verglichen. Zwar wurmten ihn die höheren Preise in Spanien schon. Aber im Rahmen einer Kosten - /Nutzenanalyse war er zum Ergebnis gekommen, dass die Sekunde Fahrzeit in Spanien dann doch etwas preiswerter war. Die Berechnung durfte er allerdings weder Andrea noch den Kindern mitteilen. Die hätten ihn sonst als etwas „Loco“=verrückt eingestuft. Egal – Klaus sparsames Gewissen war besänftigt.

Während sich die Eltern an den Weinständen einen Rotwein gönnten und danach eine kalte Ajoblanco Suppe mit viel Knoblauch und hinterher gegrillte Sardinen aßen, vergnügten sich die Kinder auf den Karussells.

Emma liebte das Kinderkarussell mit den Holzpferden und das Kettenkarussell. Und Marc, Anton, Emil und Patricia versuchten sich gegenseitig mit den Autoscootern zu treffen. Klar, dass Anton und Patricia in einem Wagen eng aneinandergeschmiegt saßen.

Während Emil aus gemachter Erfahrung den Scooter von Anton und Patricia nur vorsichtig anfuhr, versuchte Marc seine Schwester und Anton mit voller Wucht zu rammen. Aber Anton war ein erstaunlich geschickter Fahrer, der zur großen Freude von Patricia immer wieder im letzten Moment ausweichen konnte.

Zum Abschluss spazierten beide Familien zur Schießbude. Die drei Jungs und Patricia durften zuerst schießen und gewannen jeder Kastagnetten, mit denen sie begeistert klappern übten. Emma wollte unbedingt allein schießen.

Nachdem sie aber knapp das linke Ohrläppchen der Besitzerin der Schießbude verfehlt hatte, musste Klaus ihr das Luftgewehr abnehmen. Auf Wunsch von Emma schoss Klaus ihr einen schwarz-goldenen Fächer, mit dem Emma auf dem Rückweg stolz vor ihrem Gesicht rumwedelte.

Auf dem Rückweg zum Auto erzählten Peter und Alice March, die Eltern von Marc und Patricia, dass sie sich schon einige Immobilien mit den örtlichen Maklern angesehen hatten. Denn sie planten für das nächste Jahr ernsthaft den Erwerb einer Ferienwohnung in Nerja.

Abends im Bett ließ Andrea der Plan von Peter und Alice keine Ruhe.

“Du, Klaus, wir fahren doch jetzt schon so viele Jahre hier runter und fühlen uns immer so wohl. Und den Kindern gefällt es doch auch, und außerdem könnten meine Eltern uns besuchen und wir meine Eltern in Fortuna. Es wäre doch schön, wenn wir hier auch eine Ferienwohnung hätten.“ “Naja schon, aber wer soll das bezahlen. Nerja ist zwar wirklich schön, aber auch ziemlich teuer“, seufzte Klaus. “Schatz, denk doch mal an die zwei Lebensversicherungen, die nächstes Jahr fällig werden. Davon könnten wir uns doch ein kleines Schmuckstück leisten“, versuchte Andrea Klaus zu überzeugen. “Also gut, wir werden uns die nächsten Tage mal die Maklerangebote ansehen. Aber nur, um erst mal einen Überblick zu kriegen“, versuchte Klaus Zeit zu schinden.

Vatter - es heißt donde

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