Читать книгу Alstermorde: 9 Hamburg Krimis - Hans-Jürgen Raben - Страница 26
9. Kapitel
ОглавлениеHauptkommissar Cornelius Brock hatte sich auch diesmal bei Professor Hochstein nicht vorher angekündigt. Es war noch relativ früh am Vormittag, sodass er hoffen konnte, Ernst Hochstein anzutreffen. Er bemühte sich, seine Laune zu verbessern, die zurzeit nicht gerade auf einem Höhepunkt war.
Er war recht früh aufgestanden und hatte seine Laufrunde absolviert. Dabei ärgerte ihn, dass er allein aufstehen musste. Eigentlich hatte er sich am Vorabend mit seiner Freundin verabreden wollen, doch der ermordete Jonas Dücker hatte diesen Plan über den Haufen geworfen. So war es bei einem Telefongespräch und einer erneuten Verabredung geblieben.
Nachdem die Spurensicherung ihre Überprüfung beendet hatte, konnten auch Brock und Spengler den Raum durchsuchen. Sie fanden nichts, was ihnen irgendwie weitergeholfen hätte. Ritter hatte ihnen allerdings den Laptop ausgehändigt, nachdem er auf Fingerabdrücke untersucht worden war. Auch hier hatten sich nur die Abdrücke des Besitzers gefunden.
Dennoch hatten sie die Absicht, das Gerät von ihren Experten gründlich überprüfen zu lassen. Spengler hatte zugesagt, die Kontakte des Handys zu recherchieren. Es war eine lange Liste.
Brock betrat das Vorzimmer, in dem die gleiche ältere Dame wie bei ihrem ersten Besuch saß. Heute sah sie noch strenger aus, als sie ihn durch ihre Brillengläser musterte.
„Der Herr Professor leitet jetzt ein Seminar für die älteren Semester. Danach wird er hier sein, um seine Post zu erledigen. Sie können so lange auf dem Flur warten. Es gibt dort einige Sitzgelegenheiten.“
„Danke, sehr freundlich.“ Die Ironie kam bei ihr nicht an.
Sie senkte den Kopf über ihre Computertastatur und beachtete ihn nicht weiter. Also setzte sich Brock draußen auf einen der unbequemen Stühle und wartete. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen. Studenten eilten hin und her, teilweise mit Bücherstapeln beladen. Die Gespräche klangen gedämpft, als sei jeder sich bewusst, in welchem Tempel der Gelehrsamkeit er sich befand.
Professor Ernst Hochstein kam nach etwa zehn Minuten die Treppe empor. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er über ein Problem nachdachte.
Brock erhob sich und trat ihm in den Weg.
„Hallo und guten Tag. Sie erinnern sich vielleicht an mich. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie.“
„Muss das jetzt sein?“, kam es unwirsch zurück.
„Ja. Wir ermitteln in einem Mordfall. Das haben Sie doch nicht vergessen, oder?“
Hochstein seufzte. „Na, schön, gehen wir in mein Büro.“
Die Sekretärin sprang auf und wedelte mit einigen Zetteln in ihrer Hand. „Ich habe einige Telefonate für Sie.“
Der Professor winkte ab. „Später!“
Brock setzte sich wieder vor den Schreibtisch, und Hochstein nahm auf seinem Sessel Platz. „Was wollen Sie wissen?“
Brock deutete auf die Deckelvase, die genau dort auf dem Schreibtisch stand, wo sie ihm beim ersten Besuch aufgefallen war.
„Die Vase mit dem Hundekopf als Deckel – gehört sie Ihnen? Sieht nach einem antiken Stück aus.“
Hochstein betrachtete den Gegenstand und lächelte gezwungen.
„Es ist keine Vase, sondern ein Kanopengefäß, und der Tierkopf auf dem Deckel ist kein Hund, sondern ein Schakal.“
„Wie heißt das Gefäß?“, fragte Brock verblüfft.
„Man nennt sie Kanopen“, begann der Professor zu dozieren. „Im alten Ägypten hatten die Menschen einen erstaunlichen Totenkult entwickelt. Von den Mumien haben Sie ja gewiss schon gehört. Eine Mumifizierung war ein komplexer Vorgang. Ich will das hier nicht weiter ausführen, jedenfalls wurden dabei die inneren Organe entfernt und in solchen Krügen gesondert bestattet. Es sind immer vier für die verschiedenen Organe, und auf den Deckeln befinden sich unterschiedliche Köpfe, die die vier Söhne des Osiris symbolisieren. Einer davon wird mit dem Kopf eines Schakals dargestellt.“
Brock musterte den Deckelkrug mit neu erwachtem Interesse. „Dann ist dieses Gefäß einige tausend Jahre alt?“
Das Lächeln des Professors wurde breiter.
„Sollte man annehmen. Vom Stil her gehört der Krug in das sogenannte Mittlere Reich, das ist über dreitausend Jahre her. Es handelt sich jedoch um eine Fälschung. Eine recht gute zwar, aber für den Experten leicht zu erkennen. Der Fälscher hat als Vorlage echte Exemplare benutzt. Die befinden sich allerdings im Britischen Museum in London. Es gibt genügend Fotos davon. Bei der Wiedergabe der Hieroglyphen hat sich der Fälscher jedoch vertan.“
„Haben Sie auch die anderen drei Krüge?“, fragte Brock leichthin.
Professor Hochstein schwieg eine Weile, bevor er antwortete.
„Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Ja, es gibt die drei anderen, und sie sind ebenso falsch wie dieses Gefäß hier. Sie gehören Markus Diefenbach, der mich gebeten hat, die Echtheit zu bestätigen. Das war natürlich nicht möglich, doch er starb, bevor ich ihn damit konfrontieren konnte.“
„Bei unserem ersten Besuch haben Sie nicht erwähnt, dass diese Fälschung von Diefenbach stammt.“
„Sie haben nicht danach gefragt.“
„Aber Sie wussten doch, dass der Kunsthändler ermordet worden war. Die Medien haben darüber berichtet.“
Der Blick des Professors wurde abweisend. „Ich wollte zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem Mord in Verbindung gebracht werden.“
„Wie wir aus den Unterlagen wissen, haben Sie schon früher für Diefenbach gearbeitet“, bohrte Brock nach.
Hochstein nickte. „Ich habe das eine oder andere Gutachten für ihn erstellt, das ist richtig. Die Stücke, die er mir brachte, waren fast immer echt.“
„Sie haben sich dabei nicht gefragt, woher sie stammen, vielleicht aus illegalen Raubgrabungen oder Diebstählen aus Museen?“
Der Professor versteifte sich. „Ich habe nur bestätigt, ob die Stücke echt waren. Ja, vielleicht hätte ich nachfragen sollen, aber ...“
„Aber Sie haben lieber das Geld genommen, ohne zu fragen.“
Ernst Hochstein biss sich auf die Unterlippe und schwieg.
„Den Dolch hatten Sie vorher auch schon gesehen, nicht wahr?“
Hochsteins Stimme klang jetzt brüchig. „Ja, bei einem Besuch in der Abteistraße. Er hing an der Wand. Aber ich habe den Dolch nicht in der Hand gehabt. Das geschah erst, als Sie ihn mir zeigten.“
„Dann wussten Sie also, wo eine Mordwaffe zur Verfügung stand“, stellte Brock fest.
Professor Hochstein musterte ihn finster.
*
Kommissaranwärter Horst Spengler überprüfte die in Dückers Handy gespeicherten Kontakte. Die meisten Namen waren abgekürzt oder bestanden nur aus einem Vornamen. Die Liste war ziemlich lang!
Als Erstes fiel ihm der Name Markus ins Auge. Er verglich die Nummer mit den Daten des Ermordeten. Tatsächlich, es handelte sich um Diefenbachs Nummer. Jonas Dücker war also nicht nur einmal zufällig bei Diefenbach gewesen. Sie mussten sich schon länger gekannt haben. Der Kunsthändler war sozusagen Stammkunde gewesen.
Sie brauchten unbedingt die Verbindungsnachweise, um festzustellen, wie lange diese Beziehung schon bestand.
Ein noch schwer fassbarer Gedanke drängte sich in Spenglers Bewusstsein. Was wäre, wenn Dücker auch seinen Mörder kannte? Da hatte es einen wichtigen Hinweis gegeben, er war ganz sicher. Es würde ihm bestimmt wieder einfallen. Er musste jetzt alle Telefonnummern überprüfen. Vielleicht war die eine darunter, die sie auf die richtige Spur führte.
Spengler beschloss, die einzelnen Nummern nacheinander mit seinem Festnetztelefon anzurufen. Es waren meistens Handynummern, sodass der Standort nicht zu ermitteln war.
Wenn sich jemand meldete, fragte er nach: „Wer ist da, bitte?“
Er notierte den Namen und entschuldigte sich. „Verzeihung, falsch verbunden!“
Nach einer halben Stunde wäre ihm vor Schreck fast der Hörer aus der Hand gefallen, als sich der Teilnehmer am anderen Ende meldete. Rasch legte er auf, ohne ein Wort zu sagen.
Brock musste sofort davon erfahren, auch wenn diese Verbindung kein Beweis war, so war es doch eine Tatsache, die nach einer Erklärung verlangte.
Er wählte Brocks Nummer.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich sein Chef meldete. „Was gibt es, Spengler? Ich bin auf dem Weg in die Abteistraße.“
„Wollen Sie zum Tatort?“
„Nein, ich muss mit Diefenbachs Schwester reden. Mir ist da etwas eingefallen, das ich unbedingt überprüfen muss.“
„Gut, dann reden wir später. Ich habe einen interessanten Hinweis gefunden.“
„Vergessen Sie ihn nicht.“ Die Verbindung war unterbrochen.
Spengler atmete tief durch. Manchmal war der Chef nicht leicht zu ertragen.
*
Die Haustür zu Diefenbachs Wohnung war noch versiegelt. Hauptkommissar Cornelius Brock warf im Vorbeigehen nur einen kurzen Blick darauf. Die Spurensicherung würde noch weitere Untersuchungen anstellen, falls es nötig werden würde. Sein Ziel war heute die nächste Tür.
Er klingelte bei Jutta Diefenbach, der Schwester des Ermordeten.
Hoffentlich ist sie zu Hause, dachte er. Denn er hatte die Adresse ihres Buchladens vergessen.
Er hatte Glück. Sie war zu Hause. Ein Summer ertönte, und er drückte die Tür auf. Er stand in einem kleinen Vorraum. Eine schmale Treppe wand sich um einen später eingebauten Fahrstuhl, in dem höchsten zwei Personen Platz hatten, wenn sie dicht beieinanderstanden.
Wahrscheinlich war dies ursprünglich der Dienstboteneingang gewesen, den es früher in solchen Häusern gegeben hatte.
„Nehmen Sie den Fahrstuhl!“, rief eine weibliche Stimme von oben. „Das ist bequemer als die enge Treppe.“
Brock betrat den Fahrstuhl und drückte den einzigen Knopf. Langsam schwebte er nach oben.
Jutta Diefenbach erwartete ihn oben. „Ich habe Sie schon vom Fenster aus gesehen. Sie haben Glück, dass Sie mich noch erwischen, denn ich wollte gerade in mein Geschäft gehen.“
Sie trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. „Treten Sie ein.“
Die Einrichtung war geschmackvoll und sicher auch nicht billig, jedoch lange nicht so protzig wie bei ihrem Bruder. Das Wohnzimmer war recht groß, lag aber im Gegensatz zu dem Salon im Erdgeschoss an der Vorderseite des Hauses.
„Ich werde Sie nicht lange aufhalten“, begann Brock, nachdem sie sich an einen kleinen runden Tisch gesetzt hatten. „Kommen Sie mit der Situation zurecht? Leider müssen Sie sich noch einige Tage gedulden, bis der Tatort freigegeben wird.“
„Der Tatort“, wiederholte sie leise.
„Verzeihung, aber das ist die Wohnung Ihres Bruders für uns, auch wenn es etwas unsensibel klingt.“
„Ist schon gut. Ich gewöhne mich langsam an die neue Realität. Ich bin mir ohnehin noch nicht sicher, wie es mit dem Haus weitergehen soll. Für mich allein wäre es viel zu groß, und ich könnte es auch nicht unterhalten. Was ist mit der ... mit der ...“
„Mit der Leiche Ihres Bruders? Ich denke, man wird Sie in Kürze Verständigen.“
Sie nickte. „Was kann ich für Sie tun?“
Jutta Diefenbach hatte ihre Fassung wiedergefunden. Sie sah heute wesentlich besser aus als bei ihrem ersten Gespräch. Sie trug dunkle Kleidung, doch es sah nicht unbedingt nach Trauer aus. Sollte es wohl auch nicht, wenn sie in ihrem Laden stand und Kunden bediente.
„Im Zuge der Ermittlungen tauchen natürlich regelmäßig zahlreiche neue Fragen auf“, erklärte Brock. „Ich wollte Sie bitten, nachdem nun einige Tage vergangen sind, Ihre Erinnerungen zu durchforsten, ob Ihnen nicht doch am Abend des Mordes irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen ist.“
Für einen Augenblick wirkte Jutta Diefenbach nach innen gekehrt, ehe sie den Kopf hob und Brock direkt anblickte. „Darüber habe ich unaufhörlich nachgedacht, und da gibt es tatsächlich etwas, das mir bei unserem ersten Gespräch nicht in den Sinn gekommen ist.“
„Und das wäre?“
„Ich hatte gerade den Fernseher ausgeschaltet, und es war sehr ruhig im Haus. Dann hörte ich die Haustürklingel meines Bruders. Tagsüber hört man sie normalerweise nicht, doch es war ein warmer Abend, die Zimmertüren waren geöffnet, ebenso wie das Küchenfenster, das sich über dem Eingang befindet.“
„Wann war das?“
„Es muss so gegen zehn Uhr am Abend gewesen sein. Ich habe mich gewundert, dass mein Bruder um diese Zeit noch Besuch empfängt. Ich ging zum Küchenfenster und hörte leise, aber erregte Stimmen. Eine davon gehörte meinem Bruder. Die erkannte ich natürlich sofort. Dann war Stille, und ich hörte nicht, dass jemand zurück zur Straße ging. Also nahm ich an, dass Markus den späten Besucher hereingelassen hat, und damit war der Fall für mich erledigt.“
„Haben Sie eine Vermutung, wer der Fremde gewesen sein könnte?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nach ein paar Tagen habe ich mir eingebildet, dass ich die Stimme schon einmal gehört hätte, doch das war sicher nur ein Versuch, eine Erklärung für den Mord zu finden.“
Sie senkte den Blick. „Die Stimme gehörte also dem Mörder?“, sagte sie leise.
Brock verstand, dass diese Bemerkung nicht als Frage an ihn gedacht war.
„Wir wissen jetzt immerhin, dass Ihr Bruder seinen Mörder gekannt hat. Sonst hätte er ihn wohl kaum um diese Zeit ins Haus gelassen. Leider hatte Ihr Bruder einen recht großen Bekanntenkreis, sodass uns Ihre Beobachtung noch nicht auf die Spur des Täters führt.“
„Da war noch etwas“, sagte Jutta Diefenbach plötzlich. „Vielleicht ist es nicht von Bedeutung, aber ...“
„Sagen Sie es ruhig.“
Sie erhob sich. „Kommen Sie!“
Brock folgte ihr zum Fenster und blickte auf die Abteistraße hinunter. Sie deutete auf die parkenden Autos auf der anderen Straßenseite.
„Dort drüben, wo der Golf jetzt steht, parkte ein größeres Fahrzeug. Die Marke konnte ich bei der Dunkelheit nicht erkennen. Hinter dem Steuer saß jemand, und ich hatte den Eindruck, dass diese Person das Haus beobachtet.“
„Konnten Sie denn erkennen, dass da jemand war?“
Sie lächelte. „Eine Person konnte ich nicht erkennen, aber das Glimmen einer Zigarette. Bevor ich ins Bett ging, bin ich nochmal ans Fenster gegangen, und diesmal sah ich sogar die Flamme eines Feuerzeugs kurz aufleuchten. Ich sagte mir, dass es tausend Gründe geben kann, weshalb jemand nachts in einem Auto sitzt und raucht. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.“
Doch das tat Hauptkommissar Brock sehr wohl. In Anbetracht des komplizierten Falles hielt er es durchaus für möglich, dass jemand Interesse für Diefenbachs Haus hatte.
Er konnte nicht ahnen, dass er schon bald eine Bestätigung für diese Vermutung bekommen würde.
*
„Es gibt Neues von der Staatsanwaltschaft.“
Die Erste Hauptkommissarin Birgit Kollmann musterte ihre beiden Mitarbeiter, die gemeinsam mit ihr an dem kleinen Besprechungstisch in ihrem Büro saßen.
„Welche wären das?“, fragte Hauptkommissar Brock sofort.
„Es geht um die beiden Verdächtigen, die ihr vorläufig festgenommen habt, Moosbacher und den jungen Ägypter. Der Anwalt von Moosbacher hat dem Staatsanwalt die Hölle heiß gemacht, dem nichts anderes übrig blieb, als den Mann freizulassen, nachdem auch noch ein Haftrichter entschieden hatte, dass die Beweislage gegen ihn viel zu dünn ist.“
Sie machte eine Pause und sah zwischen Brock und Spengler hin und her. „Ich musste ihm zustimmen. Es gibt nicht den Hauch einer Spur, dass er am Tatort war. Keine Fingerabdrücke, keine Fasern, nichts. Es gibt nur einen fragwürdigen Verdacht, den jeder Anwalt in kürzester Zeit in der Luft zerreißen würde. Wir hatten keine andere Wahl als ihn gehen zu lassen.“
„Ich informiere die Kollegen in München über die Situation“, mischte sich Spengler ein. „Moosbacher wird ja seine Frau nicht im Stich lassen und somit erreichbar bleiben.“
Kollmann nickte. „Sehe ich auch so.“
„Was ist mit Amir, dem Ägypter?“, fragte Brock.
Die Erste Hauptkommissarin zog ihre Stirn in Falten. „Das verhält sich ganz ähnlich. Auch hier gibt es keine Beweise, dass der junge Mann am Tatort war. Immerhin konnte der Staatsanwalt durchsetzen, dass sein Pass noch einige Tage eingezogen bleibt, bis wir Klarheit haben. Er wurde also auch entlassen. Ich habe das ägyptische Konsulat über den Vorgang informiert.“
„Wo hält er sich denn jetzt auf?“, wollte Brock wissen.
„Er sagte, dass er zu seinem Onkel will, der einen Gemüseladen am Steindamm besitzt. Dort hat er nach seiner Ankunft in Hamburg gewohnt.“
Jetzt bildete sich auch auf Brocks Stirn eine Falte. „Am Steindamm?“
„Ja, ganz richtig. Wieso?“
Brock drehte den Kopf zu seinem Assistenten. „Wir wissen doch, woher der anonyme Anruf kam, der uns auf die Spur des Ägypters gebracht hat, oder?“
Spengler blätterte in seinem Notizbuch, bis er die richtige Stelle gefunden hatte. Er sah überrascht hoch.
„Das war eine Telefonzelle am Steindamm. Diese Notrufe werden ja automatisch nachverfolgt.“
Brock lächelte. „Dann hat also der Onkel seinen Neffen angeschwärzt. Nun gut, das müssen die beiden unter sich ausmachen. Verwandtschaft kann gelegentlich zum Problem werden.“
„Von meiner Seite war es das.“ Ihre Chefin stand auf.
„Ich habe noch eine Kleinigkeit“, ergänzte Hauptkommissar Brock. „Von Jutta Diefenbach habe ich erfahren, dass in der Nacht des Mordes ein Unbekannter in einem Auto saß und das Haus des Opfers beobachtet hat. Zumindest nimmt sie das an. Erkannt hat sie niemand. Sie hat nur bemerkt, dass die Person geraucht hat.“
„Moosbacher?“, vermutete Spengler.
„Möglich. Ich weiß jedoch nicht, ob er Raucher ist.“
„Außerdem“, fuhr Brock fort, „hat sie bestätigt, dass gegen zehn Uhr abends jemand bei ihrem Bruder geklingelt hat, der anschließend von ihm eingelassen wurde. Das war vermutlich der Mörder, der anschließend auch noch den einzigen Zeugen beseitigt hat. Ich weiß zwar nicht, woher er wusste, dass es sich um Jonas Dücker handelt, doch das werden wir auch noch herausfinden.“
„Dücker hatte die Telefonnummer von Stefan Matzke in seiner Kontaktliste“, platzte Spengler dazwischen.
„Wann wollten Sie mir das eigentlich sagen?“ Brock zog die Augenbrauen hoch. „Das ist ein ziemlich wichtiger Hinweis.“
„Äh ... na, ja ... ich habe es gerade gesagt.“
„Hilft uns diese Tatsache weiter?“, fragte Kollmann.
„Dem sollten wir nachgehen“, entschied Brock. „Ich fliege morgen nach Palermo. Reden Sie in der Zwischenzeit mit Matzke. Diesen Zusammenhang wird er uns erklären müssen.“