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Die Wurzeln der Vulkane aus heutiger Sicht
ОглавлениеEin Geomorphologe wird auf die Frage, was ein Vulkan sei, eine andere Antwort geben als ein Petrologe, ein Geophysiker wiederum wird eine andere Vorstellung über das haben, was eigentlich einen Vulkan ausmacht, als ein Geochemiker. Die immense Vielfalt der vulkanischen Vorgänge erlaubt keine einfache, schlüssige Antwort – eine rundum befriedigende Interpretation der Beobachtungen und eine Erklärung der Kausalzusammenhänge wird für die Forschung immer Ziel- und Wunschtraum bleiben. Dies liegt vor allem daran, dass die Ursprünge der Vulkane – ihre Wurzeln und gewissermaßen ihr Herz, die Magmakammer – in Erdtiefen liegen, die für die direkte Beobachtung unzugänglich sind. Wenn man heute versucht, die Fragen nach der Natur eines Vulkans befriedigend zu beantworten, muss man – neben dem eigentlichen Vulkan – das tief reichende, viel umfassendere Wurzelsystem unter einem Vulkan mit betrachten. Dieses Vulkan-Magma-System habe ich der Einfachheit halber (Abb. 1.5, 1.6) in vier Tiefenzonen unterteilt: partielle Aufschmelzung, Ablösung und Aufstieg, Ansammlung in Magmareservoiren sowie Ausbruch.
Eine Diskussion dieser Wurzelbereiche muss am Anfang stehen, wenn wir verstehen wollen, wie und warum ein Vulkan entsteht – etwa an einer bestimmten Stelle der Erde, zu einer bestimmten Zeit und mit einer bestimmten Magmenzusammensetzung – oder wie er ausbricht, ob ruhig effusiv oder hochexplosiv. Kapitel 3 befasst sich daher mit den Tiefenregionen der Vulkane, mit der Entstehung, Zusammensetzung und Veränderung der Magmen und mit ihrer Kristallisation. Die magmatischen Gase, die rheologischen Eigenschaften der Magmen und ihr Eruptionsverhalten behandle ich in Kapitel 4.