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2 Plattentektonik
ОглавлениеJeder Vulkan steht mit dem glühenden und auch noch siedenden Erdkörper in Connexion.
J. W. Goethe, „Naturwissenschaftliche Schriften“, Band 9, Weimar, 1892
Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen, die großen Zusammenhänge zwischen Vulkanen und Erdaufbau sowie den dynamischen Vorgängen in der Erdkruste und den tieferen Erdschichten vor der Darstellung der speziellen Aspekte zu diskutieren. Wenn wir aber nach den Ursachen der vulkanischen Vorgänge fragen, den Zusammensetzungen der an der Erdoberfläche eruptierten Schmelzen, den Eruptionsmechanismen, der Verteilung der Vulkane auf der Erde bis zur Zusammensetzung der vulkanischen Gase, werden wir überzeugende Antworten nur im Gesamtrahmen der Magmen- und Vulkanentstehung finden können.
Von grundlegender Bedeutung ist die Beobachtung, daß die etwa 550 heute aktiven subaärischen Vulkane (298) – die meisten basaltischer und andesitischer Zusammensetzung – und die geologisch jungen quartären und tertiären Vulkane und Vulkanfelder nicht gleichmäßig über die Erde verteilt sind.
Abb. 2.1: Hauptplatten und globale Verteilung bekannter aktiver und ruhender Vulkane.
Alfred Wegener, der berühmte Schöpfer der Kontinentaldrift, schenkte den Vulkanen, ihrer Zusammensetzung und der Magmenentstehung keine große Beachtung. Erst die meeresgeologischen und geophysikalischen Untersuchungen seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben die grundlegenden Bausteine und Beweise geliefert, durch die Wegeners Vorstellungen von der Mobilität der Kontinente – heute zusammen mit der ozeanischen Lithosphäre Platten genannt – in den Hypothesen des Sea Floor Spreading und der Plattentektonik stark modifiziert und erweitert wieder auferstanden sind (Abb. 2.1). Seit Ende der sechziger Jahre haben diese Modelle das eingeleieingeleitet, was in der Wissenschaftstheorie ein Paradigmenwechsel genannt wird. Die an dramatischen Entdeckungen reiche Geschichte dieser wissenschaftlichen Revolution ist inzwischen so oft erzählt worden, daß ihre Grundzüge zur wissenschaftlichen Allgemeinbildung gehören oder gehören sollten. Ich will hier nur diejenigen Aspekte herausgreifen, die zum Verständnis der Magmenentwicklung und Vulkanbildung wichtig sind, Prozesse, die allerdings eine zentrale Stelle im neuen Weltbild der Erdwissenschaften einnehmen.
Abb 2.2: Divergierende (Mittelozeanische Rücken und Transformverwerfungen) und konvergierende (Subduktionszone, Wadati-Benioff-Zone) Plattenränder (nach 238). Jährliche Magmaproduktionsraten (km3/a) nach verschiedenen Quellen (aus 266).