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Max wollte in derselben Stadt leben wie Fiona. Sie war ihm ein Zuhause, die Erinnerung an eine gute Zukunft. Also zog er von München nach Berlin, trotz der verpatzten Nacht. Das Bild von sich allein auf dem Bahnsteig wurde er nie wieder los. Der Bahnsteig. Max hob die schweren Lider. Berlin. Die Wimpern streiften die Scheibe, dahinter diffus gelbes Licht, vor ihm das weiße Schild mit den schwarzen Lettern. Berlin, darunter Zoologischer Garten. Unter dem Schild, das Schild entlang, lief, sollte er seinen Augen trauen, sie. Wie ein Filmausschnitt. Träumte er? Wieso waren sie überhaupt schon da? Max stand auf, eilig, stolperte über etwas, das auf dem Boden lag, vergaß fast den Koffer. Berlin. Zoologischer Garten. Alles aussteigen. Dieser Zug endet hier. Max nahm die Rolltreppe, stürmte sie, Entschuldigung, jaja, Entschuldigung, hinunter in die Halle. Das war Schicksal. So ist es, wenn sich Linien kreuzen. Alles hat seinen Moment. Das war seiner. Ihrer. Zusammen nach Kreuzberg. Und dann würde Max Fiona nie wieder loslassen. Nicht noch einmal.

Er raste aus der Halle. Draußen, gleich gegenüber der schwingenden Eingangstür, tat sich das unterirdische Gewölbe der U-Bahn auf. Hier war es heller, nicht so fahl und gelblich. Der Bus, schoss es ihm durch den Kopf. Natürlich, der 19er-Bus. Der Kurfürstendamm war nicht weit, nur ein kleines Stück die Straße hinauf, da fuhr die Linie 19. Sie fuhr so gern im Doppeldecker die großzügig breiten Straßen entlang. Da waren sie sich einig. In Berlin ankommen hieß, am Bahnhof Zoo aussteigen, über den Damm und oben vorn im 19er nach Kreuzberg. Also wieder hinauf, hinaus, bei Rot über die vierspurige Straße, der Koffer schaukelte mal am rechten, mal am linken Arm. Über die nächste Straße, auch bei Rot. Jetzt nur noch über den Damm. Der 19er fuhr an ihm vorbei in die Haltestelle ein. Eine kleine Traube vor der Fahrertür, sie mittendrin. Max stieg als Letzter ein, zog den Koffer hinter sich her. Im Bus immer nur oben vorn. Da hatte man die Welt vor sich. Gab es einen schöneren Ort für diesen Moment? Fast kitschig. Aber das Leben darf das. Tatsächlich, da saß sie, vorn links. Das Gesicht war in der Scheibe nicht zu erkennen, zu schmutzig das Glas, zu diffus das Licht. Max ging die drei Schritte vor, setzte sich auf die mit orangefarbenem Stoff bezogene Bank. Er drehte ihr, den Mund schon offen, das Gesicht zu. Sie sah ihn entgeistert an, er nicht minder entgeistert zurück. Wie konnte er diese Frau für Fiona halten? Eine lächerliche Reizung der Fantasie. Ein Traum, was sonst?

Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen

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