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Die Körper-Uhren

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Bevor wir uns mit Ein- und Auswirkungen von Hormonen und Vital-Stoffen auf unsere Gesundheit, unser Wohlergehen und besonders auf den Verlauf der Alterungsprozesse beschäftigen (können), halte ich es für unverzichtbar, dass wir uns befassen mit den …

„Körper-Uhren“

Gesichertes medizinisches Wissen ist (Quelle: Prof. Dr. Charlotte Helfrich-Förster und Kollegen - Neurobiologin und Genetikerin, Uni Würzburg -: „The MAP-Kinase p38 is Part of Drosophilia melanogaster’s Circadian Clock“ - PLOS genetics, 2014 - die Untersuchungen waren erfolgt an der Taufliege Drosophilia melanogaster, weil viele derer Gehirn- und Nervenfunktionen denen des Menschen sehr ähnlich sind und hieraus zitiere ich): …

… „Zwei Phänomene takten im Wesentlichen das Leben sämtlicher Organismen: Einmal der „ewige Tag-Nacht-Rhythmus“ und zweitens das „Auftreten plötzlicher Ereignisse“.

Um darauf reagieren zu können, haben Lebewesen spezielle Mechanismen entwickelt und dies mit einer überraschenden Gemeinsamkeit.

Der unablässige Tag-Nacht-Rhythmus und das unvorhergesehene Auftreten plötzlicher Ereignisse:

Zwischen beiden Polen spielt sich das Leben so gut wie aller Organismen ab - vom Einzeller bis zum Menschen -. Beide erfordern ganz unterschiedliche Antworten. Im Laufe der Evolution haben sich die erforderlichen unterschiedlichen Reaktionsmuster mit den dazu gehörigen genetischen Grundlagen entwickelt. …

So bereiten auf der einen Seite die sogen. „Inneren Uhren“ den Organismus auf die regelmäßig wiederkehrenden Erfordernisse des Alltags vor. Auf der anderen springt ein „Stress-System“ immer dann an, wenn eine schnell Reaktion auf ein unerwartetes Ereignis erforderlich ist.

Fakt ist:

„Starker Stress stört den Tag-Nacht-Rhythmus!“

Neben den Unterschieden besitzen die beiden Systeme auch Gemeinsamkeiten, die sie miteinander verbinden; d.h.: zu unterschiedlichen Tageszeiten erfolgen ganz unterschiedliche Reaktionen auf Stress.

Andererseits bringt Stress den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander und stört den Schlaf.

Den Wissenschaftlern der Uni Würzburg ist es gelungen, eines der verbindenden Elementen zwischen den beiden Polen zu identifizieren: Es handelt sich dabei um ein spezielles Enzym - die Mitogen-aktivierte Proteinkinase p38 -. Sie spielt in beiden Signalwegen eine wichtige Rolle.

… Länger schon war bekannt, dass p38 eine wichtige Komponente der „Immun- und Stress-Signalwege“ ist. Neu ist, dass das Enzym wichtiger Bestandteil der „zentralen Inneren Uhr“ ist und fort wichtige Funktionen hat.

Weiter:

p38 ist in den Zellen besonders aktiv, wenn es dunkel ist und im Hellen ist es inaktiv!

Und:

p38 nimmt auch Einfluss auf abendliche Aktivität.

Diese Ergebnisse - so die Wissenschaftler - lassen den Schluss zu, dass p38 eine wichtige Komponente der Inneren Uhr ist.

Die Wissenschaftler - hierbei in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas Raabe (Molekulare Genetik - Uni Würzburg Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung) - konnte nachgewiesen werden, dass p38 das „Innere-Uhren-Protein Period“ reguliert und somit die Geschwindigkeit der regelmäßigen molekularen Veränderungen direkt beeinflusst. Dies kann erklären, warum Aktivitäten nach hinten verschoben werden können und sich der Circadiane (24-Stunden) Rhythmus auf 25 Stunden verlängert. Da Stress ebenso zur Aktivierung von p38 führt, wird durch Stress ebenfalls die innere Uhr verstellt. Folgerung:

Die MAP-Kinase p38 verbindet somit das „Stress-System“ mit der „Inneren Uhr“!

(Ende Zitate)

Es ist jetzt ist es an der Zeit, von den beiden „Inneren Körper-Uhren“ zu sprechen.

Doch zuerst und zunächst einmal sollen wichtige Anmerkungen zur Chronobiologie gemacht werden, also dem für einen jeden von uns individuellem „Rhythmus des Lebens“.

Zunächst zur Definition:

Chronobiologie ist die Lehre von der Veränderung des Körpers mit den Tages- und Jahreszeiten. Die relativ junge Wissenschaft beschäftigt sich mit Erscheinungen wie Frühjahrsmüdigkeit und Winterdepressionen. Einige Medikamente sollen besser wirken, wenn sie zu bestimmten Tageszeiten eingenommen werden. Zur Chronobiologie gehört auch der Bio-Rhythmus (s.u.).

Fakt ist:

Alles Leben in unserem Universum ist abhängig von Zyklen, Perioden und damit einem lebensbestimmenden Rhythmus.

Der gewaltigste, uns bekannte, Zyklus ist Ebbe und Flut. Ob Makro- oder Mikro-Kosmos, alles ist der Ordnung unterworfen, die wir ‚die Zeit‘ nennen.

„Alles was lebt, tickt im Takt kosmischer Bio-Uhren.

Alle Funktionen des Menschen unterliegen einem Rhythmus, der sich aus der Anpassung an die vier Zeitprogramme entwickelt hat:

Tages- und Jahreszeiten sowie Mondphasen und Gezeiten.“, so der Pionier der Chronobiologie Prof. Jürgen Walther Ludwig Aschoff (Biologe und Verhaltenspsychologe - verst.1998 - zusammen mit C. Pittendring und E. Bünning = Begründer der Chronobiologie).

Chronobiologie steht für „Lebenszeiten-Lehre“.

Dieser Forschungsbereich ist noch recht jung. Eben erst wird begonnen, die vielfältigen biologischen Zeitstrukturen zu verstehen.

Denn alles - ob Konzentration, Potenz, Wach- und Schlafphasen, Hormon-Spiegel oder Körpertemperatur, Fortpflanzung oder Wachstum, ja sogar Geschicklichkeit und Kreativität - unterliegt der Zeit oder genauer gesagt: einem exakten Rhythmus.

Mit Hilfe von unterschiedlichsten mathematischen Verfahren analysieren Chronobiologen eine Unzahl von inneren Uhren, nach biologischen, biochemischen, psychologischen und bio-physikalischen Gesichtspunkten, aber auch nach Funktionen und Prozessen.

Mittlerweile sind bei uns Menschen mehr als 100 verschiedene Rhythmen von unterschiedlicher Dauer bekannt.

Sie werden nach „Perioden“ bestimmt - Zeiten, in denen sie regelmäßig wiederkehren -. Womit und wobei wir schon beim „Bio-Rhythmus“ - besser: den verschiedenen Rhythmen - wären.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten der Wiener Psychologe Hermann Swoboda (1873-1963) und der Berliner Sanitätsrat Dr. Wilhelm Fliess (1858-1928 - er war ein enger Freund von Siegmund Freud) anhand von Krankengeschichten ihrer Patienten scheinbar übereinstimmende und wiederkehrende Zyklen: Bio-Rhythmen.

Die wichtigsten Rhythmen sind:

● Der Ultradiane Rhythmus

Dieser wiederholt sich in weniger als 24 Stunden.

Er gilt für die Ausschüttung einiger Hormone, aber auch für die Zahl der Herzschläge und der Atemzüge.

● Der circadiane Rhythmus

Er umfasst mit ca. 24 Stunden einen Tag und eine Nacht.

Jede Zelle des Körpers folgt diesem wichtigsten Rhythmus.

Er bestimmt das ganze Leben und ist mittlerweile am besten erforscht.

● Der circaseptane Rhythmus

Er hat eine Dauer von ungefähr 7 Tagen, was in etwa der Zeit entspricht, die circadiane Rhythmen benötigen, um sich neu einzustellen.

Somit tritt z.B. Jetlag innerhalb der ersten 7 Tage nach einer Zeit-Verschiebung auf. Nach Transplantationen führt er zu Krisenzeiten, in denen die Gefahr der Abstoßung besonders groß ist. Auch im Verlauf chronischer Erkrankungen wie Asthma zeigt sich diese Rhythmik.

● Der circatrigintane Rhythmus

Dieser umfasst etwa 30 Tage.

Bekanntestes Beispiel ist der weibliche Zyklus, aber auch die menschliche Haut erneuert sich genau in diesem Zeitraum von Grund auf.

● Der circannuale Rhythmus

Er erstreckt sich über ein Jahr.

Er hat Einfluss auf die Anzahl der Samenzellen des Mannes, die Fruchtbarkeit der Frau und die Anfälligkeit für Krankheiten. Sogar auf die Reaktionsfähigkeit beim Autofahren hat er Auswirkungen.

Zurück zur Chronobiologie und damit zu den unterschiedlichen „Uhren des und im Menschen“.

Biologische Rhythmen sind Grundlage und Bestandteil aller Lebensvorgänge. In biologischen Systemen existiert eine Hierarchie solcher Rhythmen, die als gekoppelte Regelprozesse den Zustand des Systems charakterisieren.

Der Mensch wird im 24-Stunden-Rhythmus von einer Inneren Uhr gelenkt. Für das Stellen dieser Uhr sind viele Gene verantwortlich.

Wissenschaftler der University of California (publiziert in „Nature“) haben jetzt den chemischen Schalter identifiziert, der den genetischen Mechanismus kontrolliert, durch den die innere Uhr der Menschen reguliert wird.

Obwohl an diesem Vorgang viele Gene beteiligt sind, wird der gesamte Mechanismus von einer einzelnen Aminosäure kontrolliert.

Die Forscher hoffen, dass diese Entdeckung zu wirksameren Medikamenten führen wird, um Schlafstörungen und ähnliche Erkrankungen bzw. Störungen zu behandeln.

Da der auslösende Mechanismus so einzigartig sei, scheine er ein perfektes Ziel für regulierende Eingriffe zu sein, erklärt der leitende Wissenschaftler Prof. Paolo Sassone-Corsi [Molekularbiologe - UC Irvine Zentrum für Epigenetik, circadiane Uhr, Chromatin-Remodeling und Zell-Stoffwechsel (CEM)].

Die innere Uhr des Menschen ist ein höchst empfindlicher Mechanismus, der Veränderungen in der Umwelt voraussehen kann und eine ganze Reihe von Körperfunktionen reguliert. Die Bandbreite reicht dabei von den Schlafmustern über den Stoffwechsel bis hin zum Verhalten. Es wird davon ausgegangen, dass die ‚innere Uhr‘ bis zu 15 Prozent aller menschlichen Gene kontrolliert.

Eine Störung dieses inneren Rhythmus kann die menschliche Gesundheit beeinflussen.

Zusammenhänge zu Schlaflosigkeit, Depressionen, Herz-Erkrankungen, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen wurden von der medizinischen Wissenschaft bereits hergestellt.

Als erster zeigte Sassone-Corsi, dass das Produkt des Uhren-Gens CLOCK den Histon-Code von Zellen umbaut, indem es als Histon-Acetyl-Transferase Acetylgruppen an Histone anlagert. Damit fand er die entscheidende Schnittstelle zwischen zweien der spannendsten Wissenschaften unserer Zeit: der Chronobiologie und der Epigenetik.

Die „Master-Gene“ CLOCK (Cicadian-Locomotor-Ausgabenzyklen Kaput - d.i. ein Gen für einen basischen Helix-Loop-Helix - PAS-Transkriptionsfaktor mit Beeinflussung der Periode des circadianen Rhythmus – die Forschung zeigt, dass CLOCK-Gen eine wichtige Rolle als Aktivator von nachgeschalteten Elementen in dem für die Erzeugung circadianer Rhythmen entscheidenden Signalweg spielt) und sein Partner BMAL1 (= Kernuhr-Gen Bmal1 – es bildet mit Clock einen Heterodimer. – Ubiquitäre Expression im erwachsenen Thymus und Dickdarm und auch noch in anderen Geweben. - Zwei unterschiedliche Signalwege steuern das Verstellen der zirkadianen Uhr durch Licht. Ohne Lichtexposition wandern zu Beginn der Nacht große Mengen an PER/CRY-Komplexen zurück in das Zytoplasma und inhibieren dort ihre eigene Neusynthese durch CLOCK und BMAL1 (C/B). Im Verlaufe der Nacht werden diese Komplexe durch das Proteasom abgebaut, sodass zu Beginn des nächsten Tages CLOCK und BMAL1 wieder aktiv werden und die Produktion von neuer Per- und Cry-mRNA stimulieren)

kontrollieren die innere Uhr des Menschen als „Transkriptions-Faktoren“.

Eine aktuelle Studie (Jerome S. Menet, Stefan Pescatore & Michael Rosbash)

hat nachgewiesen, dass eine einzelne Aminosäure eines von BMAL1 produzierten Proteins eine Veränderung durchmacht, die eine Kette von genetischen Ereignissen auslöst, die mit dem Stellen der inneren Uhr zusammenhängen.

Ist diese Veränderung in irgendeiner Weise beeinträchtigt, kann der Schaltermechanismus aus dem Gleichgewicht geraten und damit das ganze System gefährden.

Derzeit werden Antikörper getestet, die auf die Aktivität dieser Aminosäure abzielen.

Laut dem Schlafexperten Neil Stanley (Norwich University Hospital) wurden bisher 89 verschiedene Schlafstörungen klassifiziert.

Alle derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente zielen derzeit auf den Neurotransmitter GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) ab.

Fazit:

Es scheint so, als dass der „Schalter für die innere Uhr“ der Menschen entdeckt wäre!

Sie haben es sicher schon mehrfach gehört, dass der eine Mensch zu den „Lerchen“ gezählt wird und der andere zu den „Eulen“.

Was hat das zu bedeuten?

In jeder Körperzelle tickt eine eigene Uhr - und jede hat ihren eigenen Takt. Sie alle müssen auf einen 24-Stunden-Rhythmus koordiniert werden. Seit Jahrmillionen bestimmt der Wechsel von Tag und Nacht unsere biologische Uhr. Dieser Tag-Nacht-Rhythmus synchronisiert unsere innere Uhr auf die Umwelt, denn der circadiane Tagesrhythmus ist genetisch fixiert, also in unseren Erbanlagen festgelegt.

Drei Gene wurden bislang gefunden, die die Körperfunktionen zeitlich ordnen.

Die inneren Uhren ticken von Mensch zu Mensch leicht unterschiedlich und bestimmen individuell deren Alltag. Am frühen Morgen könnte der Unterschied nicht größer sein. Während der eine schon bei den ersten Sonnenstrahlen hurtig sein Bett verlässt, um vor Vitalität strotzend den neuen Tag zu begrüßen, graut dem anderen ob solcher Aktivität, und er rollt sich zur Seite, um genüsslich noch eine Runde zu schlafen.

Der Unterschied liegt nicht im ‚Fleiß‘ oder der ‚Faulheit‘, sondern ausschließlich in den Genen, die unseren Biorhythmus vorgeben.

Bei den sogen. ‚Langschläfern‘ beginnt der Tagesrhythmus einfach etwas später. Daran können sie wenig verändern, denn alles verläuft nach einem inneren, genetisch festgelegten Zeitprogramm. Obgleich Menschen sich chronobiologisch voneinander unterscheiden, liegt die Abweichung, auch in extremsten Fällen, bei nur um die 20 Prozent (d.h. ca. plus/minus 2,5 Stunden in 24 Std.). Daher lassen sich durchaus allgemein gültige Schlüsse über den 24-Stunden-Rhythmus anstellen.

Die zentrale innere Uhr gibt einen 24 Stunden Ablauf vor. Sie sitzt über der Kreuzung des Sehnervs im Gehirn. Diese innere Uhr empfängt Signale von spezialisierten Sinneszellen im Auge, die auf Tageslicht reagieren. Sie synchronisiert Millionen kleiner Uhren.

Denn jedes Organ und sogar jede Zelle besitzt einen eigenen Taktgeber. Von diesem Zusammenspiel hängt es ab, wann wir morgens wach und aktiv werden. So fängt einige Stunden, bevor wir natürlicherweise erwachen, der Blutdruck an zu steigen, ebenso die Körpertemperatur und die Atemfrequenz. Wachmacherstoffe wie Hormone und Neurotransmitter werden vermehrt ausgeschüttet, das Gehirn wird aktiviert. Im weiteren Tagesverlauf koordiniert die innere Uhr zum Beispiel Konzentrationsvermögen, Verdauung oder Entgiftung durch die Leber.

Heißt:

Ein Leben gegen die innere Uhr kann also erhebliche negative Folgen für die Gesundheit haben.

Aber das Wissen um die innere Uhr kann auch vielen kranken Menschen helfen.

Noch besser wäre es wahrscheinlich, wenn die individuelle Uhr Taktgeber für die Behandlung wäre. Denn zwischen Früh- und Spät-Typ können im Extremfall zwölf Stunden liegen. Doch bisher konnte die Chronotyp-Bestimmung nur aufwändig und wenig präzise über Fragebögen oder durch Beobachtungen im Schlaflabor ermittelt werden. Der Chronomediziner Priv.-Doz. Dr. Dieter Kunz (Facharzt für Psychiatrie und Somnologie) setzt daher große Hoffnungen in einen neu entwickelten Bluttest, der eine solche individualisierte Behandlung ermöglichen kann und deutlich genauer ist. Ein internationales Team von Wissenschaftlern, darunter Prof. Achim Kramer von der Charité in Berlin, bestimmte hierfür die Aktivität von 20.000 Genen im Tagesverlauf und identifizierte zwölf Gene, die zuverlässig die individuelle innere Uhrzeit anzeigen. Das bedeutet, dass nicht nur Früh- von Normal- oder Spättypen identifizierbar sind, sondern die exakte innere Uhrzeit festgestellt werden kann.

Besonders relevant für Menschen ist die „zeit-gerechte“ Einnahme von Medikamenten:

So ist beispielsweise die Wirkung von Medikamenten davon abhängig, zu welcher Uhrzeit sie eingenommen werden. Wer konkret weiß, wann der Körper auf Hochtouren arbeitet, und dann entsprechend Medikamente einnimmt, kann einerseits unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden und andererseits die Wirkung optimieren.

Der „24-Stunden-Rhythmus“ des Menschen

06 Uhr

Das Herz schlägt schneller und der Organismus startet durch!

07-09 Uhr

Gipfelsturm unserer Hormone! Allen Arbeitsregeln zum Trotz: die beste Zeit für sexuelle Aktivität.

08-10 Uhr

Niedriger Schmerzpegel!, daher ideale Zeit für schmerzhafte Eingriffe(z.B. Zahnarzt).

10-12 Uhr

Topfit und hellwach!

Knifflige Denkprozesse fallen leicht. Daher die ideale Zeitspanne für Geschäftstermine + Prüfungen. Auch unser Kurzzeitgedächtnis arbeitet hervorragend.

Hirnfunktionen insgesamt am leistungsfähigsten!

12 Uhr

Mittagszeit = Essenszeit!

Nicht nur aus gewohnter Tradition, denn zwischen 12-14 Uhr produziert der Magen viel Magensäure und die Verdauung funktioniert besonders gut. Auch wenn wir nichts gegessen haben, kommt dann das

13-14 Uhr

Mittag-Tief!

Beste Zeit, um etwas auszuruhen, ein „Kurz-Nickerchen“ von 10-30 min ist daher „gesund“

15-16 Uhr

Neuer geistiger und körperlicher Aufschwung.

Idealer Zeitpunkt für die Lern-Phase, denn das Langzeitgedächtnis speichert jetzt am besten.

Das Schmerz-Empfinden erreicht allerdings seinen absoluten Tiefstand.

Der Zahnarzt kann warten!

17-18 Uhr

Das zweite Hoch.

Die manuelle Geschicklichkeit ist am Gipfelpunkt angelangt, bes. Zeit für manuelle Arbeit.

18-21 Uhr

Zeit zur Erholung und Entspannung.

Unsere Sinne wie Geruch und Geschmack sind geschärft.

21-23 Uhr

Zeit, um ins Bett zu gehen.

Andererseits - hier scheiden sich die „Geister“ -. Der Magen begibt sich zur Ruhe - und die sollte man ihm auch gönnen!

23-01 Uhr

Das absolute Kreativitäts-Hoch.

Wer jetzt aktiv ist, kann mit dem „Stoff, aus dem die Träume sind“ denken, erfinden, schreiben, komponieren …

01 Uhr

Die Traumzeit!

02 Uhr

Alle Systeme stoppen, sind im Regenerations-Modus.

Nur Haut und Leber arbeiten auf Hochtouren.

03-04 Uhr

Der Tiefpunkt und die intensivste Schlafphase.

Aber gleichzeitig der Wendepunkt. Aber: kritische Zeit für Lungenkranke!

05 Uhr

Die Nierentätigkeit ist auf ihrem Tiefpunkt angelangt.

06 Uhr

Das Herz schlägt wieder schneller.

Der Organismus startet von Neuem durch

Seit Jahrmillionen bestimmt der Wechsel von Tag und Nacht unsere biologische Uhr.

Und (auch das schon immer):

Innerer und äußerer Wecker stimmen nicht immer überein!

Abweichend von der „Inneren Uhr“ mit deren 24-Stunden-Rhythmus hat die „Gen-Uhr“ einen 25-Stunden-Rhythmus.

Versuche des Max-Planck-Institutes für Verhaltensphysiologie brachten erstaunliche Ergebnisse zu Tage.

Freiwillige begaben sich in unterirdische Isolierkammern fernab jeder zeitlichen Wahrnehmung und ohne Kommunikationsmittel, die eine Verbindung zur Außenwelt ermöglicht hätten. Während dieser vierwöchigen Testdauer wurden regelmäßig Schwankungen der Körpertemperatur, der Einschlafzeiten und des allgemeinen Befindens aufgezeichnet.

Die Ergebnisse überraschten:

Der circadiane Rhythmus der Versuchspersonen verlängerte sich auf etwas mehr als 25 Stunden.

Der exakte Grund für diese Abweichungen ist zwar noch nicht gänzlich bekannt, aber eines ist vollkommen klar:

Die genetische Uhr hat ihren eigenen Rhythmus und lässt sich weder durch den Wechsel von Tag und Nacht und schon gar nicht durch das Zeitmaß unserer Zivilisation beeinflussen.

Welche Bedeutung diese Erkenntnisse für unsere technisierte Welt haben, kann anhand von zwei signifikanten Beispielen veranschaulicht werden.

Die fortschreitende Automatisierung der Industrie verlangt Arbeitszeiten rund um die Uhr.

Die Schichtarbeit wird jedoch nicht von einer Umstellung der inneren Uhr begleitet, so dass eine zunehmende Anzahl von Erwerbstätigen gegen ihren biologischen Rhythmus lebt. Die internationalen Vernetzungen führen zu deutlich mehr Flügen über viele Zeitzonen hinweg. Der bekannte Jetlag ist die Folge. Der Organismus braucht für eine Stunde Zeitverschiebung einen Tag, um wieder synchron mit dem Tag-Nacht-Wechsel am neuen Ort zu laufen.

All dies muss langfristig zu chronischen Erkrankungen führen:

Schlafstörungen, Energielosigkeit, Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen sind die Folgen.

An dieser Stelle soll kurz gesprochen werden zu und über „schwerwiegenden Synchronisations-Störungen“.

Während der gesunde menschliche Organismus in die kosmischen Rhythmen eingebunden ist, treten bei verschiedensten Erkrankungen Störungen dieser Synchronisation auf. Bei bestimmten Formen von Depression wurden Synchronisationsstörungen der Circadian-Rhythmik aufgedeckt.

Bei Krebserkrankungen konnten Frequenzabweichungen der circadianen Temperatur-Rhythmik im erkrankten Gebiet festgestellt werden. Selbst Schlafstörungen sind als Störungen der biologischen Tagesrhythmik zu sehen.

Daher beschäftigen sich immer mehr Mediziner mit einer relativ neuen Forschungsrichtung - der Chronomedizin.

Chronomedizin ist, wenn der Zeit eine besondere Bedeutung in der medizinischen Therapie zukommt. [2017 gab es für die Beschreibung dieses grundlegenden Mechanismus der inneren Uhr den Medizin-Nobelpreis – er ging an die amerikanischen Genetiker Jeffrey C. Hall]

Sprechen wir über und zu weiteren „Uhren in uns“:

Die eine, die sogen. „Altersuhr“, wird in Gang gehalten von der Aktivität der Zirbeldrüse (Glandula pinealis). Mit zunehmendem Alter zeigt diese Altersuhr zunehmende Gangungenauigkeiten und sie bleibt auch immer wieder einmal kürzer oder länger - mit zunehmendem Alter immer länger und öfter - stehen. Dies ist dadurch bedingt, dass die Pineozyten [d.s. die hormonproduzierenden Zellen der Zirbeldrüse (es handelt sich dabei um aktive Parenchymzellen mit sehr enger Verknüpfung mit nervalem Gewebe); sie bilden ja nicht nur Melatonin + Serotonin, sondern hier werden auch synthetisiert Epithalamin, TRH, Prolaktin und Vasopressin] degenerieren und zu Grunde gehen.

Gleichzeitig beginnt aber auch unsere zweite Uhr, der sogen. „suprachiasmatische Kern“ [d.i. eine Zellregion oberhalb der Sehnerven-Kreuzung („Chiasma“), hier werden die Lichtsignale von der Netzhaut der Augen an die Zirbeldrüse weitergeleitet] Zellen zu verlieren und Einwirkungen auf die Zirbeldrüse einzubüßen.

Die Folgen sind:

Die gesamte Steuerung des Hormon-Systems - richtiger: der Hormon-Systeme oder Hormon-Verbände - wird unregelmäßig und zeigt nach und nach (und immer stärkere) Fehlfunktionen.

Gleichzeitig können sich Schlafstörungen bemerkbar machen, die Empfindlichkeit gegen Hitze und Kälte nimmt zu, Verdauungsfunktionen und auch Harnausscheidung nehmen ab, das Immunabwehrsystem wird leistungsschwächer und damit wird unser Organismus anfälliger gegenüber Angriffen von außen - so z.B. Infektionskeimen, Allergenen und auch Karzinogenen -.

Fazit:

Die Alterung ist in vollem Gange!

Prof. Dr. Walter Pierpaoli (Spezialgebiet: Neuro-Immun-Modulation - renommierter „Melatonin-Forscher“ und Spezialist für die Zirbeldrüse) bezeichnet dieses Nachlassen der Melatonin-Produktion (dies muss aber immer auch im Verbund mit anderen Hormonen gesehen werden) und somit des Verlaufes des Alterungsprozesses treffend mit: ... „dem Dirigenten geht der Saft aus!“

Wichtig:

Seit etwa sechzig Jahren ist bekannt, dass Lebensvorgänge in Tages-, Mond-Phasen oder jahresperiodischen Zyklen schwingen.

Die innere Uhr beeinflusst jedoch nicht nur den gesunden Organismus, sie steuert auch Erkrankungen und letztlich auch „Alterungsprozesse“!

Zuletzt noch - als Vorab zur „Therapie“ -:

Es ist also kein „Werbegag“ oder gar eine „Menschen-Verdummung“, wenn - soweit das möglich ist - therapeutische Maßnahmen, also die Einnahme von sowohl chemisch-definierten wie biologischen Arzneimitteln zur Therapie bei bestehenden Krankheiten wie auch die Anwendung von Ergänzungsmitteln zur Gesundheits- und Vitalitäts-Vorsorge erfolgt i.S.d. „Chronobiologie“!

Zu vergegenwärtigen ist, dass jede Zelle unseres Körpers folgt einem individuellen inneren Rhythmus; d.h. Leistung und Regeneration und Ruhe und Reaktion lösen einander ab.

Dabei regulieren äußerliche = externe und körpereigene = interne ‚Zeit- und Taktgeber‘ die geistigen, körperlichen und seelischen Funktionen.

Das ist auch die Erklärung, warum die Wirkung von Arznei- und Ergänzungsmitteln abhängig ist insbesondere von der Tageszeit der Einnahme!

Medikamenten-Einnahme nach der Tageszeit

(Quelle: DocCheck News)

Ob ein Arzneimittel vor, zum oder nach dem Essen eingenommen werden muss, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der Resorptionsort, Magen oder Dünndarm, spielt ebenso eine Rolle wie die Löslichkeit des Arzneistoffes und die Zusammensetzung der Nahrung.

Fettreiche, grobe oder heiße Mahlzeiten verzögern die Magenpassage besonders stark. Arzneimittel wie beispielsweise Betablocker werden aufgrund der verzögerten Magenentleerung bei der Einnahme nach dem Essen schlechter aufgenommen, als wenn sie nüchtern eingenommen werden. Bei Betablockern spielt auch noch die Löslichkeit eine Rolle.

Lipophile (fettlösliche) Betablocker wie Metoprolol und Propranolol werden nahezu vollständig und rasch aufgenommen; hydrophile Betablocker wie Atenolol hingegen nur unvollständig (> 50%). Gleichzeitige Nahrungszufuhr kann daher bei „fettigen“ Betablockern die Aufnahmerate steigern, wobei die Rate bei wasserliebenden verringert ist.

Nahrungsfette regen die Gallensaftproduktion an. Gallensäuren fördern die Löslichkeit schwerlöslicher Arzneimittel. Auch das schwerlösliche Kalium-sparende Diuretikum Spironolacton wird in Folge verbesserter Löslichkeit bei gleichzeitiger Nahrungsmittelaufnahme rascher und vollständiger aufgenommen.

Säure bestimmt Löslichkeitszeitpunkt

Der pH-Wert des Magen-Darm-Saftes bestimmt ebenfalls die Resorption von Arzneistoffen. Die verzögerte und gleichmäßige Freisetzung eines Arzneistoffes aus oralen Retardzubereitungen wird überwiegend durch den pH-Wert-abhängigen Auflösungsprozess der verwendeten Hilfsmittel gewährleistet. In den ersten 60 bis 90 Minuten der Nahrungsaufnahme kommt es zur Erhöhung des pH-Wertes im Magen von nüchtern 1,6 auf Werte zwischen 3 und 6. Ein derartiger Anstieg des pH-Wertes kann die Freisetzung eines Arzneistoffes aus einer magensaftresistenten Darreichungsform beeinträchtigen.

Magensaftresistente Arzneiformen sollen den Magen unversehrt passieren und sich erst im Dünndarm auflösen und dort resorbiert werden.

Magensaftresistente Tabletten verlassen bei Nüchterneinnahme spätestens nach zwei Stunden den Magen. Wird anstelle von (Leitungs-)Wasser ein nährstoffhaltiges Getränk wie Saft, Limonade oder Milch getrunken, verlängert sich der Passagevorgang um Stunden. Bei Einnahme nach dem Essen kann dieses bis zu 11 Stunden dauern.

Dieses hätte zur Folge, dass sich das Arzneimittel über längere Zeit in einem weniger sauren Nahrungsbrei befindet und angegriffen oder zerstört wird.

Große Bindung – großer Abstand

Kinetisch besonders kritisch sind zudem Substanzen mit einer großen Plasmaproteinbindung. Der gebundene Arzneistoff wird zwar transportiert, wirkt aber nur in freier Form. So ein Kandidat ist beispielsweise das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin. Seine Bindung an Transportproteine beträgt über 99 Prozent, damit ist es Spitzenreiter unter den Arzneistoffen.

Die Einnahme sollte 30 bis 60 Minuten vor der ersten Nahrungsaufnahme des Tages erfolgen, denn die Bioverfügbarkeit liegt im nüchternen Zustand bei circa 75-85 Prozent. Diese kann bei gleichzeitiger Aufnahme von Nahrung um bis zu 35 Prozent reduziert werden. Außerdem sollten die Tabletten nicht mit Mineralwasser, sondern nur mit Leitungswasser geschluckt werden. Der Anteil an Calcium und Magnesiumionen reicht aus, um die Wirkung zu vermindern.

Einnahme-Empfehlung

(Quelle: Professor Dr. Walter E. Haefeli und Arwa Hassan, Universität Heidelberg)

vor dem Essen:

Atenolol, Celiprolol, Eisenpräparate, L-Dopa, Tetracycline, Gyrasehemmer,

Metoclopramid, L-Thyroxin, Diclofenac

zu einer fetthaltigen Mahlzeit:

Carbamazepin, Phenytoin, Metoprolol, Propranolol, Griseofulvin,

Spironolacton

am Abend einzunehmen:

Simvastatin, Cimetidin, Rabeprazol, Carboplatin, Quinapril, Indometacin,

Atorvastatin, Isradipin, Valsartan, Telmisartan, Olmesartan, Ranitidin, ACE-Hemmer

vor dem Schlafengehen einzunehmen:

Acetylsalicylsäure (ASS), Valsartan, Telmisartan, Olmesartan, Ramipril,

Theophyllin, Beta-2-Sympathomimetika,

am Morgen einzunehmen:

Amlodipin, Perindopril, Omeprazol, Pantoprazol, ACE-Hemmer

am sehr frühen Morgen einzunehmen:

Kortikosteroide (bei Langzeiteinnahme z.B. morgens 2/3 der Ds, gegen 15 Uhr das restliche 1/3), Metamizol.

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