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AUF DER RASTSTÄTTE NACHTS UM HALB EINS 2015

Ein in der Geschichte des deutschen Profifußballs einmaliger Vorfall brachte das Fass zum Überlaufen. Elfeinhalb wechselvolle, turbulente Jahre mit zwei Auf- und zwei Abstiegen sowie als Krönung dem Gewinn des DFB-Pokals 2007 hatte Martin Bader zunächst als Sportdirektor und ab Oktober 2010 als Sportvorstand des 1. FC Nürnberg hinter sich, als sich der Club zum Auftakt der Saison 2015/16 eine deftige 3:6-Klatsche beim SC Freiburg einfing.

Das Saisonziel Wiederaufstieg schien schon nach den ersten 90 Minuten entrückt, da wollten die Club-Ultras nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. Sie forderten Bader auf, ihnen eine Aussprache mit den Spielern zu ermöglichen. Diesem Ansinnen gab der Sportvorstand nach, und so verließ der Mannschaftsbus auf seine Anweisung hin in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 2015 gegen 0.30 Uhr auf dem Rückweg aus dem Breisgau an der schlecht beleuchteten Raststätte Renchtal-Ost die Autobahn. Kapitän Jan Polak, Torjäger Guido Burgstaller und Torhüter Thorsten Kirschbaum stiegen – alles andere als begeistert – aus dem Bus und diskutierten in gespenstischer Atmosphäre 40 Minuten lang mit gut 200 Ultras, ehe die Mannschaft die Heimfahrt fortsetzen durfte.

Weil Bader schon im September 2014 nach der bitteren 0:3-Niederlage in Karlsruhe nicht eingeschritten war, als die Ultras die Club-Profis zur Übergabe ihrer Trikots nötigten, bliesen seine vereinsinternen Gegner nun zum Frontalangriff auf den Mann, unter dessen umsichtiger Führung der FCN über Jahre hinweg einen steilen Aufschwung auf allen Ebenen hingelegt hatte. Nach dem unerwarteten Abstieg des Jahres 2014 freilich war der studierte Sportökonom – anders als nach dem Abstieg 2008 – mit seiner Politik gescheitert, mit hohem finanziellem Risiko den sofortigen Wiederaufstieg zu erzwingen.

Wie bei Baders Amtsantritt türmten sich plötzlich Schulden in zweistelliger Millionenhöhe auf. Die Opposition um Aufsichtsratsmitglied Günther Koch versuchte mit aller Macht, ihn zu stürzen, und hatte schließlich Erfolg. Im Frühsommer 2015 warf der Sportvorstand, der nicht enden wollenden Anfeindungen gegen seine Person müde, das Handtuch und einigte sich mit dem Verein auf eine Auflösung seines bis 2017 laufenden Vertrags. Am 30. September verließ er den Club, fast auf den Tag genau zwölf Jahre, nachdem er am 5. Oktober 2003 seinen ersten Vertrag im Zabo unterschrieben hatte.

Der Club ist ein Depp

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