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RAKETEN IM RONHOF 1973

Ein mit mehr als 22.000 Zuschauern restlos ausverkauftes Haus, der Auftritt einer Prinzengarde vor Spielbeginn, kaltes, sonniges Winterwetter: Ein rauschendes Fußballfest schien sich anzukündigen, als der Club am 20. Januar 1973 zum Regionalligaderby im Ronhof auflief.

Vor Spielbeginn musste die Polizei, unterstützt von den beiden Trainern Tschik Čajkovski und Heinz Elzner sowie Club-Kapitän Dieter Nüssing, erst einmal die aufs Spielfeld geströmten Nürnberger Anhänger zurückdrängen. Dann pfiff der Augsburger Schiedsrichter Karl Riegg an, und von der ersten Minute an bestimmten die Fürther auf tiefem, seifigem Boden das Geschehen. Vier Tore fielen in den ersten 50 Minuten – allesamt für die SpVgg. Mit seinen Angriffsbemühungen scheiterte der Club immer wieder an Torhüter Peter Löwer, der in der 38. Minute sogar einen von Slobodan Petrovic getretenen Handelfmeter parierte.

Als Čajkovski taktisch grundlegend umstellte und Albert Bittlmayer sowie Rudi Sturz einwechselte, bahnte sich eine Wende an. Binnen 180 Sekunden verkürzte der Club durch einen von Nüssing verwandelten Foulelfmeter und einen Sturz-Treffer auf 2:4. Kurz darauf aber, in der 63. Minute, schickte Schiedsrichter Riegg die beiden Mannschaften vorzeitig in die Kabine – eine von mehreren offenbar aus dem Nürnberger Fanblock abgefeuerten Raketen war direkt neben einem Spieler gelandet. Wo in anderen deutschen Stadien bei vergleichbaren Vorfällen nach kurzer Unterbrechung weitergespielt worden war, ließ sich Riegg nicht mehr umstimmen. „Die Spieler waren höchst gefährdet“, gab er zu Protokoll. „In solchen Fällen haben wir die Anweisung abzubrechen.“

Zunächst wirkten alle Beteiligten untröstlich. Die Fürther, die eine Annullierung der Partie befürchteten, und die Nürnberger, die sich um die Chance gebracht sahen, eine der spektakulärsten Aufholjagden der deutschen Fußballgeschichte zu vollenden.

Am Ende jubelte die SpVgg ein fünftes Mal. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes wertete die Partie mit 2:0 Punkten und 2:0 Toren für sie und bestrafte nicht den Heimverein, dem die Verantwortung für die Sicherheit im Stadion obliegt, für die Ausschreitungen, sondern den 1. FC Nürnberg, dessen Anhänger zumindest die letzte Rakete abgeschossen hatten. Dieser erste Spielabbruch in der Geschichte des deutschen Profifußballs stellte den traurigen Höhepunkt jener Spielzeit dar. Der Club erreichte 1972/73 nur Rang fünf und verpasste erneut den Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Der Club ist ein Depp

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