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ОглавлениеDER VORHANG FÄLLT | 1945 |
„Endspiel trotz allem“, titelte der Kicker*. Längst standen alliierte Streitkräfte tief im deutschen Reichsgebiet, als am 18. Juni 1944 in Berlin noch einmal ein Endspiel um die deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde. Vor 70.000 Zuschauern verteidigte der mit Nationalspielern wie dem späteren Bundestrainer Helmut Schön gespickte Dresdner SC seinen Vorjahrestitel nach einem 3:1 im Halbfinale gegen den 1. FC Nürnberg durch ein klares 4:0 gegen den Luftwaffen-Sportverein Hamburg erfolgreich.
Sechs Wochen später, am 1. August 1944, wurden alle überregionalen Sportveranstaltungen eingestellt. Trotz der wachsenden Furcht vor den Bombenangriffen, die in immer kürzeren Abständen Nürnberg heimsuchten, nahm am 1. Oktober eine „Gauliga Bayern, Sportbereich Mittelfranken“ mit neun Mannschaften den Spielbetrieb auf. Dabei traf der Club auf die SpVgg Fürth, Post/Reichsbahn Nürnberg-Fürth, die KSG TV/SC Zirndorf, den FC Stein sowie die vier Lokalrivalen SS-SG, KSG Wacker/Pfeil-Viktoria, Eintracht Franken und VfL.
Die Runde begann mit einer deftigen 0:6-Schlappe gegen die SS-SG, wobei der Club ohne Torhüter auflief. Die Ergebnisse wurden ohnehin mehr und mehr zur Nebensache. Es wagten sich kaum noch Zuschauer auf die Sportplätze, erst recht, nachdem der verheerende Luftangriff der Alliierten am 2. Januar 1945 die Nürnberger Altstadt in Schutt und Asche gelegt hatte.
Nach jener Bombennacht trug der FCN nur noch ein einziges Spiel aus: Das 149. Derby am 18. Februar 1945 vor immerhin 4000 Zuschauern im Ronhof. Nach einem 0:0 zur Halbzeit brachte Simon Winkler die Fürther kurz nach der Pause in Führung. Der Ausgleichstreffer durch Klemens Wientjes in der 52. Minute ging in die Geschichte als letztes Club-Tor vor Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Gegen nur noch zehn Nürnberger – Wientjes schied kurz nach seinem Tor verletzt aus – schaffte die SpVgg noch den Siegtreffer zum 2:1 und festigte ihre Tabellenführung. Wenige Tage später kam der Spielbetrieb in Mittelfranken endgültig zum Erliegen. Auch über den Zabo fiel der Vorhang.
*Bis 1964 wurde der Kicker großgeschrieben; seither, auch nach der Vereinigung mit dem Sportmagazin 1968, schreibt die bedeutendste deutsche Sportzeitschrift ihren Namen klein.
Das Zabo-Gelände mit Bombenkrater, 1944/45