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BRENNENDE FAHNEN 1963

Viel fehlte nicht zum Traumstart. 1:1 bei Hertha BSC, 3:0 gegen Werder Bremen, 3:2 bei Eintracht Frankfurt, 2:2 gegen Preußen Münster, 5:3 beim 1. FC Saarbrücken: Mit 8:2 Punkten lag der Club nach sechs Spieltagen der ersten Bundesligasaison 1963/64 ungeschlagen auf Rang drei. Nichts, rein gar nichts deutete in jenen späten Septembertagen des Jahres 1963 darauf hin, dass die Nürnberger nur rund einen Monat später unrühmliche Schlagzeilen schreiben sollten.

Dem starken Auftakt folgte eine Serie von drei Niederlagen, zu Hause gegen den Karlsruher SC (2:4) und Schalke 04 (0:2) sowie beim TSV 1860 München (0:5), wobei sich Verteidiger Charly Ferschl beim Stand von 0:2 für den am Daumen verletzten Torhüter Roland Wabra zwischen die Pfosten stellen musste. Am 26. Oktober empfing die Elf von Trainer Herbert Widmayer, der den FCN zur Meisterschaft 1961 und dem DFB-Pokal-Sieg 1962 geführt hatte, den 1. FC Kaiserslautern. Schon nach wenigen Minuten zog sich Helmut Hilpert eine schwere Leistenverletzung zu. Eine Zeitlang schleppte sich der Abwehrspieler noch über den Platz, dann gab er auf – nur noch zehn Nürnberger taumelten dem Verhängnis entgegen.

Zur Pause hieß es 0:3, zwei Minuten nach Wiederanpfiff 0:4, und als Erich Meier in der 50. Minute gar auf 0:5 erhöhte, machte sich Endzeitstimmung breit unter den 20.000 Zuschauern im Städtischen Stadion, Hunderte von rot-schwarzen Fahnen brannten lichterloh. Da passte es wunderbar ins Bild, dass Stefan Reisch in der 72. Minute beim Anlauf zu einem Foulelfmeter abstoppte, Schiedsrichter Willi Thier das Tor nicht anerkannte, sondern den Strafstoß zweimal wiederholen ließ, und der Nationalspieler das Leder beide Male nicht im Tor der Pfälzer unterbrachte. Der FCN, der die Partie nach einem Nasenbeinbruch Reischs schließlich zu neunt beendete, musste froh sein, dass die Niederlage nicht höher ausfiel.

Mit dem dürren Satz „Ohne Kommentar, was soll man dazu schon viel sagen“, verabschiedete sich Widmayer von den Journalisten. Es sollten seine letzten Worte als Club-Trainer sein. In den Tagen nach dem Debakel tagten die Vereinsgremien fast ununterbrochen und nach stundenlangen Sitzungen glaubte der Vorstand, den Stein der Weisen gefunden zu haben: Nicht die Spieler seien schuld an der Misere, schon gar nicht die Führung selbst, die es versäumt hatte, die Mannschaft vor Beginn der neuen Ära kräftig zu verstärken, sondern Widmayer, der sich einer Flut von anonymen Anrufen, beleidigenden Briefen und sogar Morddrohungen ausgesetzt sah. Am 30. Oktober 1963 wurde er als erster Trainer in der Geschichte der Bundesliga vorzeitig entlassen.

„Es ist unfair, den Trainer gerade zu diesem Zeitpunkt abzulösen“, meinte Kapitän Ferdinand Wenauer. „Jeder weiß, dass in einer Mannschaft nicht nur Siege erzielt werden können.“ In der Tat: Am 9. November trat der Club mit einem neuen Trainer, dem Ungarn Jenö Csaknady, bei Borussia Dortmund an – und unterlag mit 1:3.

Der Club ist ein Depp

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