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II.

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Das Spezielle von Lom waren die großartige Natur von Gudbrandsdalen und das Gebirge vom Sognefjell. Zu den Olympischen Spielen von 1994 war die Schule für vierzehn Tage geschlossen. Unsere Schüler mussten die Loipen in Lillehammer präparieren und Probefahren. Als die Schule wieder anfing, pustete die Sekretärin erleichtert aus: „Ein Glück, jetzt können wir die Wettermeldungen wieder auf Norwegisch hören.“ Zu den Olympischen Spielen wurden sie in Lillehammer in vier verschiedenen Sprachen gepredigt.

Ins Gebirge vom Sognefjell machten wir einen Lehrerausflug. Hier gibt es Höhlen, Grotten und unterirdische Gänge, die von den Gebirgsflüssen im Laufe von Jahrtausenden in den Granit gegraben worden waren. Dieser Ausflug war fachmännisch organisiert. Für die Einwohner der Hochgebirge von Norwegen waren Bergklettern, Bergsteigen und Triathlon ein selbstverständlicher Teil ihrer Ausbildung. Hier waren Profis am Werk.

Wir wurden alle mit einer fachgerechten Bergsteigerausrüstung festgeschnallt. Von den erfahrenen Bergsteigern kletterten ein paar voraus und zwei bildeten die Nachhut. Die schwächsten Mitglieder unserer Gebirgstruppe waren unsere Rektorin und ich.

Die Rektorin war Hauswirtschaftslehrerin, rund, gemütlich und eher im Café Kranzler als im Gebirge zu Hause. Sie kam an den Anfang der Truppe, genau hinter den erfahrenen Profis. Ich war ein Spinnewipp, Neuankömmling, Stadtdame und Ausländerin. Ich war die Letzte der Gruppe mit zwei kräftigen Gebirgssteigern zur Nachhilfe hinter mir. Zwischen uns waren die nicht-professionellen Lehrer, die aber Bergsteiger-Erfahrungen hatten.

Wir krochen ins Innere des Gebirges. Die Gebirgsgänge wurden immer enger, schmaler und steiler. An einer Stelle hatte der Gebirgsgang die Form eines Schornsteins. Hier mussten wir uns an den Seilen hochziehen, an Felsabsätzen abstützen, zugreifen, festkrallen und höher klettern.

Genau hier kam die gesamte Kolonne zum Stillstand. Fragen und Antworten wurden von unten nach oben, und von oben nach unten weitergereicht. In einer Zeit ohne Handy war das ein mühseliger Prozess. Es wurde unterdrückt gekichert. Es gab Missverständnisse, weil die eigentliche Ursache nur vorsichtig und flüsternd ausgesprochen wurde. Man genierte sich, die eigentlichen Fakten grölend durch die Gebirgsgänge zu posaunen. Peinlich war diese Geschichte, weil die Rektorin unserer Schule in dem engen Gebirgsschacht festgeklemmt saß. Man hatte ihren Umfang unterschätzt. Die Rektorin war am Anfang der Kolonne platziert. Damit saßen wir alle, die darunter am Seil hingen, fest. Aller Kräfte wurden jetzt mobilisiert. Von oben wurde gezogen, von unten wurde geschoben. Der Schacht war dunkel wie eine sternenlose Nacht. Ich ahnte schwach die Schuhe meines Kollegen über mir. Unterdrückt wurden Witze gemacht. Man kicherte und grinste, aber laut zu lachen, wagte keiner.

Nach diesem Aufenthalt im Innern des Berges, sollten wir in einer Grotte mit Gesang und Musik unterhalten werden. Das Essen, das wir mitgebracht hatten, wurde hier gegrillt.

Ich hatte einen Englischen Setter bei mir. Der hatte auf dem Hochgebirge den Geruch von Schneehühnern in die Nase bekommen. Er lief Amok. In der Zeit, wo wir im Innern des Gebirges herum gestiegen sind, hat er sich oben an der frischen Luft heiser gebellt. Für mich war damit die Picknickgemütlichkeit zu Ende:

Ich laufe mit dem Hund voraus. Wenn ihr nach Hause fahrt, dann sammelt mich unterwegs irgendwo auf.“

Meine Kollegen waren auch Jäger. Sie verstanden meine Probleme mit dem Jagdhund. Also rannte ich los, der Hund voraus, die Zunge aus dem Hals. Ich flatterte wie ein verwehtes Blatt hinter ihm her. Rings um uns gab es nur Felsen und öde Gebirgshochebenen. Ab und zu kamen wir an riesigen Gebirgshöfen vorbei. Da wohnte einstmals der mittelalterliche Adel von Norwegen. Diese Ansammlungen von schwarzen Blockhäusern waren die Zeugen einer verschwundenen Zeit. Sie schlummerten in einer majestätischen Einsamkeit.

Der Hund hechelte. Ich keuchte. Das waren die einzigen Laute, die ich hörte. Wir jagten vierzig Kilometer. Vielleicht waren es mehr. Ich weiß es nicht. Ich zählte nicht. Ich hing nur an der Leine und wurde vom Hund mitgeschleppt. Nach ein paar Stunden kamen wir im Tal an. Hier holten mich meine Kollegen mit dem Schulbus ein.

„Bist du per Anhalter gefahren?“, fragten sie mich.

Dass ich im Tempo von vierzig bis fünfzig Stundenkilometer übers Sognefjell gelaufen war, glaubte keiner.

Am nächsten Tag wurde ich gehänselt: „Na, wie geht es dir? Was machen die Beine?“

Die Beine? Ihr hättet fragen sollen, wo ich meine Arme verloren habe. Die hat mir der Hund beim Marathon übers Gebirge ausgerissen.“

Nicht alle Erlebnisse waren in Lom lustig. Es tut aber weh, über Schmerzen zu sprechen. Als ich an der Schule anfing, war in der zweiten Schulwoche die Fahne der Schule auf Halbmast. Zwei erfahrene Bergsteigerkollegen waren bei einer Gebirgstour abgestürzt. Die Freiheit der Felsen ist oft eine Freiheit zwischen Leben und Tod.

Silvaplana Blue III - Masken göttlicher Heiterkeit

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