Читать книгу Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart - Heide Göttner-Abendroth - Страница 22
Auf der kulturellen Ebene:
Оглавление• Die Initiationszeremonie für Mädchen ist bei allen matriarchalen Völkern das wichtigste Fest. Für Knaben gibt es keins oder kein vergleichbares Fest.
• Beim Initiationsfest wird das Mädchen in das sexuelle, soziale, ökonomische und religiöse Wissen ihrer Gesellschaft eingeweiht, in der Regel durch die Mutter. Sie wird geehrt, weil sie durch künftige Kinder das Leben der Sippe und des Volkes weitertragen wird.
• Sie erhält ihren heiligen Frauennamen, das heißt, den Namen einer Ahnin, die durch sie wiedergeboren ist. Zugleich wird sie mit ihrer Gebärfähigkeit selbst als künftige Wiedergebärerin von Ahninnen und Ahnen betrachtet. Sie gleicht der Leben schenkenden Göttin.
• Ein Hochzeitsfest ist unbekannt oder hat nur sekundäre Bedeutung. In matriarchalen Gesellschaften steht nicht die Verbindung der Frau mit dem Mann im Mittelpunkt, sondern ihre Verbindung mit den Ahnenwesen und der Göttin (Initiationsfest).
• Die Initiationsriten in späteren, patriarchalen Geheimbünden von Männern sind eine pervertierte Imitation der Mädchen-Initiation. Männer »gebären« dabei die Knaben in einer zweiten, spirituellen »Geburt« aus ihrem patriarchalen Geist wieder.
• Die Frauen in matriarchalen Gesellschaften agieren noch heute als Hauspriesterinnen bei den Lebensstadienfesten in ihrer Familie und Sippe. Das wird auch dann fortgesetzt, wenn patriarchale Religionen über die indigene religiöse Praxis darübergestülpt worden sind (Beispiel Juchitán).