Читать книгу Mitgift - Heidrun Scholz - Страница 10
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ОглавлениеSie drückte auf REC.
„Na endlich! Da bist du ja, Liebster. Hast mich wieder lange warten lassen ... Aber ... was tust du da? Lass das! Das ist doch nichts für dich. Für deinen empfindsamen Körper. Lass das doch andere machen. Deine Bea-Bitch zum Beispiel ...“
Sie drückte auf STOP.
Mit der freien Hand fasste sie ihre Haare im Nacken zusammen und hob sie an. Sofort spürte sie, wie der Schweiß die Haut kühlte. Es war unerträglich heiß im Wagen. Seit sie vor über zwei Stunden ihren knochigen Körper hinter das Steuer ihres Polo gezwängt hatte, ließ sie das Eckhaus Kammweg/Aaraustraße nicht aus den Augen.
Sie drückte auf REC.
„Man könnte meinen, dein Flittchen hätte den halben Supermarkt leer gekauft, nur um dich den ganzen Kram schleppen zu lassen ... Denkst du nicht manchmal ... du hast es doch gut gehabt ...?“
Sie drückte auf STOP.
Ihr Arm begann zu schmerzen. Sie lockerte den Griff um den Zopf und stützte den Ellenbogen auf. Ihr Blick erfasste Wiglafs rundliche Gestalt jedes Mal, wenn er aus dem Haus kam, um die nächsten Einkaufstüten aus dem Auto zu holen.
Sie klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel, ihre eng stehenden Augen, die gebogene Nase, die ihr etwas Besitzergreifendes verlieh, die schmalen Lippen, die sich beim Sprechen kaum bewegten und beim Lachen – was äußerst selten geschah – kleine, nach innen gerichtete Zähne entblößten. Klara Pfaff wusste, dass sie keine Schönheit war.
Sie drückte auf REC.
„Es ist schwierig geworden, dich im Auge zu behalten. Seit du mit deiner ... Bitch in das Haus dieser nichtsnutzigen Agentin gezogen bist. Weißt du das? Du machst es mir nicht gerade leicht ...“
Sie drückte auf STOP.
Gerade war er wieder herausgekommen, um mit nach unten gezogenen Schultern auch noch die letzten Tüten ins Haus zu bringen.
Sie beugte sich nach vorne, um ihm ein Stück näher zu sein.
Sie drückte auf REC.
„Ich weiß, wie es in dir drinnen aussieht, Wiglaf. Wer sonst, wenn nicht ich. Bis bald, Liebster.“
Sie drückte auf STOP.
Gerade hatte er die Haustüre hinter sich geschlossen.
Klara Pfaff wusste, dass sie ihn heute nicht mehr sehen würde. Doch morgen, morgen wieder!