Читать книгу Mitgift - Heidrun Scholz - Страница 13
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Оглавление„Ha, der hot doch an henicha Fuaß.“
„Seit wenn dees?“
„Seit’m dr Öztürk drauffdabbad isch.“
„Und warum nimmt dr Trainer net den ... wie heißt’r glei ... der von Jugoslawien ...“
„Jugoslawien gibt’s doch nemme.“
„Nô halt von Zagreb.“
„Dr Josipovic.“
„Genau der.“
„Dem hot’s doch letschte Woch’ gega Durlach d’Bänder abädscht.“
„Und was isch mit dem Uysal?“
„Der isch wega ‚Motzens gegen den Schiedsrichter’ gschberrt.“
„S’isch älles nix meh.“
„Noi, nix meh.“
„Ohne die reigeschmeckte Kerle ... Obacht, dô kommt die Bolizischdin.“
Leopold Eib, wegen seiner schmächtigen Statur für alle nur „s’Leole“, stieß seinem Thekenkumpanen in die Seite.
„Ab jetzt keu falschs Wort mehr“, sagte „dr Stufz“, ein ausrangierter Stabsunteroffizier, von dem keiner wusste, wie er hieß.
Verena lächelte den beiden zu, während sie auf den Barhocker am anderen Ende des Tresens zuging.
„Buona sera, Mimo!“, rief sie ohne eine bestimmte Richtung in den Gastraum, der aus besagter Theke und fünf Tischen bestand.
„Buona sera, carissima commissaria!“, kam die Antwort von irgendwoher. Schwarze Locken und darunter das italienischste Lachen, das Verena kannte, tauchten hinter dem Tresen auf.
„Come stai stasera?” Mimo strahlte, als hätte ihm die Mutter Gottes höchstpersönlich ihre Aufwartung gemacht.
Vor einem Dreivierteljahr hatte Domenico D’Amato das Flädle & Polenta in den Gastronomieräumen des ehemaligen Hotel Harmonie eröffnet, also vier Stockwerke unter Verenas Appartement. Die italienischschwäbische Speisekarte hatte er gegen seine Mutter Aurelia durchgesetzt, die der Meinung gewesen war, dass in einer wahren italienischen Küche Spätzle und Schwarzwurst nichts zu suchen hatten. Auf seine Weinkarte war Mimo besonders stolz. „Bei mir bekommst du nur Qualität“, sagte er, „Keinen billigen Discounterwein, der unsere Weinbauern in Italien in den Ruin treibt.“
„Un Marsala come sempre?“, fragte er Verena jetzt.
„Si. Und ein Wasser.”
„Mein Onkel Gandolfo würde dich auf Händen tragen, wenn er noch leben würde.“
„Mich? Warum?“
„Zio Gandolfo ist auf Sizilien geboren, in Marsala. Er hat seine Stadt nie verlassen! So sehr hat er sie geliebt. Als er Maria kennengelernt hat und sich entscheiden musste, ob er mit ihr nach Palermo geht oder in Marsala bleibt ... Na, wofür hat er sich entschieden?“
Verena hob ihr Glas.
„Auf Zio Gandolfo. Wenn er da mal nicht die Liebe seines Lebens verpasst hat.“
„Hoffentlich isch se nemme im Dienscht“, sagte s’Leole.
„Wo dr Wein neilauft, gôhd dr Vrschdand naus“, sagte dr Stufz.
Die zwei alten Männer, der eine Stabsunteroffizier ohne Befehlsgewalt, der andere Trinker ohne Zuhause, saßen jeden Abend an Mimos Tresen und ließen den Herrgott einen guten Mann sein.
„Qualcosa da mangiare, commissaria?“, frage Mimo.
„Aber nur was Kleines. Vielleicht eine Hutzelbrühe.“
„Ho capito!“
Mimo wendete den Kopf.
„Aurelia, eine Utzellbrrrriää per la commissaria!”, rief er in die Küche.
Genau genommen mochte Verena kein Trockenobst, das in Fleischbrühe schwamm. Aber für das Vergnügen, aus Mimos Mund dieses für ihn unaussprechbare Wort zu hören, nahm sie in Kauf, die Hutzelbrühe nachher essen zu müssen.