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1.5.3 Texte

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Filme liegen fast immer zunächst als Texte vor; improvisierte Filme sind die Ausnahme, wobei die Wiederholungen und abgebrochenen Sätze der natürlichen Sprache eine besondere Herausforderung darstellen.. Bei „normalen“ Filmen gibt es ein DrehbuchDrehbuch sowie ein DialogbuchDialogbuch oder eine DialoglisteDialogliste.

Drehbücher enthalten sämtliche Angaben, die der Regisseur, die künstlerisch-technischen Mitarbeiter (Kamera, Beleuchtung) und die Schauspieler benötigen. Daher sind sie relativ dick. Jede Bewegung, jede KameraeinstellungKameraeinstellung wird geplant bzw. dokumentiert. Diese Texte erhält der Übersetzer normalerweise nicht. Das Drehbuch gehört zur PräproduktionPräproduktion; oft erhalten Übersetzer ein PräproduktionsskriptPräproduktionsskript, jedoch nur in Form von Dialoglisten ohne ausführliche Produktionsplanung. Das PostproduktionsskriptPostproduktionsskriptpre-production scriptpost-production scriptContinuity1 stellt den Endzustand des Filmtextes dar und hat Dokumentationscharakter. Für die AV-Übersetzung ist es ideal, da beim Filmen veränderte Texte hier dokumentiert sind. Näheres dazu findet sich in diesem Kapitel bei Unterrichtsmaterialien.

Alle Filme entstehen in ihrer endgültigen Form erst im Schneideraum, aber bei DokumentarfilmenDokumentarfilm ist das besonders augenfällig. Sie enthalten authentisches, unbearbeitetes Material, das erst in eine ansprechende Form gebracht werden muss. So können aus zehn Stunden mit Tieren vor der Kamera zwanzig Minuten Film werden. Dazu kommt, dass Dokumentarfilme oft spontan gesprochenen Text enthalten, etwa Interviews. Diese Filmteile müssen nicht nur geschnitten werden – sie liegen als schriftlicher Text überhaupt nicht vor und dieser muss von einem SkriptdienstSkriptdienst erst bei Ansicht des Films erstellt werden, falls der Film in irgendeiner Form übersetzt werden soll.

Wer nicht mit Dokumentarfilmen arbeitet, arbeitet also ausschließlich mit künstlichen Texten (wobei auch Dokumentarfilme nicht ausschließlich natürliche Texte enthalten, sondern auch Moderatorentexte u.ä.). Es sind schriftliche Texte, die für die mündliche Wiedergabe gedacht sind, die aber die Unsauberkeiten authentischer mündlicher Sprache nur in Ausnahmefällen enthalten (dazu ausführlich Remael 2008) und die oft die Handschrift eines Autors tragen. Dies macht einen großen Unterschied bei der Arbeit.

Zur Drehbuchübersetzung gibt es weitere Informationen im Kapitel zur Synchronisation. Drehbücher werden auch für andere Zwecke übersetzt als zur Synchronisation oder Untertitelung, zum Beispiel, um im Rahmen einer internationalen Filmförderung das Drehbuch allen Juroren zugänglich zu machen.

Texte sind nicht einfach nur Rohmaterial; man muss verstehen, welche Erwägungen bei ihrer Gestaltung mitgespielt haben. Es ist für AV-Übersetzer daher sinnvoll, sich mit Fragen der Plot- und Charakterentwicklung zu beschäftigen, denn das Ausgestalten von Figuren und ihren Stimmen ist hilfreich, um auch beim Übersetzen die Besonderheiten einer Stimme zu erhalten und ein Gespür für die passende Sprache zu bekommen. Eine gut lesbare Einführung für Laien ist Benedict 2014.

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