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1.3 Der Stand der Dinge

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In den letzten Jahren hat das Interesse an der audiovisuellen Übersetzung in Ausbildung und Berufspraxis aus mehreren Gründen zugenommen. Es begann mit dem Aufkommen der DVD mit ihrem riesigen Speicherplatz, der für mehrere SynchronspurenSynchronspur und UntertitelspurenUntertitelspur genutzt werden kann (zu diesem Thema ausführlicher Kayahara 2005). Wer früher nie eine Kinovorstellung mit Untertiteln besucht hätte, konnte jetzt einfach ausprobieren, wie so etwas aussieht. Doch wie in vielen anderen Lebensbereichen ist es auch hier das Internet, das das Interesse an der AV-Übersetzung auch bei LaienLaienübersetzung gesteigert hat. Der Zugang zur Originalversion des jeweiligen Films ist einfach, es gibt UntertitelungsprogrammeUntertitelungsprogramm, die man leicht nutzen kann, und so beginnen auch Laien, Originalfassung und Übersetzung parallel anzusehen, zu vergleichen und nicht zuletzt selbst zu übersetzen. Die Bedeutung der Digitalisierung der Untertitelungsprogramme für entsprechende Kurse an Hochschulen darf nicht unterschätzt werden.

Auch für die Forschung sind diese Entwicklungen relevant. Das betrifft zunächst den Zugriff auf das Material. Bis in die 1990er war es ausgesprochen aufwändig, für Forschungen zur audiovisuellen Übersetzung Filmfassungen aus verschiedenen Ländern zu importieren. Im Normalfall bat man Freunde im Ausland, die Videokassetten zu besorgen. So bekam man aber fast nie deutsch untertitelte Filme. Aus Synchronländern kamen synchronisierte Filme, aus Untertitelungsländern untertitelte. Das bedeutete, dass man oft monatelang auf Materialjagd war. Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, aber es ist wichtig zu verstehen, welches Engagement die Pioniere der Forschung zur audiovisuellen Übersetzung mitbringen mussten. Was man heute auf einer einzigen DVD oder durch einen Klick ins Internet bekommt, musste man sich mühselig zusammensuchen. Das hielten nur echte Aficionados durch.

Generell lässt sich feststellen, dass die Menge der Aufgaben und Aufträge im Bereich der AV-Übersetzung durch das vielsprachige Internet und die verstärkte internationale Ausrichtung verschiedener Dienste geradezu exponentiell zugenommen hat, meist im Bereich Untertitelung. Zusätzlich wurden und werden maschinelle Verfahren entwickelt wie die automatischen Untertitel bei YouTube. Trotz aller Schwächen, die diese Verfahren aufweisen, muss man anerkennen, dass ihre Entwicklung äußerst schnell erfolgte und dass viele Nutzer die Ergebnisse als völlig ausreichend für ihre Bedürfnisse ansehen.1

Die Entwicklung der AV-Übersetzung im Bereich BarrierefreiheitBarrierefreiheit wird in den betreffenden Kapiteln geschildert. Hier haben sich durch neue Gesetze und Verpflichtungen große Veränderungen ergeben (www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/DE/Home/home_node.html). Behörden und öffentlich-rechtliche Anstalten sind zur Barrierefreiheit verpflichtet. So hat sich ein neuer Arbeitsbereich eröffnet und neue technische Verfahren wurden entwickelt. Wer in diesem Bereich arbeiten möchte, muss sich immer darüber im Klaren sein, dass Barrierefreiheit keine Einbahnstraße ist. Man tut nicht jemandem „etwas Gutes“, man profitiert selbst davon. Man muss sich nur fragen, ob man in der Lage ist, einfach so mit einem seit Geburt gehörlosen Menschen zu kommunizieren. Oder ob man als Hörender nicht doch einen GebärdensprachdolmetscherGebärdensprachdolmetscher benötigt.

… it would be interesting to see practices improving, by taking advantage of the new products for the benefit of audiences who should not be seen as minorities but as one of the many parts of a fragmented reality. (Neves 2009: 152)

Kurz gesagt: Man sollte sich so für die Zielgruppen dieser Arbeit interessieren, wie man sich für die Kulturen seiner Arbeitssprachen interessiert.

Die audiovisuelle Übersetzung ist in jeder Form arbeitsteilig (dazu auch Gambier 2004). Diese Tatsache muss man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, denn nicht jeder fühlt sich damit wohl. Die Arbeitsteilung hat einen sehr starken Einfluss auf das endgültige Produkt und darauf, was der Übersetzer darf bzw. tun soll, über welche Kompetenzen er also verfügen muss. Wie überall gilt: Je besser der Informationsaustausch zwischen den Beteiligten funktioniert, desto besser funktioniert auch die Qualitätssicherung für das fertige Produkt.

Schon an der Produktion des Films, der nun in irgendeiner Form übersetzt werden soll, ist eine Vielzahl von Menschen beteiligt. Darauf kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es gibt aber sehr gute Handbücher zur Einführung ins Filmemachen und Arbeiten über die Filmindustrie, die entsprechende Informationen bieten. Weitere Informationen findet man auf den Websites der Filmförderungsanstalten der jeweiligen Bundesländer. Schließlich lohnt es sich, einmal nach dem Film auch den gesamten AbspannAbspann anzusehen (falls er im Kino nicht zu schnell läuft; besser geht es mit einer DVD). Bisher haben es nur die Audiodeskriptoren geschafft, sich als den anderen Mitarbeitern gleichwertig zu positionieren.

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