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157. Max Heine70

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Sommer 1828

Keinen von allen Dichtern seiner Zeit hat Heine so innig und warm geliebt als Karl Immermann, des Parnasses „jungen Adler“, wie er ihn nannte. Immermann war vielleicht der einzige, selbst seine nächsten liebsten Verwandten nicht ausgenommen, der nie seinen Witz, seine satirische Laune empfunden hatte. Er verschluckte ein mir heimlich mitgeteiltes Witzwort, das, wäre es damals ausgesprochen und öffentlich bekanntgeworden, Immermanns schönes Werk, das „Trauerspiel in Tirol“, die Verherrlichung Andreas Hofers, total lächerlich gemacht hätte. Die ergreifende Schlußszene des Stückes stellt den Hofer dar, wie er nimmer glauben wollte, daß Tirol und seine todesmutigen, treuen Verteidiger von Österreich aufgeopfert würden, und schließlich doch zu dieser Überzeugung gelangen mußte, als man ihm das dahin lautende kaiserliche Aktenstück mitteilte und Hofer, ganz vernichtet, das Dokument erschüttert anschauend, in die Schlußworte der Tragödie ausbricht: „Des Kaisers Siegel!“ Nun ist aber allgemein bekannt, daß der damalige Kaiser Franz von Österreich die große Passion hatte, freie Augenblicke der Anfertigung von Siegellack in allen möglichen Farben zu widmen. „Max,“ sagte Heinrich zu mir, als wir das Stück gelesen hatten, „was für eine Rührung müßte Andreas Hofer oder ein anderer im Publikum hervorbringen, wenn am Ende in Verzweiflung gerufen würde: ‚Des Kaisers Siegellack‘. Um Gottes willen aber erzähle das nie weiter, ich liebe Immermann und schone ihn weit mehr als – meinen Bruder.“

[Heine verherrlichte den Dichter des „Trauerspiels in Tirol“ im 3. Band der „Reisebilder“ (Kap. 7), der Ende 1829 erschien; der Abschnitt über Immermann, den „Adler im deutschen Vaterlande“, erschien bereits am 3. Dezember 1828 im Stuttgarter „Morgenblatt“. – Max studierte anscheinend im Sommer 1828 in München; er begleitete seinen Bruder im Juli nach Tirol.]

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