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168. Rahel Varnhagen86
Оглавление27. Februar 1829
[Rahel an Varnhagen, Berlin, 1. März:] Höre mein Bulletin von vorgestern abend an. Ich kämpfte mit Schlaf, ließ mir gegen 8 einen Wagen holen, fuhr zu Moritz [Robert], wo Heyses, Marianne Saaling, Mad. Krickeberg, Mad. Viktor, Dr. Gans und ich waren. Heitere, anregende, unterrichtende, behauptende, erzählende, lustige, witzige Gespräche; zwischen Moritz, mir, Gans, Heyse: die anderen fanden für gut zu schweigen... Ein Brief würde ein Buch werden müssen, referierte ich den Gang des Abends... So viel aber muß ich doch ausstoßen; daß sich Dr. Gans nun vollkommen und unwiderruflich dargetan hat, als unfähig geworden auch zur besten Gesellschaft... Malgré lui war es, wenn es Momente gab, in denen er zeigen mußte, was er sein könnte... Er floh, von einem Stuhl zum andern... Er lief allein umher, und auf und ab; hörte nicht, unterbrach; erzählte mir par exemple zweimal eine dumme Anrede an Heine, die er für witzig hält: und auch Moritzen schon mehrmals vorgetragen hatte; worüber Moser ihn deutlich, gelassen und gründlich zurechtgeführt haben soll. „Sie sind wohl hier, um Ihren Ruhm einzukassieren; Sie sollten einen Kassier haben.“ Als er’s mir zum zweiten Male sagte, antwortete ich ihm das höchst Einfache: „Lassen Sie Heine zufrieden“...
... Mad. Cotta versprach mir den Dienstag Abend, ohnerachtet ihn Bettine für Savignys wollte. „Erst Frau von Varnhagen“, sagte sie. Also Arnims kommen auch. Mad. Cotta fragte, ob sie Heine mitbringen könne. Er ist schon eingeladen, sagte ich.
[Varnhagen antwortete am 4. März aus Bonn:]... Nun hast Du, außer den anderen klugen und gescheiten Menschen... auch noch Heine, den eigengearteten, herumgereisten, frischen Heine bei Dir! „Frisch“ braucht hier nicht zu heißen, wie er aus dem Meere kommt, auch eingesalzene Heringe sind ja als solche selbst noch frische genannt! Grüße ihn herzlichst von mir; wenn er einmal glauben sollte, ich meinte es nicht als Freund, als ächter, anteilvoller mit ihm, so soll er sich nur die Stirne schlagen und seinen Blödsinn bejammern! Ich hoffe, er bleibt eine Zeitlang in Berlin, und ich sehe ihn noch dort. Es wäre unrecht von ihm, sich dort nicht gehörig umzusehen, es ist doch sein eigentlicher Ort, wenn er selbst auch zu denen gehört, die nicht immer an ihrem Ort sein wollen noch dürfen.
[Antwort Varnhagens vom 8. März:] Von Dr. Gans braucht nichts mehr gesagt zu werden, er steht da mit Tugenden und Fehlern in seiner ganzen Erscheinung... Nun, hoffe ich, werden doch auch wieder artige Sprüche von Heine in Umlauf kommen? Vielleicht kömmt morgen ein Brief, in welchem Du mir von dem Abend schreibst, wo er mit den anderen Auserwählten bei Dir sein sollte.