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7 – Ein dunkler Tag in Paris

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(George Sand erzählt)

Auf dem Schreibtisch stand eine Büste Marats. Hinter Leon Flamboyant hing das Bild ›Die Ermordung des Marat‹ an der Wand.

»Wo hast du deine Soutane gelassen, mein lieber Abbé?«, fragte Julien staunend.

»Diese Uniform ist doch recht kleidsam«, erwiderte Flamboyant und strich selbstgefällig über seinen goldbestickten Rock. »Der Wohlfahrtsausschuss hat mich zum Kriegsbeauftragten ernannt.«

»Ich dachte, dafür ist Delesclyze zuständig«, wunderte sich Dombrowski.

»Der erledigt mehr den verwaltungstechnischen Kram. Ich bin für das Strategische zuständig.«

»Woher kennt ihr euch eigentlich?«, staunte Dombrowski.

»Ich war sein Lehrer und habe in seine Seele den Geist der Gracchen gelegt«, erwiderte Flamboyant pathetisch. »Von mir kennt er die feurigen Worte Camille Desmoulins’ zur Bastille zu ziehen. Aus ihm wird noch etwas Großes.«

»Ich habe ihn zu meinem Adjutanten gemacht«, trumpfte Dombrowski eifersüchtig auf. Er wollte sich das Verdienst, Julien entdeckt und gefördert zu haben, nicht nehmen lassen. Flamboyant lächelte spöttisch.

»Er ist zu schade für einen Laufburschenrang. Ich ernenne ihn zum Hauptmann. Julien, du schnappst dir ein Regiment Nationalgardisten, marschierst mit ihnen zum Vendômeplatz, sprengst die verdammte Säule des Tyrannen in die Luft und hisst auf dem Sockel die rote Fahne.«

Dombrowski fiel die Kinnlade herunter.

»Hauptmann? Der Junge hat doch keine Ahnung, wie eine Truppe zu führen ist. Er ist noch nicht trocken hinter den Ohren, obendrein praktisch ein Zivilist. Von einem Hauptmann erwarte ich militärische Kenntnisse.«

»Das war bei den Armeen der Könige so. Aber in den großen Tagen der Revolution wurden Feldwebel zu Generälen und die machten es gut. Ich erinnere an Kléber, Rapp und Bernadotte. Und wir haben wieder eine Revolution. Julien ist mein Schüler. Ich weiß, was er kann. Er hat einen feurigen Geist, der ihn das Richtige tun lassen wird. Und jetzt zu dir, General Dombrowski. Du sorgst dafür, dass im Rathaus, in den Tuilerien, im Finanzministerium und im Hotel der Ehrenlegion Pulver eingelagert wird sowie Fässer mit Petroleum. Sollte der Feind wider Erwarten in Paris einbrechen, jagen wir ihn mit ganz Paris in die Luft. Sieg oder Tod ist die Parole.«

»Das ist doch Wahnsinn!«, keuchte der General entsetzt.

»Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, falls du den Feind nicht zurückschlagen kannst. Wir haben Informationen, dass Thiers zum entscheidenden Angriff übergeht.«

»Ich habe sie in den letzten Tagen immer zurückgeschlagen. Erst gestern haben wir ihren Angriff gestoppt. Und das gelang gegen eine gewaltige Übermacht. Die Versailler können ja mittlerweile auf die Kriegsgefangenen der Preußen zurückgreifen. Wir kämpfen an allen Fronten gegen die besten Truppen der kaiserlichen Armee.«

»Ich weiß. Ich weiß«, wehrte Flamboyant ab. »Es ist ja nur eine Vorsichtsmaßnahme, sollte der Feind tatsächlich ins Herz von Paris vorstoßen.«

»Das kann alles nicht wahr sein!«, trotzte Dombrowski. »Besorgt mir lieber Munition und die Kanonen, die der Wohlfahrtsausschuss nach Montmartre schaffen ließ.«

»Wo sie einstweilen auch bleiben. Wir werden sie einsetzen, wenn es zum Äußersten kommt. Wir haben, das weißt du doch, einfach zu wenig Munition. Der Wohlfahrtsausschuss erwartet, dass du deine verdammte Pflicht tust. So wie wir nun erbarmungslos den inneren Feind bekämpfen werden, so erbarmungslos wirst du die Versailler bekämpfen. Wir haben gerade die Befehle unterschrieben, dass der Bischof von Paris und alle wichtigtuenden Pfaffen und Jesuiten eingesperrt werden. Es wird erbarmungslos durchgegriffen, wie in den Tagen des Bürgers Robespierre.«

Flamboyant hatte sich erhoben und die letzten Worte herausgeschrien, als würde er vor einer großen Menge reden. Seinen Speichel hatte er Dombrowski ins Gesicht gesprüht, so dass dieser einen Schritt zurückgetreten war.

»Mich braucht niemand an meine Pflicht erinnern«, wütete der General. »Darf ich dich daran erinnern, dass ich schon vor Tagen dem Wohlfahrtsausschuss mitgeteilt habe, dass ich mehr Männer brauche. Wenn ich hier im Zentrum die vielen besoffenen Nationalgardisten sehe, kommt mir die Galle hoch. Es grenzt an Sabotage. Wie ich hörte, ist auch General Woroblewski wegen Verstärkung bei dir vorstellig geworden. Schickt die Nichtstuer zur Porte Saint Cloud. Dort wird es zu den heftigsten Kämpfen kommen.«

»Wir werden dies im Wohlfahrtsausschuss erörtern«, sagte der einstige Abbé kühl. »Du kannst abtreten. Aber, wie gesagt, kümmere dich um die Pulvereinlagerung.«

»Diesen Befehl will ich schriftlich.«

»Wirst du bekommen. Doch nun kannst du abtreten. Julien, du bleibst.«

Der General warf Flamboyant einen hasserfüllten Blick zu, salutierte, machte eine schnelle Kehrtwende und wandte sich zur Tür. Bevor die Tür zuschlug, sagte er laut, was er dachte: »Was für einen Idioten haben sie mir nun wieder vor die Nase gesetzt.«

Flamboyant lief rot an und brüllte: »Das habe ich gehört! Was erlaubst du dir, General!«

Aber die Tür war zu und seine Schritte verhallten.

»Dombrowski denkt wohl, dass er den Bonaparte spielen kann«, zischte der ehemalige Abbé.

»Du hast ihn auch nicht gut behandelt«, stand Julien seinem Vorgesetzten bei.

»Ach was, ich kann diese Kommisshengste nun einmal nicht leiden. Er ist einer vom alten Schlag, derer wir uns nach gelungener Revolution sofort entledigen werden. Merke dir, ein Revolutionär braucht ein feuriges Herz und einen eiskalten Verstand. Nun setz dich!«

»Er ist ein guter General. Die Männer lieben ihn.«

»Die Generäle der Kommune werden bald ein anderes Format haben. Sie werden jünger sein, unbestechlich und hart. Doch nun höre: Du wirst die Geschichte auf dem Vendômeplatz erledigen. Das wird dem revolutionären Feuer den nötigen Zunder geben. Danach wird man dich feiern: der Hauptmann, der die Vendômesäule fällte.«

»Darauf kann ich gern verzichten«, wehrte Julien entschieden ab.

»Noch etwas: Wenn ich es für opportun halte, wirst du der Frauenbrigade den Befehl geben, Rathaus und Tuilerien und so weiter anzuzünden«, fuhr Flamboyant, ohne den Einwand zu beachten, entschieden fort. »Die Weiber des Frauenbataillons werden unsere ›Petroleusen‹ sein.«

»Meinst du etwa das Bataillon der Prinzessin Dimitrieff?«, fragte Julien, der über diese weitere Aufgabe schockiert war.

»Genau. Ich habe mit ihr bereits gesprochen. Sie wird die richtigen Frauen bereitstellen.«

»Das ist keine gute Sache. Da bin ich der gleichen Meinung wie General Dombrowski.«

»Was eine gute Sache ist, entscheidet der Wohlfahrtsausschuss. Es ist beschlossen. Sollten die Versailler durchbrechen, werden sie in ein brennendes Paris einmarschieren. Als guter Revolutionär wirst du die Befehle ausführen.«

Flamboyant nahm eine kupferne Glocke vom Schreibtisch und wedelte energisch mit ihr. Ein Nationalgardist trat ein und salutierte.

»Besorgen Sie dem Leutnant Morgon eine Hauptmanns­uniform. Er wird im Namen des Wohlfahrtsausschusses eine wichtige Aufgabe übernehmen.«

Der Soldat warf Julien einen erstaunten Blick zu. Er fragte sich wohl, was dieser Mann geleistet hatte, dass er in so jungen Jahren zum Hauptmann befördert wurde. Aber Befehl war Befehl. Er schlug die Hacken zusammen und eilte hinaus.

»Mach dir über den Befehl des brennenden Paris keine Gedanken. Er gilt ja nur für den Fall, dass die Versailler tatsächlich in die Stadt einbrechen. Der Wohlfahrtsausschuss übernimmt die volle Verantwortung. Und im Übrigen: Wenn die Liniensoldaten in der Stadt sind, geht es ohnehin nur noch um Sieg oder Tod. Sie werden uns alle umbringen. Thiers hat entsprechende Befehle bereits ausgegeben.«

»Und die Prinzessin Dimitrieff war mit deinem Befehl einverstanden?«

Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Frau zu einem solchen Verbrechen fähig wäre. Vor wenigen Stunden hatte er sie noch in den Armen gehalten und sie hatten zärtliche Worte miteinander ausgetauscht

»Natürlich! Sie ist eine Revolutionärin. Sie weiß, dass man uns ohnehin alle an die Wand stellen wird, sollten wir nicht siegen. Wir werden bei einer Niederlage die Tür der Weltgeschichte mit einem gewaltigen Knall zuschlagen. Noch in hunderten von Jahren wird man vom Heldenkampf der Kommune sprechen.«

Julien zuckte mit den Achseln. Er nahm sich vor, den Befehl, sollte er denn kommen, auf jeden Fall zu ignorieren. Schon der Befehl, den Vendômeplatz zu schänden, bereitete ihm Kopfschmerzen. Gewiss, von Herostratos sprach man noch nach über zweitausend Jahren, aber besonders angesehen war dessen Name nicht gerade.

Der Soldat kam mit einer Uniformjacke wieder. Flamboyant lächelte väterlich.

»Zieh die Jacke an, mein Kleiner.«

Flamboyant half ihm in die Jacke mit den Hauptmanns­epauletten. Zufrieden strich er über den Stoff. »Ein gutes Tuch. Die Uniform steht dir prächtig. Genauso muss ein Hauptmann des Volkes aussehen. Jung, stolz und mit Feuer in den Augen. Der Säbel! Wo ist der Säbel? Ein Hauptmann muss doch einen Säbel haben«, herrschte Flamboyant den Soldaten an.

Dieser stotterte, dass der Herr Kriegsbeauftragte nur eine Hauptmannsjacke verlangt habe.

»Idiot! Hol einen Säbel!« Der Soldat stürzte mit rotem Kopf hinaus.

»Lass doch. Ich kann mit dem Messer ohnehin besser um­­gehen.«

»Mit dem Messer?«, fragte Flamboyant irritiert.

»Ja doch. Ein Gefangener hat mir beigebracht, was man damit anstellen kann. Ein Messer kann sehr effektiv sein, weil die Waffe unterschätzt wird.«

»Räubermethoden«, knurrte Flamboyant verächtlich.

Der Soldat kam wieder und brachte einen prächtigen Säbel. Flamboyant zog ihn aus der Scheide und strich über den Stahl.

»Vorzüglich. Das ist die richtige Waffe für einen Hauptmann«, lobte er.

»Es ist ein Säbel aus der Zeit des Ersten Kaiserreiches«, bestätigte der Soldat, in der Hoffnung, damit etwas gut zu machen.

»Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt?«

Der Soldat stand stramm und starrte unverwandt auf die Wand mit dem Bild Marats.

Feierlich übergab Flamboyant seinem Schützling die Waffe.

»Hier, Julien. Damit bist du ein Hauptmann des Volkes.«

Er beugte sich über den Schreibtisch, zog aus einer Schublade ein Dokument, unterschrieb es und reichte es Julien.

»Hier ist das Patent. Damit ist es amtlich. Erweise dich dieser Ernennung als würdig. Julien Morgon ist damit der jüngste Hauptmann der Nationalgarde. So schnell ist selbst Napoleon nicht aufgestiegen.«

Julien musste an sich halten, um nicht zu lachen. Gerade hatte ihm der Abbé – für ihn würde er immer der Abbé bleiben – den Befehl gegeben, Bonaparte auf dem Vendômeplatz vom Sockel zu stürzen und nun verglich er ihn mit Napoleon. Dessen Schatten würde Frankreich wohl nie los.

»Nun geh und erfülle deine Pflicht«, sagte Flamboyant mit strenger Miene. »Mach mir und dem Volk keine Schande.«

Benommen taumelte Julien hinaus und ging, sich das Gesicht reibend, den Boulevard hinunter. Eine Schar von Nationalgardisten schleppte sich, von der Militärakademie kommend, unter Trommelschlägen heran. Er erkannte, dass es die Kameraden vom 101. und 103. Bataillon waren. Auch Tessier und Courbet waren unter ihnen. Beide lösten sich aus der Kolonne und kamen winkend auf ihn zu.

»Was habt ihr hier zu suchen?«, fragte Julien erstaunt.

»Du weißt es noch nicht? Neuilly ist gefallen. Die Versailler sind durchgebrochen. Woroblewski hat befohlen, dass überall in den Stadtteilen Barrikaden zu errichten sind. Das Schlachtfeld verlagert sich in die Stadt hinein. Wir sollen am Boul’Mich’ anfangen«, erklärte Courbet.

»Sag, was trägst du denn für eine Uniform?«, wunderte sich Tessier.

»Ich bin eben zum Hauptmann ernannt worden«, klärte Julien ihn verlegen auf. »Ich soll mich zum Place Vendôme begeben und dort die Säule Bonapartes niederlegen.«

»Beim Tripper des Kaisers! Gestern Morgen warst du noch ein Schütze Arsch, am Abend warst du Leutnant und heute bist du Hauptmann. Was kommt morgen? General und dann Konsul und schließlich Kaiser?«

»Ein Schreibtisch-Hauptmann. Ich bin an den Dienstgrad wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Der Kriegsbeauftragte entpuppte sich als mein ehemaliger Lehrer Abbé Leon Flamboyant. Du hast ihn kennengelernt. Mit der Niederlegung der Vendômesäule will Flamboyant ein Zeichen setzen. Tod allen Tyrannen! Ich mag den Place Vendôme so wie sie ist. Aber Befehl ist Befehl.«

»Ein Scheißbefehl«, knurrte Tessier. »Weigere dich doch.«

»Das kann er wirklich nicht«, widersprach Courbet. »Seine Aufgabe ist wichtig. Der Sturz der Vendômesäule wird unsere Leute anstacheln und ihren revolutionären Elan fördern. Sieg oder Tod. Ich konnte diese Huldigung des Tyrannen auf dem Vendômeplatz ohnehin nie leiden.«

»Wir sollten uns besser darum kümmern, dass wir die Versailler aus der Stadt werfen«, gab Tessier zurück.

»Das wird ohnehin geschehen«, erwiderte Courbet optimistisch.

»Dombrowski plant im Morgengrauen eine Gegenoffensive. Nach dem Barrikadenbau marschieren wir nach Neuilly zurück. Da Julien jetzt Hauptmann ist, wird er uns mit der roten Fahne voranstürmen«, setzte Courbet grinsend hinzu.

»Das sollte er besser lassen«, brummte Tessier ungehalten.

»War nur Spaß. Ich rede mit Hauptmann Pomeron, dass ein Teil der 101. mit Julien marschiert«, schlug Courbet vor und lief der Truppe nach, die weitermarschiert war. Unterdessen erzählte Julien seinem Freund, welche Befehle er von Flamboyant erhalten hatte.

»Was? Der Idiot will Paris in Flammen aufgehen lassen? Du wirst den Befehl doch nicht an die wildgewordenen Weiber weitergeben?«

»Die Prinzessin kennt den Befehl bereits und wartet nur noch, wann sie ihn ausführen soll. Wenn ich ihn nicht gebe, wird es ein anderer tun.«

»Ich habe nichts für die Paläste der Reichen übrig. Aber unser schönes Paris in Flammen aufgehen zu lassen, geht mir gegen den Strich. Es ist ein Verbrechen, das der Kommune nur Schande bringen wird. Du darfst dir das nicht auf die Schultern laden«, sagte Tessier beschwörend. »Man kann einen Halunken umbringen, jemanden im Streit abstechen, man kann die Reichen aus der Stadt jagen, aber Paris zu zerstören, das geht wirklich nicht.«

Courbet kam an der Spitze einer kleinen Mannschaft zurück. Zackig salutierte er vor Julien.

»Wir sind zwanzig Mann. Pomeron hat vielleicht gestaunt, dass du auf einer Stufe mit ihm stehst. Aber als ich ihm sagte, dass du deine Befehle vom Kriegsbeauftragten Flamboyant bekommen hast, war er sofort einverstanden. Das ist ein harter Hund, sagte er. Wir unterstehen damit deinem Befehl«, erklärte Courbet und salutierte noch einmal so gravitätisch, wie es eigentlich nur italienische Soldaten können.

»Die Männer waren sofort begeistert, als ich ihnen die Sachlage erklärte. Eine Säule umzulegen ist doch besser als sich mit den Barrikaden abzuschinden.«

»Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht den ganzen Platz verschandeln«, sorgte sich Julien. »Ohne die Säule wird er schlimm genug aussehen.«

»Ich marschiere mit ein paar Mann zurück zur Militärakademie und besorge Sprengstoff, Feuerwerker und alles andere«, schlug Courbet vor.

Julien nickte zustimmend. »Beeil dich!«

»Hast du den Befehl zur Sprengung der Säule schriftlich?«, fragte Tessier, nachdem Courbet sie verlassen hatte.

»Nur mündlich.«

»Dann halt dich zurück. Überlass alles Courbet. Der ist scharf darauf, die Säule in die Luft zu sprengen.«

»Ich bin sein Hauptmann.«

»Willst du dir einen Platz in der Geschichte sichern als der Mann, der die Vendômesäule umgestürzt hat?«

»Scharf bin ich nicht darauf«, sagte Julien nachdenklich und fluchte: »So ein Scheißbefehl!«

»Na siehst du. Erst nachdenken.«

»Ich will wenigstens dafür sorgen, dass die Häuser nicht beschädigt werden.«

»Na also. Nun hast du’s kapiert. Das ist deine Aufgabe.«

Sie gingen zu den Männern, die Gewehr bei Fuß auf sie warteten. Julien baute sich vor der Truppe auf. Er wusste, dass sein Alter nicht gerade förderlich dafür war, um ernst genommen zu werden. Er musste Selbstsicherheit und Entschlossenheit ausstrahlen.

»Männer, alle mal herhören! Wir marschieren jetzt zum Place Vendôme. Dort soll die Napoleonsäule niedergelegt werden. Ich bin damit beauftragt worden, die Häuser rund um den Platz vor Beschädigungen zu bewahren. Sie gehören zu Frankreichs schönstem Kulturgut. Wir werden dafür sorgen, dass einige Übereifrige keinen Unfug anstellen. Habt ihr mich verstanden?«

Erst hatte Julien unsicher gewirkt, aber seine Stimme wurde immer kräftiger, je länger er redete. Breitbeinig, mit der Überzeugung desjenigen, der wusste, was richtig ist, interpretierte er den erhaltenen Befehl um. Die Männer antworteten ihm mit einem kräftigen: »Jawohl, Herr Hauptmann!«

»In Viererreihen aufrücken.«

Die Soldaten ordneten sich zu einer kleinen Kolonne. Julien übernahm die Spitze. An dem Place Vendôme angelangt, ließ er die Rue de la Paix räumen. Besorgt sah er zur Säule hoch, auf der Napoleon in einer römischen Toga mit dem Lorbeerkranz auf dem Kopf thronte. Als aus den umstehenden Palästen immer mehr Männer kamen und sie ängstlich beobachteten, ließ er diesen mitteilen, dass er zum Schutz des Platzes abkommandiert sei und sie sich wieder in die Häuser begeben sollten.

Endlich traf Courbet mit einem Transportwagen ein und stellte Julien zwei Feuerwerker vor.

»Gut. Gut. Wie machen wir es am besten?«, fragte Julien die beiden bärtigen Männer. An ihrem Dialekt war unschwer zu erkennen, dass sie Bretonen waren. »Auf keinen Fall dürfen die Häuser beschädigt werden.«

»Bekommen wir hin. Wir befestigen Stahltaue an der Säule, so dass sie quer über den Platz fällt und die Häuser nicht beschädigen kann«, erklärte der Größere von ihnen, der dabei eine Rolle Kautabak malträtierte.

»Wir bringen die Sprengladung so an, dass die Säule in sich zusammenfällt. Macht ein bisschen Krach, aber sonst wird nichts passieren«, fügte der Kleinere hinzu, dessen mächtiger Husarenbart noch den des zweiten Kaisers übertraf.

Die beiden Männer nickten sich zu, spuckten in die Hände und machten sich an die Arbeit. Juliens Soldaten halfen die Stahlseile anzubringen und deren Ende jeweils weit von den Häusern entfernt am Boden zu befestigen. Plötzlich tauchten vier Männer mit hohen Zylinderhüten auf.

»Der Kriegsbeauftragte Flamboyant schickt uns. Wir sind von der Zeitung«, erklärte ein schmal gewachsener Mann mit einem geckenhaften Bowlerhut »Wir haben einen Fotografen mitgebracht, der das Ereignis der umgestürzten Säule fotografieren wird.«

Er wies auf einen bärtigen Mann mit Zylinder, der ein großes Stativ mit einem kastenförmigen hölzernen Apparat heranschleppte. Flamboyant denkt an alles, stellte Julien fest und unterdrückte ein paar saftige Flüche. Bedauernd sah er zur Säule hoch.

»Tut mir leid, alter Freund«, sagte er im Stillen. »Im Moment bist du nicht sehr gefragt. Aber vielleicht erinnert sich das Volk eines Tages daran, dass du einmal der feurige General und Konsul des Volkes warst, der Frankreich den Code Civil gab und errichtet dir wieder eine Säule.«

»Wir sind bereit«, rief der Größere der Feuerwerker.

»Na dann los. Den Platz räumen!«, befahl Julien. »Ich will niemand auf dem Platz sehen.«

Sie zogen sich bis zur Rue St. Honoré zurück. Auf Courbets Zeichen zündeten die Feuerwerker die Lunte und liefen schnell in die Rue de la Paix hinein und suchten dort in einem Eingang Deckung. Mit einem riesigen Knall, der die Fensterscheiben der umliegenden Paläste erbeben ließ, sank die Säule in einer riesigen Staubwolke zusammen. Als sich der Staub gelegt hatte, war nur noch der Sockel zu sehen. Courbet lief aus der Deckung zur Säule und stellte den Fuß auf die geborstene Statue des Kaisers.

»Ich melde vor dem Volk Frankreichs, dass am 16. Mai um 5.30 Uhr das Schandmal des Tyrannen gestürzt wurde«, rief er pathetisch den Männern von der Zeitung zu, die dies eifrig aufschrieben.

»Courbet ist ein liebenswerter Romantiker und Schwachkopf. Letzteres ganz sicher«, kommentierte Tessier. »Jetzt wird er als derjenige in die Geschichte eingehen, der die Napoleonsäule umgestürzt hat.«

»Es ist ein trauriger Ruhm«, erwiderte Julien.

Voller Bedauern betrachtete er den Torso des Kaisers. Der linke Arm war abgebrochen, der Kopf fast unbeschädigt. Für Julien war allein wichtig, dass die Häuser rings um den Platz unversehrt geblieben waren. Doch ohne die Säule wirkte er nicht mehr so elegant und erhaben wie vorher.

»Ich werde in meinem Bericht an Leon Flamboyant festhalten, dass ihr gute Arbeit geleistet habt«, lobte Julien die Feuerwerker.

Die Herren von der Zeitung kamen heran, drapierten die Gardisten rund um die gestürzte Säule und gesellten sich dann in herausfordernder Pose dazu. Courbet stellte sich breitbeinig in die Mitte. Es dauerte eine Weile, bis der Fotograf zufrieden war. Julien tat so, als müsse er die Front der Häuser inspizieren, so dass man vergaß, ihn dazu zu holen. Endlich war der Fotograf unter seinem schwarzen Tuch verschwunden und rief, dass alle so stehenbleiben sollten.

»Nicht bewegen!«, setzte er hinzu. Er wechselte mehrmals die Platten und wiederholte wieder und wieder die Aufnahme. Schließlich war er zufrieden, nickte seinen Leuten zu und die rieben sich die Hände.

»Das Foto wird um die Welt gehen«, versicherten sie sich gegenseitig.

Flamboyant weiß um die Wirkung der Bilder, dachte Julien bitter.

»Und alle Welt wird uns von der Kommune für Barbaren halten!«, sagte Tessier hellsichtig. »Was sind nun deine Befehle, Herr Hauptmann?« Die Männer sahen ihn erwartungsvoll an. Er war es noch nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Diese Männer waren von ihm abhängig. Er straffte sich und reckte sein Kinn vor.

»Du führst die Truppe zurück auf die Avenue de Neuilly, wo General Dombrowski wieder nach Neuilly durchstoßen will. Er wird jeden Mann gebrauchen können.«

»Gut gemacht«, flüsterte Tessier. »Und was machst du?«

»Bis zum Etoile komme ich noch mit. Danach schau ich bei meinen Eltern vorbei. Bis es dunkel wird, bin ich wieder bei euch.«

»Schön und gut. Aber deine Männer haben Kohldampf.«

»Ich weiß, aber woher soll ich …?«

»Hier in den Ministerien sollen die Beamten Lebensmittel gehortet haben. Die Sesselfurzer denken alle zuerst einmal an sich selbst.«

»Von wem weißt du das mit den Lebensmitteln?«

»Das weiß doch jeder. Ich weiß es von Pomeron.«

»Gut. Verstehe. Dann schauen wir mal bei ihnen nach«, stimmte Julien zu.

»Die Truppe unters Bajonett«, schrie er den Soldaten zu. Die Männer sammelten sich und Julien führte sie im Gleichschritt zum Eingang des Finanzministeriums. Tessier öffnete das Gatter. Die Tür dahinter war verschlossen.

»Aufbrechen!«, befahl Julien.

Ein paar Tritte ersetzten die Schlüssel. Sie marschierten in einen langen marmornen Flur. Einige Beamte kamen ihnen händeringend entgegen. Ein schmaler Mann mit einem wohlgestutzten Backenbart gab sich als verantwortlicher Sekretär des Ministers aus. Sein Gesicht war hochrot. Am Knopfloch seines Revers trug er die Rosette der Ehrenlegion.

»Was geht hier vor, Herr … Hauptmann?«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Ich werde mich beim Zentralkomitee der Nationalgarde über diesen Auftritt beschweren.«

»Tun Sie das. Ich habe gehört, dass Sie Lebensmittel in den Amtsräumen gehortet haben. Sie wissen, dass dies strengstens verboten ist.«

»Das sind böswillige Verleumdungen«, krächzte der Backenbärtige. »Verlassen Sie sofort unsere Amtsräume.«

»Sie haben sicher nichts dagegen, dass wir uns von dem Wahrheitsgehalt Ihrer Worte überzeugen. Los, Männer, durchsucht das Gebäude.«

»Ich protestiere! Das ist Willkür«, schrie der Beamte und wies auf seine Rosette. »Ich bin Mitglied …«

»Ja doch. Deswegen sollten Sie mich unterstützen«, erwiderte Julien kalt.

»Ich verbitte mir die Missachtung unseres Ministeriums.«

»Schnauze!«, schrie Courbet.

Die Soldaten polterten durch die Amtsstuben. Graugesichtige Männer sahen sie feindselig an, was die Nationalgardisten mit höhnischen Witzen quittierten. Im Keller wurden sie fündig. Hier hingen so viele Schinken und Würste von der Decke, als sei es das Depot der Markthallen.

»Männer, bedient euch«, rief Julien. »Nehmt so viel ihr tragen könnt.« Die Männer schrien voller Begeisterung und stopften ihre Tornister voll. Einige waren so überwältigt, dass sie sofort in die Würste bissen.

»Ladet draußen den Karren voll, der uns das Pulver gebracht hat. Die Kameraden des 101. wollen wir nicht vergessen«, befahl der frischgebackene Hauptmann der Nationalgarde. »General Dombrowskis Männer haben schon seit Langem nichts ordentliches mehr zwischen die Zähne bekommen.«

»Das ist mal ein Offizier, der an seine Männer denkt«, lobten ihn die Nationalgardisten. »Das wird Folgen haben«, kreischte der Backenbärtige, als sie abzogen.

Tessier drehte sich noch einmal zu ihm um. »Halt den Mund! Wir könnten dich wegen unerlaubter Hortung dringend benötigter Lebensmittel gleich hier erschießen lassen.«

Der würdige Sekretär des Ministers wollte sein Unrecht nicht einsehen. »Ich muss doch dafür sorgen, dass meine Leute bei Kräften bleiben, um für den Staat arbeiten zu können.«

»Das Herz von Paris schlägt immer noch für die alten Machthaber. Zünden wir die Paläste an!«, rief Courbet.

»Sag das noch einmal und ich lasse dich erschießen«, rief ihm Julien halb im Spaß zu. Aber es war ihm ernst damit, den Platz zu schützen.

»So spricht ein Hauptmann«, rief Tessier Courbet zu.

»Habe verstanden«, gab sich Courbet geschlagen.

Schwer bepackt mit Schinken vor den Bäuchen sahen manche Männer wie Schwangere aus. Singend verließ man den Place Vendôme. Hinter dem Etoile trennte sich Julien von ihnen und lief eilig zur Avenue Bugeaud. Als er am Palais der Montaigne vorbeikam, blieb er stehen in der Hoffnung, dass ihn Mercedes in der Uniform eines Hauptmanns sehen konnte. Aber hinter den verschlossenen Fensterläden war keine Bewegung zu erkennen. Seine Eltern empfingen ihn voller Erleichterung.

»Gott sei dank. Dir ist nichts passiert«, sagte der Vater. »Wir hörten von heftigen Kämpfen in Neuilly.«

»Ich kann dir kein schönes Essen bereiten, mein Einziger«, klagte die Mutter. »Wir leben von Brennnesseln, die ich zu Spinat verarbeite.«

»Dem kann ich abhelfen«, sagte Julien und holte aus dem Tornister Würste und Schinken hervor.

»Das bringt euch über die nächsten Wochen.«

»Ein Wunder«, staunte der Vater und rieb sich die Hände. »Woher hast du diese Schätze?«

Er erzählte ihm von der Schatzsuche im Finanzministerium.

»Oh ja, die Bourgeoisie hungert nicht, aber das Volk frisst mittlerweile Ratten. Nach Hunden und Katzen ist man nun dabei, diese Viecher auszurotten.«

»Unser Sohn sieht schmuck aus«, sagte die Mutter, während sie den Schinken aufschnitt.

»Nicht so viel, Mutter«, mahnte der Vater. »Wir müssen damit die nächsten Wochen auskommen. Tatsächlich, Junge, das ist doch die Uniform eines Hauptmanns. Man wird dich wegen dieser Anmaßung bestrafen.«

»Alles in Ordnung, Vater. Ich bin vom Wohlfahrtsausschuss zum Hauptmann ernannt worden. Unser alter Mieter Abbé Leon ist Kriegsbeauftragter geworden. Ich muss aufpassen, dass er mich nicht bald zum General ernennt«, schob er lachend nach.

»Eine verrückte Welt«, stellte der Vater kopfschüttelnd fest.

»Unser Julien ein Hauptmann«, rief die Mutter bewundernd und schlug die Hände zusammen, um sich dann gleich wieder zu sorgen. »Wenn das nur gut geht.«

»Wenn die Versailler gewinnen, wird man auf alle Offiziere der Nationalgarde Jagd machen«, stimmte der Vater düster zu. »Sicher, es ist eine Ehre, für das Volk zu kämpfen, aber was wird aus uns, wenn die Kommune verliert?«

Juliens Blick fiel auf die Straße. Er sah Mercedes’ Vater vorbeilaufen. Warum hatte es Montaigne so eilig?

»So, ein schöner Schinkenteller. Wie heißt es noch? In der Not schmeckt das Fleisch auch ohne Brot. Greift zu«, forderte die Mutter auf und wies auf die dicken roten Schinkenscheiben.

»Dazu ein hervorragender Bordeaux, den mir der gute Baron mal geschickt hat«, sagte der Vater, öffnete die Flasche und goss drei Gläser ein.

»Ach, der Baron ist wirklich gut zu uns«, sagte die Mutter und seufzte.

Schweigend aßen sie eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. Es klopfte an der Tür.

»Nanu, sollte es ein Kunde sein? Das Geschäft ist ganz zum Erliegen gekommen.«

Der Vater sprang auf, lief hinaus und kam mit Baron de Savigny wieder.

»Seht mal, wer hier ist. Gerade haben wir vom guten Baron gesprochen.«

»Ach, Julien, lässt du dich mal wieder in der Avenue Bugeaud sehen«, sagte der Grandseigneur wohlwollend. »Und was sehe ich? Man glaubt es kaum. Du bist Hauptmann? Das nenne ich einen steilen Aufstieg. Willst du ein Napoleon werden? Wenn man tüchtig ist, hat man in schwierigen Zeiten den Marschallstab im Tornister. Du weißt, ich habe immer viel von dir gehalten.«

»Unser Abbé ist im Wohlfahrtsausschuss ein großer Mann. Er hat mir den Hauptmannsrock verpasst. Ich bin nur ein Schreibtisch- und Grüß-Hauptmann.«

»Ja, ja, der geheimnisvolle Abbé, der sich Leon Flamboyant nennen lässt. Mir war der nie ganz geheuer. Unter der Soutane hatte sich ein schlimmer Sansculotte versteckt. Doch nun muss ich Julien mal unter vier Augen sprechen.«

»Ich gehe in die Küche«, flüsterte die Mutter aufgeregt, die jedes Mal nervös wurde, wenn sie auf eine ihrer Meinung nach höher gestellte Person traf. Ein Baroooon, sagte sie immer voller Ehrfurcht. Der Vater brummte, dass er noch im Papierlager zu tun habe. Als sie allein waren, sah der Baron amüsiert auf den aufgeschnittenen Schinken.

»Sieh mal an. Du weißt es zu nutzen, wenn man zu denen aufgestiegen ist, die das Sagen haben.«

Julien wurde hochrot und erzählte, wo er den Schinken requiriert hatte.

»Diese ehemaligen Beamten des Kaisers spüren nichts vom Mangel, den das Volk leidet.«

»Ich will dich nicht kritisieren. Nein, im Gegenteil. Es spricht für dich, dass du an die Deinen denkst. Doch nun, Junge, heraus mit der Sprache. Du weißt, was ich wissen muss. Was hast du über die Pläne des Wohlfahrtsausschusses erfahren?«

Julien schossen hunderte Gedanken durch den Kopf. Wie sollte er sich verhalten? War es richtig, Savigny zu erzählen, was Leon ihm befohlen hatte? Julien hatte auf dem Lyzeum gelernt, dass Paris die Glorie der Nation verkörperte. Es mochten die falschen Leute in den Palästen wohnen, so gehörten doch der Louvre, die Tuilerien, das Rathaus, das Palais der Ehrenlegion zum Kulturerbe des Volkes. So wie er sich um den Place Vendôme gesorgt hatte, sorgte er sich, dass sein Paris, die Hauptstadt der Zivilisation, in Flammen aufgehen könnte. Er entschied sich für Paris und gegen Leon Flamboyant. Zögernd nickte er.

»Nun rede endlich«, wurde der Baron energisch. »Du hast mir ein Versprechen gegeben.«

Mit dürren Worten erzählte Julien, was General Jaroslaw Dombrowski befohlen worden war.

»Das muss verhindert werden«, schloss er mit einem Seufzer.

Der Baron lächelte. Zu Juliens Erstaunen schüttelte er den Kopf.

»Nein. Lass sie ruhig das Verbrechen begehen. Damit diskreditiert sich die Kommune für alle Zeiten. Man wird es eine Schreckensherrschaft nennen. Lass sie ruhig brandschatzen und morden, das gibt uns das Recht, mit ihnen abzurechnen. Was Besseres kann Thiers nicht passieren.«

»Sie wollen es nicht verhindert sehen?«, fragte Julien fassungslos.

»Richtig. Der Kommunismus ist dann für eine gute Weile bei uns Franzosen unten durch.«

»Ich verstehe Sie nicht. Es geht doch um Paris. Um unser Paris.«

»Das ist Politik, mein Sohn. Ach, noch ein Rat: Du solltest möglichst bald diese Uniform ausziehen. Montaigne war gerade bei mir. Die Versailler sind endlich durch die Porte Saint Cloud in die Stadt eingebrochen. Jeder Offizier wird auf der Stelle erschossen. Die Zeit des Pardons ist vorbei. Nun werden andere Saiten aufgezogen. Du hast dich rechtzeitig für uns entschieden. Braver Junge.«

Julien schwieg. Was ist richtig? Die Versailler waren nicht die Guten, aber die Kommune auch nicht mehr. Aber dann dachte er an Tessier, Courbet, an Antoine Pomeron. Er gehörte zu ihnen.

Am besten, man ist seine eigene Partei, sagte er sich.

Der Palast der unsterblichen Dichter. Das größte Abenteuer seit Dumas' Monte Christo

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