Читать книгу Mann ohne Kindheit - Heinz Michael Vilsmeier - Страница 10
Ich hatte als Pädophiler leichtes Spiel.
ОглавлениеHMV: Ich bin – total aufgewühlt, jetzt gerade, von dem, was Sie da eben erzählt haben … ! Das sind Dinge, die so unfassbar sind … Bevor wir mit diesem Gespräch angefangen haben, bei unserem ersten Treffen, haben wir darüber gesprochen, warum Sie dieses Gespräch suchen und warum wir eine Kamera mitlaufen lassen. Sie wollen … Aber vielleicht sagen Sie einfach selbst, welches Ihre Beweggründe sind …!
Bonobo: Ich möchte der Welt einfach mal Dinge erzählen, von denen sie eigentlich nichts weiß, zu was der Mensch fähig ist, was im Hintergrund von Kinderpornografie usw. usf. läuft. Welche Machenschaften dahinter stecken. – Wir kommen dann schon noch zu einzelnen Personen, die ich zwar nicht namentlich benennen werde, aber die man heute noch im Fernsehen sieht. Das … Wie soll ich es sagen? Wenn ein Kinderpornoring aufgeflogen ist, wenn ich das immer höre, da wird dann alles verfälscht und gemacht und getan und es wird alles so runter gespielt! Keiner erzählt, wie ein Kinderporno hergestellt wird! Das weiß kaum jemand! Die Leute gucken sich das an, die hocken da vor dem Computer, irgendwo, holen sich da einen runter, wissen nicht, was da im Hintergrund abläuft, mit dem Kind! Was das für Dinge sind oder was das allgemein ist! Gerade bei den professionellen Dingern, die privaten mögen ja wieder ein bisschen anders sein … Kein Kind vögelt freiwillig oder lässt sich freiwillig in den Arsch ficken! Ich möchte dieser Welt einfach zeigen, auch wenn ich letztendlich pädophil bin und ich es nicht anders gemacht habe, auch wenn ich im Grunde genommen keinen Deut besser bin, wie die, dass das einfach ein Zusammenspiel ist, mit der Gesellschaft, mit den Tätern, mit den Opfern, weil keiner auf den Anderen achtet, weil jeder nur seine eigene Scheiße macht. Die Pädophilen haben leichtes Spiel! Ich hatte als Pädophiler leichtes Spiel, ich hab so viele Kinder missbraucht, dass ist irre! Das ist irre und mich hat ja auch keiner verraten, mich haben ja auch die beiden Jungs, wegen denen ich jetzt im Grunde genommen, in Anführungsstrichen, hier bin, die haben mich nicht verraten. Der hat es eigentlich gut gemeint, der Kleine!
HMV: Ich weiß nicht, von welchen Kindern Sie sprechen …!?
Bonobo: Also, eigentlich von Frank und Tobias! – Verhaftet wurde ich wegen sexuellem Missbrauch von zwei Jungs, zwei Zwölfjährigen, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie sowie Förderung der Prostitution von Minderjährigen. Der Eine hieß Frank, der Andere hieß Tobias. Kurz mal vorneweg, der Tobias hat bei mir, indem er seinen Körper verkauft hat, Geld verdient – sehr viel Geld! Er kam aus recht ärmlichen Verhältnissen, hatte einen vierzehnjährigen Bruder und erzählte dem, womit er Geld verdienen könnte und wollte ihn mitbringen. Der Bruder war anfangs einverstanden, hat dann doch einen Rückzieher gemacht und hat es der Mutter erzählt. So ist es raus gekommen. Es ist nicht so, dass er mich verraten hätte oder irgendwie so, sondern ganz, ganz im Gegenteil! Er wollte es sogar fördern. Ich bin heilfroh, dass es herausgekommen ist, mit dem heutigen Wissen, mit dem Verständnis, das ich jetzt habe. Ich wollte ein Kinderpuff eröffnen. Ich habe Kontakt mit „der Organisation“ nach wie vor gehabt. Ich wollte mir Kinder kaufen. Ich wollte dieses Haus, in dem ich gewohnt hab', kaufen. Ich wollte ein Kinderpuff daraus machen.
HMV: Dieses Anwesen, zu dem Sie als Kind immer hingebracht worden waren?
Bonobo: Nein, ein anderes, privat! Ein ganz, ganz einfaches. Ein Haus mit drei Wohnungen, inklusive Keller. Das wollte ich dann kaufen, wollte es umbauen, ausbauen und ein Kinderbordell daraus machen.
HMV: Das heißt, Sie wollten das tun, was Sie als Kind selbst erfahren hatten?
Bonobo: Letztendlich ja! Ja. Zwar auf einer anderen Basis, also hoffe ich doch, wobei ich nicht weiß, wie weit ich gegangen wäre, was ich gemacht hätte. … Keine Ahnung. – Das erschrickt mich heute, wenn ich so darüber nachdenke. Dass das Pädophile, hört sich blöd an, 'Vergnügen mit einem Kind', so in Geldgier umgeschwungen ist, in Machtgier, das erschreckt mich heute! Wenn ich so darüber nachdenke … Ich weiß nicht, ob ich da eine Grenze gesehen hätte und wenn ja, wo sie gewesen wäre!
HMV: Zu diesem Zeitpunkt waren Sie, vermute ich, deutlich älter?
Bonobo: Ja.
HMV: Lassen Sie uns noch einmal zurück gehen, in die Zeit, in der Sie Opfer, missbrauchtes Kind, waren. Dass Sie missbraucht wurden, ging ja über viele Jahre. Sie haben grauenhafte Dinge miterlebt, den Mord an einem Baby, einem einjährigen Mädchen, Sie haben den Mord an dem Mädchen Miriam miterlebt. Sie waren dann, das erwähnten Sie bereits, traumatisiert und für die Freier in diesem Bordell nicht mehr interessant ...
Bonobo: … ungeeignet!
HMV: Ungeeignet?
Bonobo: Ja. – Es war exklusiv! … Kann man so sagen.
HMV: Was heißt „exklusiv“?
Bonobo: Ja, da ging die Highsociety hin …
HMV: … Bitte?
Bonobo: Da ging die Highsociety hin! Unter zweieinhalbtausend Mark, oder so, war kein Kind zu kriegen! Damit fing es erst mal an, das waren so die Preise! Dann wurde das gestaffelt, je nachdem, was man will, was gemacht werden soll, was das Kind machen soll, oder was mit dem Kind gemacht werden soll. Es gab ja auch so Zeug wie Scut, Vollscheißen, Vollpinkeln …!
HMV: Scut?
Bonobo: Mhm. Da musste man sich aufs Bett … Oder Badewanne … Da wurde man dann vollgeschissen. Oder er wollte vollgeschissen werden – oder sie, je nachdem. Ja, solche Sachen halt.
HMV: Das mussten die Kinder alles über sich ergehen lassen!? Oder eben auch aktiv …
Bonobo: … Richtig!
HMV: … machen?
Bonobo: Manchmal gegenseitig … Also das war schon …! Da gibt es schon … Da gibt es schon ausgefallene Dinge! Die haben sich echt gefreut, wenn wir sie vollgeschissen haben, die haben sich echt gefreut! Das hat denen voll Spaß gemacht! Das ist jedem … [lacht] … Das ist jedem seine Sache. … Aber gut …
HMV: Was wissen Sie über diese Kunden?
Bonobo: Eigentlich nicht viel. Man sieht im Fernsehen hin und wieder mal einen. … Wenn er irgendwie berühmter geworden ist oder … Je nachdem ...
HMV: Sie sagten, es ist die Highsociety, die dort verkehrt.
Bonobo: Ja, gehobener Standard.
HMV: Woher wissen Sie, dass das Highsociety ist?
Bonobo: Von den Preisen her. Ich hab ja, später dann, für diese „Organisation“ die ganze Verwaltung gemacht …
HMV: … was soll das heißen, „die ganze Verwaltung“?
Bonobo: Kontoführung, Bilderaufarbeitung, Verkauf … äh … Die ganze Palette durch. Was man halt so macht! Filme ins Internet stellen, Preise. Da es nichts für ein paar Mark gab … Entweder es tut jemand sehr, sehr lange sparen, um sich nur ein Nacktbild angucken zu können oder er hat einfach schlichtweg Kohle! Und nicht zu knapp!
HMV: Sie sagen, Sie haben dann später, im Fernsehen zum Beispiel, solche Personen wiedererkannt, …
Bonobo: Ja.
HMV: … die Kunden in diesem Bordell waren.
Bonobo: Ja.
HMV: Was waren das für Leute? … Auch Frauen?
Bonobo: Nein. Das waren eigentlich durchweg Männer. … Also Politik und Kirche, halt.
HMV: Politik und Kirche?
Bonobo: Das war die Hauptsache. Vom Fernsehen … auch!
HMV: Aus welchen Parteien, aus welcher Kirche?
Bonobo: Das weiß ich nicht! Ich weiß nicht, ob das ein Katholik war oder ein Evangele, keine Ahnung!
HMV: Das ist vermutlich völlig egal …
Bonobo: … das ist völlig egal. Ich würde denken, dass es Katholiken waren. – Also Einen haben wir ja, Einen hab ich mir ja geschnappt!
HMV: Wie?
Bonobo: [kichert] Ich war dann verheiratet, hatte … Hatte ich da schon ein Kind? – Nee, C. war noch nicht auf der Welt! Ich war verheiratet und die … Also meine Nichte wurde eingeschult. Da gab es einen Kirchenbesuch. Ich bin dann da mit, weil ich dachte: 'Ja gut, für die Kleine kann man das machen.' Ich sitze dann da drin, guck mir diesen Pfaffen an und denke mir: 'den kennst Du doch!' Dann war das einer von denen. … Na ja, dann hab ich mir von dem mal die Beichte abnehmen lassen. Hab mich da in den Beichtstuhl gesessen – das ist echt wie im Film. [lacht] Dann haben wir so geredet. Ich hab ihm erzählt, was ich jetzt machen soll, wenn ich jetzt ein Kind missbrauche, und so … Hin und her und so, na ja … Und ich hab das dann so hingelenkt, dass er irgendwann mal kapiert hat, dass er gerade eines seiner Opfer vor sich hat. Dann war er auf einmal ganz still. Dann hab ich ihn vermöbelt. … Ja.
HMV: War das Rache?
Bonobo: In diesem Fall war es Rache! Ja. … Alle Anderen waren einfach nur aus Spaß. Aber ich glaube, da kommen wir jetzt einfach zu weit vom Thema ab. Das kommt später dann!
HMV: Gehen Sie zurück zum Thema.
Bonobo: Ich hab halt eine gewisse Karriere … ja … gestartet, als kleiner Kinderpornodarsteller! Ich hab ... Also normalerweise sind Kinderpornos ohne Text aber ich hatte meinen Text! Ich hatte auch Spaß daran. Eine regelrechte schauspielerische Leistung! [Schweigen] Ich wollte nicht immer machen, wollte nicht alles machen, wurde aber gezwungen. Entweder – oder meistens … Mit dem Hund, das hat irgendwann nicht mehr gezogen, weil das war ja … „Krieg ja eh wieder neue. Von daher gesehen, ist es Wurst.“ … Also vollkommen abgestumpft, was das betrifft. Dann ist man dazu übergegangen, weil man gemerkt hat, wie gut Miriam … Wenn man mir dann droht, ich kann die Miriam heute nicht sehen oder mit ihr nicht spielen oder so was … Ich war da schon sehr folgsam geworden. Damit hat man mich halt bei der Stange gehalten. Andere wurden verprügelt, geschlagen, verbrannt …
HMV: … Wie bitte, „verbrannt“?
Bonobo: Ja, mit Zigaretten oder Zigarren, besser gesagt. Oder … Ach, was ihnen halt so eingefallen ist. Oder mit einem Messer geritzt. … [atmet tief aus]
HMV: Diese Kinder wurden teilweise, sagten Sie, für dieses Bordell „produziert“ …
Bonobo: … gezüchtet!
HMV: Gezüchtet?
Bonobo: Das ist, glaube ich, dafür der beste Ausdruck!
HMV: Handelte es sich auch um entführte Kinder?
Bonobo: Oder das! – Ja.
HMV: Und es gab Eltern, sagten sie, die ihr eigenes Kind dort hingebracht haben.
Bonobo: Ja, gab es auch. ... Oder verkauft haben! Also, komplett verkauft haben! – Bangladesch! Ich kann mich an einen Jungen erinnern, der war zwölf.
[Schweigen]
HMV: Mir fehlt es jetzt an Phantasie. – Ich kann mir das nicht vorstellen.
Bonobo: Meistens werden Babys verkauft, weil man die besser über die Grenze kriegt!
HMV: Bitte, die man ...?
Bonobo: … Weil man die besser über die Grenze kriegt! Wenn man ins Ausland fliegt und kauft sich dort ein Baby ein … In Bangladesch ist das überhaupt kein Problem mit den Papieren, das kostet ein paar Cent und das Ding ist erledigt! Also damals waren es noch ein paar Pfennig! Die Eltern kriegen dafür Geld und die sind, teilweise, sogar recht froh, dass sie sie los sind. Weil sie, erstens einmal, ein Maul weniger zu stopfen haben und zweitens haben sie Geld dadurch. Und dass die Kinder in irgend so einem Kinderbordell verschwinden … Ob sie das genau wissen, bezweifle ich jetzt einmal. Ich gehe davon aus, dass die der Meinung sind, dass die in einer netten Familie unterkommen ... Oder wie auch immer. Und mit der Einwilligung dieser Eltern ist es kein großes Problem mehr, die nach Deutschland einzuführen. Dann sind sie weg.
HMV: Es gibt dann auch kein Jugendamt, das sich um ein solches Kind …
Bonobo: Nö!
HMV: … kümmert, von dem man weiß, durch die Einreise, dass es sozusagen ein adoptiertes Kind ist? – Oder wird das vom Staat gar nicht wahrgenommen?
Bonobo: Interessiert doch keinen! Interessiert keinen Menschen!
HMV: Mit anderen Worten: Deutsche fliegen ins Ausland …
Bonobo: … unter anderem Deutsche – es gibt auch andere!
HMV: … kaufen dort ein Kind, reisen mit diesem Kind ein, weil sie nach ausländischen Papieren Adoptiveltern sind?
Bonobo: Ja.
HMV: Niemand interessiert sich dafür?
Bonobo: Nicht, dass ich wüsste! Da wird nur in den Einreisepapieren geguckt. Da wird ja nichts eingetragen! Also ich hab's nicht erlebt, dass irgendwo etwas von dem Kind, vom Jugendamt oder … dass etwas Lebendiges über die Grenze gekommen ist. Also bei Tieren wird das gemacht, anscheinend – aber bei Kindern?! Das wird nicht erfasst!
HMV: Haben Sie so etwas selbst gemacht?
Bonobo: Nicht Flugzeugtechnisch. Als die Grenzen dann auf waren, in Europa, musste ich! Es war nicht freiwillig. ... [stöhnt]
HMV: Wohin sind Sie gefahren?
Bonobo: [Schweigen] Europa.
HMV: Irgendwo in Osteuropa?
Bonobo: Auch. Aber nicht nur! … Wo halt Kinder gezüchtet werden, produziert werden. Ich musste die dann abholen. Als die Grenzen noch standen, bekam ich explizite Anweisungen, wann ich an welche Grenze zu fahren habe, mit wem ich was zu besprechen habe, wem ich welche Papiere und was zu geben habe. Das war minutiös geplant, aufs I-Tüpfelchen genau!
HMV: Das heißt, an den Grenzen waren Personen, mit denen kooperiert wurde?
Bonobo: Ja.
HMV: Und die nicht genau hingesehen haben?
Bonobo: Richtig. Da waren halt ein paar Tausender, die hat man hingelegt. … Ein einträgliches Geschäft!
HMV: Grenzbeamte, auf der deutschen Seite, wie auch auf der anderen Seite?
Bonobo: Richtig. Auf der deutschen Seite war es halt etwas teurer. Aber im Endeffekt genau das Gleiche. Wie gesagt, ich hatte explizite Anweisungen, wann ich da vorbeizufahren hab, mit wem ich zu reden hab, wem ich wann was zu geben hab. Es waren unter Umständen auch einmal Frauen mit im Auto gesessen, wo dann behauptet wurde, das ist die Mutter von den Kindern und ich bin der Freund von dieser Frau. Solche Sachen halt. Wenn es nicht so ganz hundertprozentig klar war, hat man das noch gehabt. Und wenn sie mal in Deutschland sind, ist es eh vorbei. Die Frau wurde irgendwann ins Flugzeug gesetzt, ist dann zurückgeflogen worden, wo sie hingehört. Und das war's.
HMV: Und was passierte dann mit diesen Kindern, wurden die direkt in das Bordell gebracht?
Bonobo: Mittelsmänner oder in Bordells, ja.
HMV: Was passiert dann?
Bonobo: Dann werden sie systematisch aufgebaut und vergewaltigt.
HMV: Also so ähnlich, wie es Ihnen erging, als Sie zum ersten Mal in das Bordell gebracht wurden?
Bonobo: Ja – nur nicht ganz so vorsichtig! Weil da geht man halt gleich einmal ran, das ist … Die Entjungferung eines Jungens oder eines Mädchens ist sauteuer – sauteuer!
HMV: Das heißt, diese Kinder werden umgehend einem Freier oder einer Freierin ausgeliefert?
Bonobo: Richtig. Der zahlt bis zu einer halben Million, nur um ein drei-, vierjähriges Kind entjungfern zu können. Die stehen auf Blut oder auf Schmerz, was weiß ich. Keine Ahnung, was die davon haben. Ich persönlich finde es einfach nur ekelhaft! Die zahlen sehr (!) viel Geld dafür. So etwas wird natürlich auch gefilmt! Diese Filme sind wahnsinnig teuer. … Zwanzig-, dreißigtausend aufwärts.
HMV: Für eine Kopie?
Bonobo: Ja. Ich habe solche Filme ins Internet gestellt. Und die Preise waren dreißig-, vierzig-, fünfzigtausend – DM damals noch. Und die sind verkauft worden, nicht zu knapp!
HMV: Das heißt, das ist wirklich etwas, wo man sagen kann, dass es die Highsociety sein muss, die so etwas kauft. Es müssen sehr reiche Leute sein, die überhaupt in der Lage sind, Aufnahmen von solchen Handlungen zu bezahlen. Sie sprachen anfangs davon, der Preis für den Besuch dieses Bordells begann bei zweieinhalbtausend, jetzt sprachen Sie von einer halben Million …
Bonobo: … zum entjungfern! Ja – wird durchaus bezahlt.
HMV: Diese Praktiken, dass ein Kind zu Tode kommt … Ist das geplant oder wird das in Kauf genommen?
Bonobo: Also was das Baby betraf, das war geplant. Das würde ich heute so sagen, dass das von dem Kunden von vornherein geplant war, dass das Kind nicht überlebt. Weil, man steckt seinen Penis nicht so weit in einen Hals, dass es keine Luft mehr kriegt! Das kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein Unfall ist! … Ah … Es mag vielleicht auch Unfälle geben!
HMV: Wissen Sie noch, was das für ein Mann war? War es ein jüngerer Mann, ein älterer Mann?
Bonobo: Der war mittel. Ich würde ihn auf dreißig, vielleicht fünfunddreißig schätzen. … Von jung bis uralt war alles dabei. Dünn, fett, jeder Rasse, Entschuldigung, jeder Nation. Alles, was man sich vorstellen kann. Also auch Türken, Russen, Japaner, Chinesen, alles, alles!
HMV: Sie wurden dann auf diesen Kinderstrich geschickt?
Bonobo: Ja! Nach vielen Erlebnissen! Ha!
HMV: Da war es dann egal, ob sie aktiv mitmachen oder es über sich ergehen lassen?
Bonobo: Da kostet man dann nur noch 20, 30, 50 Mark. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Da ist dann ein … Zuhälter, Aufpasser eigentlich, weil Zuhälter ist es keiner. Zuhälter ist ja „die Organisation“ an sich. Aber das sind Aufpasser … Ja! Dann verscherbelt man seinen Körper für ein paar Euro, ach, ein paar Mark.
HMV: Wurden Sie an diesen Einnahmen beteiligt?
Bonobo: Ein Stück weit, ja.
HMV: Ein Taschengeld?
Bonobo: Ja, einen Obolus hab ich gekriegt. – Jetzt wird’s krank! Es ging quasi vom Kunden aus dem Auto raus, hab das Geld abgegeben, hab da meinen, quasi Anteil gekriegt, mit dem Anteil bin ich zum nächsten Mädchen, hab viel dafür bezahlt, dass ich mit ihr Geschlechtsverkehr hatte.
HMV: Wann haben Sie erkannt, dass Sie vom Opfer zum Täter geworden waren?
Bonobo: Aus heutiger Sicht, mit acht Jahren. Da war ein Junge, das hab ich vorher angesprochen, der M. B., der von seinen Eltern da hingebracht wurde. Wir waren in dem Swimmingpool, haben da geplanscht, er war ganz neu, ich hab ihn als wunderhübsch empfunden und hab den Gedanken, mit ihm einfach Sex machen zu wollen, nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Ich hab mich zu ihm auf den Beckenrand gesetzt, hab ihn gestreichelt, wollte ihn befummeln, er hat sich dagegen gewehrt, ich hab's dann wieder probiert, er hat sich wieder dagegen gewehrt. Dann hab ich mir Hilfe vom Gilbert geholt. Der hat gleich Kameras geholt, hat sie aufgestellt und dann, in gewohnter Manier, den Kleinen gezwungen, jetzt still zu halten, damit ich meinen Spaß an ihm hab. Wie die Anderen! Ihm war es sichtlich unangenehm, das war mir scheißegal. Ja, ich hab dann mit ihm Analverkehr gehabt, so wie man es halt kennt. Und an dem Tag war ich natürlich das absolute Highlight! Also, ich bin dann gelobt worden. Ich hatte Anerkennung, wonach man auch als Kind lechzt. Anerkennung! Ich wurde gelobt, ich wurde betatscht, ich wurde gestreichelt! Ich hab alles gekriegt, was ich wollte. Ich hab da meine erste Zigarette gekriegt, die Marke Camel. Die Miriam hat mir das Rauchen beigebracht. [kichert] Ich war fast erwachsen! Ich hab mich erwachsen gefühlt! Und damit stand für mich fest: Sex vor der Kamera ist – produktiv! Und umso mehr ich das freiwillig mach, umso mehr Spaß ich daran zeig, umso mehr lobt man mich, umso mehr erkennt man mich an, umso besser geht es mir einfach! Das hab ich in vollen Zügen ausgenutzt und auch genossen! Ich hab es dann auch geschafft, dass ich ein Stück weit Wahlrecht hab, was in den Filmen gemacht wird. Zwar nicht allzu viel aber ein bisschen konnte ich schon mitsprechen und fordern. Wenn ich gesagt habe, 'will ich nicht' und so, dann hat man es auch gelassen …
HMV: … Was, beispielsweise?
Bonobo: Ja, wenn jetzt so ein alter, verschrumpelter Mann da war, so 60, 70, 80, was weiß ich wie alt … Nein, wollte ich einfach nicht!
HMV: Sie hatten also ab einem bestimmten Zeitpunkt die Möglichkeit, sich Ihre Freier auszusuchen?
Bonobo: Bis zu einem gewissen Grad! Ging nicht immer, aber bis zu einem gewissen Grad. Das war natürlich eine Frage des Preises. Wenn der mich unbedingt haben wollte und hat genügend Geld hingelegt, dann hatte ich auch keine Rolle mehr. Dann hat Gilbert gesagt: „Gut, du machst!“ Dann ist der Bonobo gehupft! … Spielarten! – Ich kann mich an einen Freier erinnern, der wollte Sex im Auto haben und er wollte, dass ich mich wehre. Er wollte quasi eine Vergewaltigungsszene. Ich war schon immer ein sturer Bock und hab genau das Gegenteil gemacht. Das war mitten im Winter. Da ist der voll ausgetickt und fing an, auf mich einzuschlagen. Ich hab es dann irgendwann geschafft, die Autotür aufzukriegen. Da war meterhoch Schnee gelegen. Da bin ich ab! Halb erfroren haben sie mich dann irgendwo im Wald gefunden und mich dann wieder aufgepäppelt. Dann gab es Freier, die waren liebevoll, sehr liebevoll! Dann gab's brutale … Manche standen auf ganz komische Dinge. An etwas, woran ich mich noch erinnern kann, wo ich heute noch Schwierigkeiten habe, ist duschen. Ich hab's ganz schwer in der Dusche! Da war mal ein Freier, der war so vierzig vielleicht. Ich war neun, so um den Dreh rum. Der wollte Sex mit mir in der Dusche haben, dreht das Wasser da auf … Ich weiß nicht genau, ob ich mich irgendwie blöd angestellt hab oder ob ich es ihm einfach nicht recht machen konnte … Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall geht der da her und dreht die Dusche auf heiß! Verbrüht mich damit, ich fang zu schreien an, Gilbert kommt rein, haut ihm eine ins Gesicht, der knallt mit dem Kopf an die Fliesen. Ich kann mich an zwei Geräusche erinnern, die ich heute noch höre. Einmal an die Fließen, die geplatzt sind, dann der Schädel, der Knochen. Das waren zwei verschiedene Geräusche innerhalb einer Nanosekunde. Dann sehe ich diesen … Kerl, die Fließen runterrutschen. Blut-Spur. Dann hängt der so da, zappelt noch ein bisschen. Blut aus den Augen, aus den Ohren, aus der Nase, aus dem Mund. Der zieht mich dann da aus der … aus der Dusche raus, der Gilbert: „Beruhige dich wieder! Hör auf zu plärren!“ … Ja! … Und seitdem gehe ich freiwillig in keine Dusche, ist also ganz schwer! Es geht jetzt momentan, weil die Dusche im Zimmer ist. Ich kann durchgucken, früher war das so ein Milchglas. Da kann ich jetzt durchgucken, das geht!
HMV: Da ist also ein weiterer Mord verübt worden, vor Ihren Augen!?
Bonobo: Wie sie natürlich den verfrachtet haben – keine Ahnung! Da war ich noch zu jung! … Was vielleicht auch mal gut zu erwähnen wäre, ist … Also Weinen hat gar nichts gebracht! Ganz im Gegenteil, da wurde es sogar manchmal noch schlimmer. Da haben sie sich noch richtig dran aufgegeilt. Wütend zu werden, hat auch nicht viel gebracht. Das Beste war eigentlich, mitmachen! Ich hab dann irgendwann gespannt, was den Männern am besten gefällt. Dann hat man immer wieder mal die gleichen Kunden gehabt, wo man wusste, der will dies am allerliebsten, der mag das am allerliebsten, dass es relativ schnell geht. Je schneller man ist, um so mehr Kunden kriegt man, um so mehr wird man gelobt. Ich kann mich erinnern, dass ich mal gesagt hab: „Mensch, das tut aber weh!“ Und dann sagte der zu mir: „Ja, Liebe tut nun mal weh!“ Solche Sprüche gab's dann halt.
HMV: Das heißt, Sie haben dieses Wohlverhalten irgendwann angelegt, weil Sie gelernt hatten: Damit ist es eigentlich weniger schlimm.
Bonobo: Richtig. Es geht schneller rum, es ist zwar immer ekelhaft, oder wie auch immer. Aber um so mehr man zeigt, es würde einem Spaß machen, man sogar selber Ideen entwickelt, man sagt, 'Nun ja, ich mach jetzt mit dir das oder das – was hältst du denn davon?', solche Sachen, dann ist der Feuer und Flamme und der spritzt relativ schnell ab, ist relativ schnell fertig. Man hat seine Ruhe, man wird nicht auf Warteschleife gesetzt, quasi. Weil das ist ein Unterschied, ob man jetzt daliegt und der fummelt jetzt am … Vögelt einen in den Arsch, eine halbe Stunde oder fünf Minuten – das ist ein Unterschied! Um so schneller der fertig ist, um so besser ist das für mich, als Opfer.