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3.1 Immunologische Grundlagen des Zentralen Nervensystems

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Lange Zeit wurde das ZNS als immunprivilegiertes Organ betrachtet, eine Ansicht, die in den zurückliegenden Jahren immer stärker hinterfragt wurde (Cserr et al. 1992; Negi und Das 2018). Das ZNS enthält ein Reservoir verschiedener Zellen, die nach entsprechender Stimulation spezifische Moleküle exprimieren, die eine Interaktion mit immunkompetenten Zellen ermöglichen bzw. zu einer Freisetzung von Zytokinen oder chemotaktischen Zytokinen, sog. Chemokinen, führen ( Abb. 3.1). Eine Schädigung des ZNS-Gewebes induziert die Aktivierung residenter Immunzellen (Mikroglia und Astrozyten ) im ZNS, mit konsekutiver Aufregulation sog. MHC (Major Histocompatibility Complex)-Moleküle (beim Menschen auch HLA-Moleküle genannt), die für die Antigenpräsentation wichtig sind sowie zugehörige kostimulatorische Moleküle ( Abb. 3.3). Darüber hinaus


Abb. 3.1: Das zentrale Nervensystem beinhaltet zahlreiche zelluläre Komponenten, die ein lokales Immunmilieu formen. Unter verschiedenen Umständen können alle aufgezeigten Zellpopulationen MHC-Moleküle exprimieren, somit Antigene präsentieren und eine Immunantwort induzieren. Perivaskulär lokalisierte Makrophagen (exprimieren auch kostimulatorische Moleküle wie B7-1 und B7-2) (© Heike Blum).

führt eine Gewebeschädigung zur Freisetzung von Botenstoffen mit nachfolgender Rekrutierung immunkompetenter Zellen aus dem Blut in das ZNS. Mikrogliazellen sind somit wichtig für die Entstehung und Erhaltung eines entzündlichen Milieus im ZNS. Die rekrutierten, invadierenden Zellen sind Lymphozyten, Monozyten und dendritische Zellen, letztere spielen gerade bei der Reaktivierung invadierender T-Zellen eine entscheidende Rolle (Hemmer et al. 2005; Greter et al. 2005; Abb. 3.4). Die Invasion mononukleärer Entzündungszellen aus der Peripherie, also aus dem Blutstrom, wird begleitet von einer zunehmenden Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke , was einerseits den Einstrom zellulärer Komponenten in das ZNS erleichtert und andererseits auch den Übertritt größerer Moleküle aus dem Blut in das ZNS-Gewebe hinein ermöglicht. Der Wirkmechanismus von Natalizumab beruht in der Blockade des Übertritts von CD4+-T-Zellen ( Abb. 5.1: Natalizumab).

Durch die Entzündung kommt es im ZNS zur Freisetzung von Antigenen im Bereich der Läsion, die aus dem ZNS hinaus passiv oder über phagozytotische Zellen aktiv in drainierende Lymphknoten transportiert werden. In den lymphatischen Organen kommt es hingegen zur Aktivierung von T-Zellen, die dann eine immungerichtete Antwort gegen diese Antigene initiieren oder perpetuieren ( Abb. 3.3).

Im Lymphknoten werden ebenfalls B-Zell-Antworten initiiert. Unklar bleibt gegenwärtig, ob die terminale Differenzierung von T- und B-Lymphozyten im Gehirn oder in lymphatischen Organen stattfindet (Uccelli et al. 2005).

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