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3.4.4 Das andere Gesicht der Entzündung
ОглавлениеDie bisherige Ansicht, dass die lokale Entzündungsreaktion im ZNS nur deletäre Elemente in sich birgt, hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass Entzündungszellen nicht nur hilfreich für das Gewebe sind, sondern möglicherweise sogar neuroprotektive Effekte mediieren können. So konnte gezeigt werden, dass der sog. brain-derived neurotrophic factor (BDNF), ein neuroprotektives Molekül, in MS-Läsionen von invadierenden T-Lymphozyten exprimiert wird (Kerschensteiner et al. 1999; Stadelmann et al. 2002) (Hohlfeld et al. 2001; Kerschensteiner et al. 2003).
Zusätzlich wird seit einigen Jahren die Bedeutung regulatorischer B- und T-Zellen (Bregs und Tregs) untersucht. Tregs sind wichtig, um die Selbsttoleranz zu erhalten, Autoimmunität zu verhindern und die Immunreaktion auf Stimuli zu begrenzen. Sie sind immunologisch durch die Expression von CD25 und FAxP3 definiert (Fontenot et al. 2003).
Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass bei der EAE in Phasen der klinischen Stabilität die Zahl der Tregs in den Läsionen zunimmt. Treg-Eliminierung führt folgerichtig zu einer Krankheitsverschlechterung (Duffy et al. 2018). Bei MS-Patienten wurde festgestellt, dass Tregs phänotypisch verändert und funktionell eingeschränkt sind (Haas et al. 2007; Viglietta et al. 2004). Wie Untersuchungen erwiesen, können neben Tregs auch aktivierte B-Zellen Immunreaktionen durch Zytokinproduktion unterdrücken, insbesondere mittels IL-10, aber auch IL-35 oder TGF-β (Lampropoulou et al. 2010; Rosser et al. 2015). Damit ist die Einwanderung von Lymphozyten nicht notwendigerweise ein destruktives Ereignis für das ZNS, sondern kann auch protektive Eigenschaften haben (Zozulya und Wiendl 2008).