Читать книгу Multiple Sklerose - Heinz Wiendl - Страница 54
3.4.5 Axonale Schädigung und Neurodegeneration
ОглавлениеDas Ausmaß an axonalem Verlust in der Pathogenese der MS ist größer als zuvor angenommen und trägt offenbar maßgeblich zur klinischen Progression der Erkrankung bei (Medana und Esiri 2003; Fisniku et al. 2008). Interessanterweise zeigt sich, dass das Ausmaß axonaler Schädigung besonders in den ersten Jahren einer klinisch floriden MS hoch ist (Kuhlmann et al. 2002; Schirmer et al. 2013; Pfeifenbring et al. 2015). Die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen sind derzeit noch nicht vollständig geklärt, doch es scheint ein multifaktorieller Prozess zu sein (Neumann 2003). Neben der Entzündung gibt es Hinweise darauf, dass sowohl die Destruktion von Kalium- und Kalziumkanälen, oder des axonalen Transports, eine mitochondriale Fehlfunktion (Dutta et al. 2006; Campbell et al. 2011; Campbell at al. 2014) als auch oxidativer Stress (Fischer et al. 2012; Haider et al. 2011) eine Rolle spielen.
Eine wesentliche Frage, die es zu beantworten gilt, lautet, ob und wie sich axonale Schädigung und Demyelinisierung bedingen (Irvine und Blakemore 2008). Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Myelinhülle Axone vor direkten Attacken des Immunsystems zu schützen vermag und somit die primär stattfindende Demyelinisierung eine sekundäre Schädigung von Axonen bedingt (Rodriguez 2003). Dafür spricht ein gewisser protektiver Effekt durch eine Remyelinisierung (Schultz et al. 2017). Eine alternative Hypothese geht davon aus, dass eine Fehlfunktion der Oligodendrozyten ausreicht, um eine axonale Degeneration zu induzieren (Lappe-Siefke et al. 2003).