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ОглавлениеHamburg-Barmbek
Der Schreck, der ihm in die Glieder gefahren war, als er die Schlagzeile in der Zeitung gesehen hatte, steckte immer noch in ihm.
Ein Mord war in der heutigen Zeit nichts Besonderes. Doch diese Gewalttat hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Vor wenigen Wochen hatte er den Juwelier aufgesucht, damit dieser die Kette schätzte. Nun war dieser tot. Konnte das Zufall sein? Er wusste nicht, warum er einen Zusammenhang zwischen seiner Kette und dem gewaltsamen Tod des Juweliers vermutete. Aber aus genau diesem Grund war ihm angst und bange geworden. Schließlich wusste er nicht, ob der Mord etwas mit seinem Besuch zu tun hatte.
In dem kurzen Artikel war etwas von einem Gegenstand erwähnt worden, der zu fehlen schien, aber auf Fotografien erhalten war. Dunkel erinnerte er sich daran, dass der Juwelier mit der Kette in die hinteren Räume gegangen war. Angeblich um die Reinheit des Goldes zu überprüfen. Hätte er da nicht die Möglichkeit gehabt, die Kette zu fotografieren? Die Zeit hätte er gehabt. Nun wurde ihm einiges klar. Der Juwelier hatte den Wert des Schmuckstücks erkannt und wollte sein eigenes Geschäft machen. Deshalb war er in die hinteren Räume gegangen und hatte die Kette fotografiert. Deshalb hatte er sie auch im Geschäft behalten wollen. Hätte er die Kette da gelassen, er hätte sie sicherlich nie mehr wiedergesehen. Wie gut, dass er seinem Gefühl gefolgt war, dem Juwelier nicht zu trauen. Nun war der Juwelier tot und die Fotos mit der Kette befanden sich in den Händen der Polizei. Ihm wurde mulmig bei dem Gedanken, dass nun die Kette bekannt war. Vielleicht war sogar jemand aus dem Polizeidienst in dem Forum aktiv. Damit musste er rechnen. Solche Foren blieben nicht lange verborgen. Sicherlich wurde es überwacht. Vielleicht hatte ihm sogar ein Polizist ein fiktives Angebot geschickt. Er musste die beiden Gegenstände schnellstens loswerden. Sie hatten ihm von Anfang an nichts als Ärger gebracht. Den Fund hätte er gleich melden sollen, anstatt ihn mit nach Hause zu nehmen. Doch er hatte das Geld gewollt, brauchte es, denn Geld brauchte man immer. Und nun machten sie ihm nichts als Ärger.
Sein Blick fiel auf das Betttuch, das er über den Krug gestülpt hatte. In der Ecke des Zimmers störte der Krug ihn am wenigsten. Bedrohlich erschienen ihm die Umrisse, die sich unter dem Stoff hervorhoben.
Weg musste das Zeug, raus aus seiner Wohnung, aus seinem Besitz. Egal wie viel ihm angeboten wurde, er würde das höchste Gebot nehmen und dann die Dinger abstoßen und den Zaster nehmen.
Er ging zu seinem Computer und schaltete ihn ein. Das Gebot von vorgestern, wo 2.000 Euro geboten wurden, klang viel versprechend. Also würde er dem Bieter eine positive Antwort geben. Schon als er den Internet Explorer aufrief, bemerkte er, dass das Internet sehr langsam lief. Bis die Startseite des Forums geladen war und er sich angemeldet hatte, vergingen einige Minuten. Das Postfach seines Benutzernamens enthielt noch einige neue Nachrichten, die er sich ansah und sie grob überflog bis er den Preis für ein Gebot fand. Doch keine der Nachrichten enthielt auch nur annähernd ein Gebot, dass dem entsprach, dem er den Zuschlag geben wollte. Er schien sich im falschen Forum angemeldet zu haben. Niemand war bereit für die beiden Gegenstände viel Geld auszugeben. Vielleicht fürchteten sie, dass es sich um Schmuggelware handelte. Doch was waren denn die anderen Objekte, die dort angeboten wurden? Handelte es sich nicht um Diebesgut oder war die Herkunft der Gegenstände bloß nicht mehr nachzuvollziehen? Seine Objekte stießen nur auf geringes Interesse, damit musste er sich abfinden. Vielleicht war das Interesse an altägyptischen Gegenständen gesunken. Erneut rief er die Hauptseite seines Postfaches auf, in dem Augenblick, wo er die Nachricht des Bieters anklicken wollte, der den Zuschlag erhalten sollte, kam eine neue Nachricht herein. Kurz überlegte er, ob er die Nachricht anklicken sollte, doch als er den Betreff las, wo eine 3000 stand, klickte er die Nachricht ohne zu zögern an. "Ich biete 3.000 Euro für die beiden Objekte. Falls jemand anderes mehr bieten sollte, biete ich 500 Euro mehr als dessen abgegebenes Gebot. Kommen Sie aber nicht auf die Idee das Angebot höher zu schrauben, als das Höchstgebot eigentlich ist. Ich habe Freunde, für die es kein Problem sein wird, ihre eingegangenen Nachrichten zu überprüfen, selbst wenn sie diese gelöscht haben sollten."
Der Anbieter oder die Anbieterin - eigentlich konnte es bei der harten Formulierung keine Frau sein - mit dem Benutzernamen Putti schien genau zu wissen, was er wollte. Das gefiel ihm. Und das Gebot war in Ordnung. 3.000 Euro waren 1.000 Euro mehr als das Gebot des anderen Bietenden. So war das Leben, nur der mit dem meisten Geld kam an sein Ziel.
Er bewegte den Mouseanzeiger und klickte auf den Antwortknopf. Wer sich auch immer hinter dem Benutzernamen Putti verbarg, diese Person würde sich freuen.