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Er hatte Recht behalten, der Juwelier hatte ein falsches Spiel mit ihm spielen wollen. Die Kette war weit mehr wert, als dieser ihm gesagt hatte. Ein kleines Vermögen, das sich gut anlegen ließe, wenn er das Schmuckstück an den Meistbietenden verkaufte. Ob es sich nun um Elektrum oder reines Gold handelte, war völlig unerheblich. Die Kette war alt, sehr alt. Damit ließe sich Geld machen.

Doch warum war er angelogen worden? Warum hatte der Juwelier versucht ihn übers Ohr zu hauen? Wollte dieser ihn über den Tisch ziehen, um selbst das Geschäft seines Lebens zu machen? Möglich wäre es und je länger er darüber nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass dem so war. Warum hatte der Juwelier ihn betrügen wollen? Die Kette bestand nur aus dieser Gold-Silber-Mischung, Elektrum genannt, und diesen platten Steinen, die nicht viel Wert zu sein schienen. Weder ein Diamant noch ein Rubin war in das Amulett eingefasst und doch schien die Kette für den Juwelier so wertvoll, dass er sie gleich hatte behalten wollen. Dabei musste er doch solche Schmuckstücke zuhauf angeboten bekommen. Nicht dem Aussehen nach, sondern nach dem Goldgehalt. Seit dem Anstieg des Goldpreises wurden viele Erbstücke verkauft, sogar Zahngold. Was war nur das Besondere an dieser Kette? Waren es die ägyptischen Hieroglyphen? Die kunstvolle Verarbeitung der Kette? Oder dass Elektrum anstelle von Gold verarbeitet worden war? Er würde es nie erfahren, außer er suchte den Juwelier noch einmal auf. Ein Vorhaben, das er sicherlich nicht tun würde. Dafür war der Juwelier ihm zu suspekt gewesen. Schon als er ihn aufgesucht hatte, um die Kette schätzen zu lassen, hatte dieser das Schmuckstück behalten wollen. Was er auch immer damit bezweckte, ihm war es verdächtig vorgekommen und gegangen.

Jetzt saß er wieder in seiner Küche, die Kette auf dem Tisch, der Tonkrug stand daneben. Was sollte er nur mit den beiden Gegenständen anfangen? Sie jemandem öffentlich anzubieten schien unmöglich, ihm würden bei einer Übergabe Fragen gestellt werden. Zu viele Fragen, unangenehme Fragen. Fragen, die er nicht beantworten wollte und nicht konnte. Wer würde ihm glauben, dass er es gefunden hatte? Wenn bekannt wurde, wo er die Gegenstände gefunden hatte, würde es ihn garantiert den Job kosten und den brauchte er.

Ein fanatischer Sammler, das wäre, was er brauchte. Jemand, der nicht viele Fragen stellte, sondern stattdessen sein Scheckbuch zückte. So jemanden müsste er finden. Vielleicht stellte er die Kette erst einmal ins Internet. Den Tonkrug würde er dann auch noch loswerden. Vielleicht sollte er diesen als Zugabe mit anbieten.

Sein Blick fiel auf den Tonkrug, der nicht schwer schien und doch schwerer war, als er vermutet hatte. Ihm stellte sich abermals die Frage: Was war eigentlich in dem Krug? Der Klang war dumpf, wenn man ihn anschlug. Weitere Schmuckstücke waren nicht zu erwarten. Was mochte da drin sein? Zu hören war nichts, wenn er den Tonkrug schüttelte. Und doch war der Krug mit irgendetwas gefüllt. Befand sich Stoff im Tonkrug oder Sand, der in einen Sack eingenäht worden war? Es würde das hohe Gewicht erklären. Aber er wusste es nicht. Sah nur diesen Krug, aber nicht seinen Inhalt. Vielleicht enthielt er Gold. Seine Augen begannen zu leuchten. Mehrere schwere Goldbarren und er hätte ausgesorgt. Aber bevor der Gedanke sich in seinem Kopf festgesetzt hatte, resignierte er. Die Öffnung war für einen Goldbarren viel zu schmal. Das kostbare Edelmetall befand sich nicht darin und auch kein Schmuck. Das hätte den Krug nur noch schwerer gemacht, als er eigentlich war. Wahrscheinlich war es wirklich nur Sand. Doch würde das den Krug nicht auch viel schwerer machen? Nein, im Inneren musste sich etwas anderes befinden.

Er sah sich die Öffnung des Kruges an, die mit einer Wachsschicht verschlossen war. Die Schicht war dünn, sah zerbrechlich aus, doch wenn er auf das Wachs drückte, um es zu zerbrechen, hielt es stand. Bei genauerer Betrachtung musste sich unter dem sichtbaren Wachs noch eine andere Schicht befinden, die dafür sorgte, dass das Wachs jeglichem Druck standhielt.

Um an den Inhalt zu gelangen, würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als die unbekannte Schicht zu zerstören, oder, wenn ihm nichts anderes einfiel, den Tonkrug in tausend Scherben zu schmeißen. Doch es tat ihm um das Motiv leid, dass er dafür zerstören müsste. Nicht, dass es ihm persönlich etwas bedeuten würde, aber vielleicht gefiel es jemandem. Daraus ließe sich garantiert Kapital schlagen.

Geld - immer dachte er nur an das verdammte Geld. Immer wollte man das haben, was einem fehlte, wo man der Meinung war, dass man nicht genug davon hätte. Und wo konnte man das meiste Geld verdienen? Internetversteigerungen brachten nicht viel ein, wie er aus eigener Erfahrung wusste. Doch irgendwo im weltumspannten Netz der Computernutzer gab es ein paar Foren, wo solche Dinge, die er gefunden hatte, für teures Geld verkauft wurden. Solch ein Forum musste er nur finden. Oder sollte er es doch einem Museum anbieten? Sein schlechtes Gewissen plagte ihn wieder. In einer musealen Sammlung würden sich die Gegenstände gut machen. Wie allerdings sollte er erklären, wie er in den Besitz der Kette und des Kruges gekommen war? Für einen Dieb würde man ihn halten, ihn bestrafen und verurteilen. Ins Gefängnis würde er wandern, weil er einen Diebstahl begangen hatte. Dabei hatte er seinen Fund nur nicht gemeldet, sondern mit nach Hause genommen. Das war auch strafbar, aber noch lange kein Diebstahl. Er war kein Dieb, sondern wollte auch einmal ein Stück vom Glück abhaben. Einem Museum würde er seinen Fund nicht übergeben. Er wollte sein Leben in Freiheit verbringen.

Die Rollen des Seth

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